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Heilbronner Wochenmarkt: viel mehr als der Ort, wo Obst und Gemüse verkauft werden

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Von Frühaufstehern, Perlen einer Stadt und dem Einkaufskorb des Innenministers: Was es in einer Talkrunde zum 50. Geburtstag des Heilbronner Wochenmarktes zu sagen gab.

Talkrunde auf dem Wochenmarkt (von links): Steffen Schoch, Thomas Aurich, Heinrich Leutenberger, Thomas Strobl, Harry Mergel, Christhard Schrenk und Ulrich Fritz.
Foto: Andreas Veigel
Talkrunde auf dem Wochenmarkt (von links): Steffen Schoch, Thomas Aurich, Heinrich Leutenberger, Thomas Strobl, Harry Mergel, Christhard Schrenk und Ulrich Fritz. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Wenn er mit seinen Waren samstags auf den Wochenmarkt fährt, klingelt der Wecker von Ulrich Fritz um 3.45 Uhr. Um 5.30 Uhr baut der Landwirt aus Untergruppenbach seinen Stand auf, um 7 Uhr kommen die ersten Kunden zu dem Beschicker, dessen Familie vor dem Heilbronner Rathaus fast schon so lange Obst und Gemüse verkauft, wie es den Wochenmarkt gibt - seit fast 50 Jahren also. Das erfahren die Zuhörer bei einer Talkrunde zum Jubiläum des Marktes. Sie erfahren auch, was Landesinnenminister Thomas Strobl an diesem Morgen schon geshoppt hat: Spargel, Sellerie, Bärlauch und Kopfsalat.

Wo das Herz der Stadt schlägt

Geschichte und Geschichten rund um den Wochenmarkt entlockt Steffen Schoch, Geschäftsführer von Heilbronn Marketing, seinen Gesprächspartnern in einer lockeren Stehrunde mitten im Marktgeschehen. Für Harry Mergel ist der Wochenmarkt "eine schöne Gelegenheit, Freunde zu treffen". Der Markt ist daher für den Heilbronner OB "ein Kommunikationsmarkt, ein Begegnungsmarkt". Für Thomas Strobl ist es gar "traumhaft schön, hier einkaufen zu dürfen". Ein Markt - das sei eben das "pulsierende Herz einer Stadt".

Autos und Stände als Konkurrenten

Eigentlich wird in diesem Jahr mit verschiedenen Aktionen "nur" der Wochenmarkt in seiner modernen Form gefeiert. Tatsächlich ist das Marktgeschehen in der Stadt viel älter. 1146, vor fast 900 Jahren also, wurde erstmals ein Markt erwähnt. "Aber wir wissen nichts darüber", sagt der Mann, der ansonsten so ziemlich alles weiß über die Geschichte Heilbronns: Professor Dr. Christhard Schrenk, Direktor des Stadtarchivs.


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Er blickt zurück auf die 1920er, als der Siegeszug des Automobils begann und Autos für die Marktstände mehr und mehr zur Konkurrenz wurden. Dasselbe wiederholte sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Bei der Wiederbelebung der Markttradition 1973 bekamen die Stände Vorrang vor dem Auto.

Blick in die Zukunft des Heilbronner Marktes

"Was lesen wir wohl 2073 über den Wochenmarkt von 2023?", will Steffen Schoch von Schrenk wissen, und so wagt der Fachmann fürs Historische einen Blick in die Glaskugel: Man stehe an einem gewissen Wendepunkt. "Entweder es geht abwärts". An den Markttagen Dienstag und Donnerstag sei das zu sehen. "Oder es geht aufwärts, weil Qualität und Regionalität eine Chance haben. Das muss man aber stark stützen."

Gedanken über eine Markthalle

Für Thomas Aurich, Vorsitzender der Stadtinitiative, ist der Wochenmarkt eine Perle, die sich gegen viele Zeitgeisterscheinungen behauptet habe. "Jede Stadt lebt von solchen Perlen. Je mehr Perlen wir haben, desto attraktiver wird die Stadt." Was aber würde es für den Wochenmarkt bedeuten, wenn die nächste Perle eine Markthalle wäre? Aurich ist nicht bange: "Es wird beides gut funktionieren."

Erfahrungen andernorts zeigten: Viele Markthallen bestehen zu einem großen Teil aus Gastronomie. OB Mergel hat an diesem Vormittag keine Lust, über eine mögliche Markthalle zu sprechen. "Es geht ja um den Wochenmarkt." Dieser werde sich gut entwickeln, sagt Mergel - "egal, was drumherum passiert".

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Was der Slow-Food-Bewegung auf dem Wochenmarkt fehlt, das erklärt der Sprecher des Slow-Food-Conviviums Heilbronner Land, Heinrich Leutenberger: Im Bio-Bereich sehe er "momentan noch zu wenig".

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