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Das wärmste Jahr seit 1947 in der Region Heilbronn und Hohenlohe

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2022 bescherte viele Wetter-Extreme. Es war zu trocken, die Sonne schien ausgiebig, der Winter war fast ohne Schnee. Das sind die Ergebnisse der Wetterstation in Öhringen.

Kastanienbäume in Heilbronn hatten aufgrund der Trockenheit bereits im August die Blätter abgeworfen.
Kastanienbäume in Heilbronn hatten aufgrund der Trockenheit bereits im August die Blätter abgeworfen.  Foto: Seidel, Ralf

Als Rekordjahr geht 2022 in die Statistik des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ein. Seit Aufzeichnungsbeginn 1947 war es an der Station in Öhringen noch nie so warm: Die Mitteltemperatur betrug 12,2 Grad Celsius. Das sind 1,8 Grad über dem langjährigen Mittel, das sich aus der Periode von 1991 bis 2020 errechnet. Das vergangene Jahr war viel zu trocken, was der Natur und der Landwirtschaft zu schaffen machte. Das Soll an Sonnenscheinstunden wurde deutlich übertroffen. "Einzelne Jahreszeiten weichen deutlich ab", lautet das Fazit von Andreas Pfaffenzeller, Leiter Kundenservice beim DWD in Stuttgart.

 


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Wetterstation in Öhringen registrierte Rekordtemperatur an Silvester


Höchste Schneedecke am 2. April

Das Niederschlagsdefizit im Frühling steigerte sich im Sommer ins Extreme, so dass dieser Platz drei der ewigen Rangliste einnahm. Im gesamten Jahr 13 Prozentpunkte unter dem Soll, "das ist nicht wenig", bewertet Pfaffenzeller die geringere Ausbeute. Der Herbst war wie der Sommer der zweitwärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Und der Winter war kein richtiger. Bis auf zwei Tage im Dezember mit zwei Zentimetern waren drei Zentimeter am 2. April der höchste Wert. Damit war diese Jahrezeit weit entfernt von den 24 Tagen mit Schneedecke im langjährigen Mittel. An das sonnenreichste Jahr 1959 mit 2250,1 Stunden kam 2022 nicht heran, erreichte aber immerhin Podiumsplatz drei mit 2143,6 Stunden - das sind 120,6 Prozent des Mittelwerts.

T-Shirt-Wetter zum Jahreswechsel

Zu den Extremen gehörte auch der Jahreswechsel. T-Shirt-Wetter war bei 18,4 Grad Celsius an Silvester angesagt. Und in der Nacht zu Neujahr war es ebenfalls viel zu mild bei 13,2 Grad, fast vier Grad mehr als zum Jahreswechsel 2011/12. "Solche Nächte haben wir im Sommer auch", ordnet der Wetterexperte diesen besonderen Wert ein. Überhaupt: "Das ist schon markant", sagt Pfaffenzeller und hat insgesamt das Ausmaß der Abweichungen im Blick. "Normalerweise werden Rekorde im Zehntelbereich gebrochen." Würde man die Mittelwerte des Zeitraums von 1961 bis 1990 heranziehen, wäre die Diskrepanz allerdings noch größer.

 

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Fast 50 Tage durchgehend Hochsommer

Was Pfaffenzeller als "herausragend" und "ungewöhnlich" kommentiert, ist der Zeitraum vom 12. Juli bis 30. August. An diesen 50 Tagen wurden bis auf zwei Ausnahmen nur Sommer- und heiße Tage registriert, also Temperaturen von mehr als 25 beziehungsweise mehr als 30 Grad. Es herrschte quasi fast sechs Wochen lang Hochsommer. Das schlug sich auch in der Summe nieder: 2022 brachte es auf 87 Sommertage und 31 heiße Tage gegenüber 56 beziehungsweise 14 Tagen, die der langjährige Mittelwert ergibt. Der heißeste Tag des Jahres an der Wetterstation in Öhringen war der 4. August mit 36,9 Grad Celsius. Am kältesten war es mit -9,9 Grad am 17. Dezember. An Eistagen mangelte es im vergangenen Jahr mit nur neun, der Durchschnitt sind 13.

Sieben Monate mit Sonnenscheinüberschuss

Wirft man den Blick auf die einzelnen Monate, dann lässt sich folgendes feststellen: Neun Monate im Jahr 2022 lagen von den Temperaturen her über dem langjährigen Mittel. In sechs Monaten mangelte es an Niederschlag, wobei der Juli mit nur 20,9 Prozent Ausbeute besonders negativ auffiel. Der April war Spitzenreiter mit 172,7 Prozent des Mittelwerts. Mit 37,5 Millimetern ging der 8. April mit dem höchsten Tageswert in die Statistik ein. Sieben Monate erzielten einen Sonnenüberschuss, hier ragte der März mit 175,4 Prozent heraus.

Klimatologie ist Schwankungen unterworfen

Der Klimawandel, der immer wärmere Durchschnittstemperaturen und größere Trockenheit mit sich bringt, hat sich auch 2022 offenbart. "Da passt das Jahr rein", bestätigt Pfaffenzeller. Ist zu befürchten, dass das immer so weiter geht? "Das kann man nicht sagen", lautet die Antwort des Experten. Die Klimatologie sei typischerweise Schwankungen unterworfen. Und abgesehen von den Treibhausgasen, verursacht durch den Menschen, gebe es noch andere Unwägbarkeiten, die zum Klimawandel beitrügen. So erinnert er an einen Vulkanausbruch Ende des 19. Jahrhunderts, der durch die Abschirmung der Sonne kältere Jahre brachte.

 

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Klare Vorgaben für Warnungen

Sind es die zunehmenden Extreme, die die Sprache der Wetterberichte verändert hat? Gefühlt wird jeder Dauerregen, jedes Gewitter oder jeder Schneeschauer als unwetterartig vorhergesagt. "Ich gebe Ihnen insofern recht, dass es wesentlich mehr Wetterexperten in Anführungszeichen gibt, die ihre Meinung kundtun schon im Vorfeld, wenn wir noch gar keine Aussage treffen können", antwortet Pfaffenzeller. Die Meteorologie müsse sich an ein Warnschema mit klaren Schwellenwerten halten. Davon könne man nicht abweichen.

Es müsse objektiv meteorologische Kriterien geben, bevor die rote Karte gezogen werde. Mit Warnungen, die früher nur für den Katastrophenschutz gedacht waren, müsse man sehr verantwortungsvoll umgehen. "Wir wollen damit Schaden verhindern", sagt Pfaffenzeller und keine Panik schüren.

 


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