Der große Andrang im Handel bleibt am Tag eins noch aus
Wegfall der 3G-Regel sorgt noch nicht für ein grundlegend verändertes Einkaufsverhalten. Handel hofft jetzt auf einen Aufschwung in den kommenden Wochen.

Die Heilbronner Innenstadt ist um die Mittagszeit relativ leer. Die Menschen eilen ins Café, zum Imbiss, ins Schnellrestaurant. Nur wenige tragen Einkaufstüten. "Geht impfen", fordert ein Schild die Kunden an der Eingangstür zur Galeria auf. "Wir akzeptieren die Shoppingbändchen", verrät der Aufsteller wenige Meter weiter in der Stadtgalerie. Die werden allerdings ab sofort nicht mehr gebraucht, nachdem die Landesregierung am Dienstag den Wegfall der 3G-Zutrittsbeschränkungen im Handel verkündet hatte.
Unsicherheit bleibt
Dennoch ist bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen von Aufbruchstimmung wenig zu spüren. "Sehen Sie hier einen Kunden", fragt Sabine Keicher. Tatsächlich ist ihre Damen-Boutique in der Kirchbrunnenstraße leer. "Die Leute wissen inzwischen gar nicht mehr richtig, was tatsächlich gilt", teilt sie ihre Erfahrungen mit. Zudem hinterlasse die allgemeine wirtschaftliche Lage Spuren. "Die Situation ist nicht gerade einkaufsfreundlich. Diese Angstmacherei muss endlich aufhören, sonst wird es nicht besser", betont Sabine Keicher, die ihre Boutique seit elf Jahren betreibt. Sie hofft nun darauf, dass es in den kommende Wochen besser wird.
Kitty Molnar, die den ganzen Vormittag über in Besprechungen war, wurde am Dienstag von der Entscheidung aus Stuttgart regelrecht überrascht. Noch eine Woche zuvor war selbst das Reden über Lockerungen vor Ostern abgelehnt worden. "Das sind ja super Neuigkeiten. Jetzt brauchen wir also nur noch Maske und die Abstandsregel", freut sich die Center-Managerin der Heilbronner Stadtgalerie. Sie rechne jetzt auf jeden Fall mit einer höheren Frequenz im Einkaufszentrum.
Zwangloser Einkauf
"Schon beim Kippen der 2G-Regel vor drei Wochen habe man einen kleinen Fortschritt von gut 10 Prozent an Kunden verzeichnet", so Molnar. Spürbar ist dieser Fortschritt am Tag eins nach der Verkündung aber im Stadtbild noch kaum.
"Wir hoffen, dass jetzt wieder mehr Leben in der Stadt einkehrt", betont der Eppinger Modehändler Oliver Spiess. Die Leute seien in den vergangenen Monaten sehr vorsichtig gewesen. "Wie es die kommenden Wochen wird, kann zwar keiner sagen, aber die Entscheidung hilft uns allen auf jeden Fall", sagt Spiess.
Bei Mode Eli´s in Neckarsulm zählte der Tag heute jedenfalls zu den vergleichsweise besseren Tagen. "Die Leute waren heute gut unterwegs, aber es ist schwer zu sagen, ob es am tollen Wetter liegt oder an den gelockerten Corona-Regeln", rätselt Elvira Kulovac, die in der Neckarsulmer Innenstadt eine Boutique für Damen- und Herrenmode betreibt. Auch der Mittwoch als traditioneller Markttag in der Stadt mache sich bemerkbar. Die Laune der Kunden lasse sich aber gut beurteilen. "Die Menschen freuen sich auf jeden Fall, dass sie nicht mehr kontrolliert werden", betont die 42-Jährige.
Lockerungen werden begrüßt
Das geht auch Theresa Dinius so, die schon lange nicht mehr in Heilbronn unterwegs war. "Ich begrüße es sehr, dass alle Geschäfte wieder problemlos öffnen können", sagt sie am Nachmittag. Seit November habe sie keine Kleider mehr gekauft, bekennt die Fleinerin. "Freiheit ist für mich sehr wichtig, deshalb lasse ich mich ungern zu etwas zwingen", so Dinius, bevor sie ins nächste Geschäft geht. "Mal schauen, ob ich überhaupt etwas finde,", sagt sie lachend.
"Ich bin den ersten Tag mal wieder in der Stadt", sagt Ute Nowobilski, die sich in der Stadtgalerie umschaut. "Ich bin geboostert und habe mich immer an alle Regeln gehalten, aber jetzt begrüße ich es sehr, dass gelockert wird", unterstreicht die Untergruppenbacherin.
Der Eppinger Oliver Spiess erhofft sich jetzt auch ein Stück weit Aufbruchsstimmung für die am 20. Mai beginnende Landesgartenschau, die im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie verschoben werden musste. "Das ist jetzt einfach ein gutes Signal, auch mit Blick auf den Dauerkartenverkauf", betont der Modehändler.