Diebstahl von Obst: Diebe gehen immer dreister vor
Anbauverbände berichten von kompletten Obstbau-Plantagen, die im Raum Heilbronn von Dieben abgeräumt werden. Die Methoden der Täter werden immer dreister.

Beim Diebstahl von Obst gehen die Täter immer dreister vor. Zu diesem Ergebnis kommen Vertreter der Landwirtschaft im Raum Heilbronn. In Nordheim und Eppingen haben Diebe in größerem Stil zugeschlagen.
Volker Alt, Obstbauer in Nordheim und auch auf dem Wochenmarkt in Heilbronn präsent, zählt zu den Geschädigten. Zehn Zwetschgenbäume haben Unbekannte komplett leergeräumt. "Die Leute füllen Plastiktüten", beschwert sich der Landwirt. Um Diebe abzuschrecken, hat er Kameras und entsprechende Warnhinweise installiert. Dabei ist das Filmen nur eine Notlösung. "Auf Feldwegen dürfen wir nicht filmen", weiß Volker Alt.
Diebstahl von Obst – Schaden im vierstelligen Bereich bei einem Bauern
Und selbst aussagekräftige Aufnahmen nützen ihm wenig: "Das ist nicht gerichtsfest." 200 bis 300 Kilogramm Äpfel seien ihm innerhalb eines Tages einmal abhandengekommen. Das entspreche einem Schaden in Höhe von 600 Euro. Auf zwei- bis dreitausend Euro Schaden in diesem Jahr sei er schon gekommen.
Die Diebe werden dabei offenbar immer unbedarfter. "Jemand ist sogar mit einem bedruckten Firmenauto aufgetaucht." Angezeigt hat Alt die Fälle bislang noch nicht, aus Zeitmangel, wie er sagt: "Wir befinden uns mitten in der Ernte, da hat man alle Hände voll zu tun."
Diebstahl von Obst: Krasser Fall in Eppingen
In Eppingen ist Obstklau im großen Stil aktenkundig geworden. Fred Walko, Leiter des dortigen Polizeireviers, berichtet über einen krassen Fall im Gewann Odenberg. Ende September sei eine entsprechende Anzeige gestellt worden. Allerdings habe zum damaligen Zeitpunkt die Tat bereits zwei bis drei Wochen zurückgelegen. Zwölf bis 15 verschiedene Obstbäume seien abgeerntet worden. Der Schadensumfang betrage demnach 20 bis 30 Zentner Tafelobst.
Entsprechend müsse ein Fahrzeug mit im Spiel gewesen sein. In Ausübung der Tat sei auch ein Zaun beschädigt worden. "In diesem Ausmaß gibt es das nicht oft", so der erfahrene Polizeibeamte. Fred Walko bestätigt, dass Fotoüberwachung als juristischer Beweis auf tönernen Füßen steht. Sein Tipp: häufigere Kontrollen der Bestände, Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Wachsamkeit. Auch helfe es, Diebstähle frühzeitig zu melden, um mögliche Beweise sichern zu können.
Diebstähle von Obst geschehen nicht spontan
Obstklau ist auch im Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg ein Thema. Es handele sich bei den betroffenen Obstarten in der Hauptsache um Zwetschgen und Walnüsse, die oft ganz gezielt abgeerntet würden, berichtet Geschäftsführer Rolf Heinzelmann: "Es scheint dann meistens kein spontaner, sondern ein durchaus vorgeplanter Diebstahl zu sein."
Teilweise könne durchaus auch eine gewisse Sortenkenntnis der Diebe angenommen werden. "Bei den Walnüssen kommt es auch immer wieder zu Baumschäden, weil man größere Holzprügel in die Krone wirft oder an den Ästen reißt."
Welche Obstsorten bei Dieben besonders hoch im Kurs stehen
Obstklau im großen Stil ist dem Landesverband für Erwerbsobstbau (LVEO) in diesem Jahr nicht bekannt geworden, Geschäftsführerin Kathrin Walter mit. Kleinere Mengen würden allerdings ständig entwendet. "Es kommt immer wieder vor, dass sich Radler den Fahrradkorb voll machen", nennt sie ein Beispiel. Der LVEO bietet seinen Mitgliedern Hinweisschilder an, die an die Vernunft der Mitbürger appellieren.
Die Diebstähle fallen in diesem Jahr auch deshalb stärker ins Gewicht, da die Erntemengen allgemein niedriger ausfallen als im mehrjährigen Mittel. Besonders große Ausfälle gibt es laut dem LVEO bei Zwetschgen. Limitierende Faktoren sind laut dem Verband regionale Spätfröste, Hagel sowie Hitze und Trockenheit.
Was den Hohenloher Bauernverband verärgert
"Es wird nicht mehr, aber immer unverschämter." So fasst der Geschäftsführer des Bauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg, Jan Schwarting, das Obstklaugeschehen zusammen. Es gebe Fälle, dass sich beim Diebstahl Ertappte gegenüber den Eigentümern patzig zeigen. "Die wenigsten Landwirte zeigen das an, weil sie wenig Erfolgschancen sehen", so Jan Schwarting.
Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems, bedauert, dass Diebstahl von Obst oft als Kavaliersdelikt abgetan werde. "Das ist dreist, da hinter jedem erntereifen Stück Obst die ganzjährige Arbeit einer Familie steckt." Die Selbstbedienmentalität sei auch in den unbewachten Verkaufsständen zu beobachten, wo immer wieder Kunden "vergessen", zu bezahlen. Maurer ärgert der Obstklau auch deshalb, weil es ja legale Alternativen gibt, kostenlos an Obst zu kommen. Der Landwirt verweist auf die Kennzeichnung von Obstbäumen, die jedermann zu privaten Zwecken ernten darf.
Mit dem Vollernter "versehentlich" den falschen Weinberg erwischt
Diebstahl spielt im Weinbau eine untergeordnete Rolle, schätzt der Präsident des Württembergischen Anbauverbands, Hermann Hohl, ein. Kleine Mengen würden "im Vorbeigehen" schon mitgenommen. "Eine Mundprobe wird von den meisten Winzern akzeptiert." Auch die Genossenschaftskellerei Heilbronn bleibt beim Thema gelassen. Größere Diebstähle, wie ein in der Nacht komplett geräuberter Weinberg vor zwei Jahren, seien Ausnahmen, so Geschäftsführer Daniel Drautz.