Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Die Verzweiflung bei Gastronomen wächst

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Gastronomie fordert die Öffnung ihrer Betriebe - spätestens im Januar, sonst sei alles zu spät, sagt ein Heilbronner Wirt. Das Warten auf die angekündigte Novemberhilfe geht unterdessen weiter.

Beim Gang durch die Neckarmeile herrscht Depression. Die Restaurants haben geschlossen, nur wenige Heilbronner nutzen die Mitnahmeangebote. Foto: Mario Berger
Beim Gang durch die Neckarmeile herrscht Depression. Die Restaurants haben geschlossen, nur wenige Heilbronner nutzen die Mitnahmeangebote. Foto: Mario Berger  Foto: Berger

"Wir müssen aufmachen, wir verkraften das nicht mehr", sagt Vassilios Aetos verzweifelt. Der Grieche, der die traditionsreiche Waldgaststätte Jägerhaus im Heilbronner Stadtwald betreibt, lebt mit seiner Familie seit Monaten von Ersparnissen. Gab es für den Gastronomen beim ersten Lockdown noch Staatshilfen, ist seit der Schließung Anfang November kein Geld mehr geflossen. "Einen Antrag haben wir gestellt, bis heute aber nichts bekommen", betont Aetos.

Immerhin darf der Jägerhaus-Wirt am Wochenende am Parkplatz und auf der Waldheide Glühwein und Würstchen verkaufen. "Das hilft uns auf jeden Fall ein wenig und wir rosten nicht ein", sagt er. Den allermeisten Beschäftigten in der Branche bleibt nicht einmal dieser Trost.

Reserven sind vielerorts aufgebraucht

Deshalb schlägt auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Alarm. "Der Lockdown trifft nicht nur die rund 280 Unternehmen im Heilbronner Hotel- und Gaststättengewerbe mit voller Wucht, er bringt auch die Beschäftigten in existentielle Nöte", warnt Burkhard Siebert. "Wegen der meist niedrigen Löhne im Gastgewerbe und den fehlenden Trinkgeldern sind auch die letzten Reserven aufgebracht", sagt der NGG-Geschäftsführer für die Region Heilbronn.


Mehr zum Thema

Seit 2. November sind Lokale wie hier in der Gastromeile geschlossen. Der Bund verspricht Finanzhilfe.
Foto: Berger
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Corona-Hilfen: Noch fließt kein Geld


Das Geld der Mitarbeiter reiche kaum noch für die Miete. Deshalb fordert die NGG eine Corona-Sofort-Nothilfe von 1000 Euro. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt die Gastronomie in Heilbronn 2587 Menschen in 254 Betrieben, weitere 429 Beschäftigte arbeiten in 26 Hotels und Pensionen.

Angekündigte Hilfen bleiben aus

Knapp 20 von ihnen gehören zum Hotel-Restaurant Das Wildeck in Abstatt, das der Heilbronner Gastronom Jürgen Mosthaf im Jahr 2016 gekauft hat. "Wir haben damals mehrere Millionen investiert und waren in einem ruhigen Fahrwasser", schildert Mosthaf die Situation. Den ersten Lockdown habe man noch einigermaßen verkraftet. "Aber jetzt geht es uns schon an die Substanz, auch weil die angekündigten Novemberhilfen nicht fließen", sagt der 57-Jährige. Seine Fixkosten von gut 70.000 Euro im Monat liefen aber weiter.

Die Tilgungen für die 2016 aufgenommen Kredite habe man ausgesetzt, einige Mitarbeiter musste Mosthaf entlassen. "Vielen in der Branche geht es noch viel schlechter, da ist gar nichts mehr da", fürchtet er. Und auch wenn es im Januar weiterginge, würde es Monate dauern, bis Geschäftsreisen und Tagungen wieder anliefen. "Die Aussichten sind düster", sagt der erfahrene Gastronom.

Eine Verlängerung des Lockdowns über den 10. Januar hinaus darf es auch aus Sicht von Vassilios Aetos nicht geben. "Das ist die letzte Chance, dass wir überleben, sonst geht auch mental nichts mehr, egal wie stark man ist", warnt der Pächter des Jägerhauses.


Mehr zum Thema

Heilbronn, ein Stillleben: Schon am Donnerstag waren nur wenige Passanten am Abend unterwegs, jetzt drohen strenge Ausgangsbeschränkungen.
Foto: Ralf Seidel
Stimme+
Heilbronn
Lesezeichen setzen

Nächtliches Ausgehverbot für Heilbronn ist umstritten


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben