Das sagen die Heilbronner zur Corona-Situation in der Stadt
Mit einer Inzidenz von knapp 200 nimmt Heilbronn derzeit einen einsamen und traurigen Spitzenwert in Baden-Württemberg ein. Bei einer Umfrage zeigen sich manche überzeugt, dass sich in der Stadt immer noch zu viele Leute privat treffen.

Während in ganz Baden-Württemberg die Zahlen sinken, sind sie in Heilbronn zuletzt wieder gestiegen, aber scheinbar ohne besondere Vorkommnisse. Es muss wohl an den privaten Treffen liegen, vermuten die Menschen bei einer kleinen Umfrage der Heilbronner Stimme.
Siegfried Nietsch ist mit seiner Hündin im Alten Friedhof in Heilbronn unterwegs. Hier sieht er sie immer wieder, die kleinen Gruppen, die sich treffen und zusammensitzen, gern ohne Maske. "Die Leute treffen sich einfach immer noch zu viel, privat und in der Öffentlichkeit", ist der Heilbronner überzeugt. Da müssten Polizei und Ordnungsamt seiner Meinung nach viel härter durchgreifen, schon wenn sie Ansammlungen von drei, vier Leuten sehen.
So ganz klar seien die Ursachen für den hohen Inzidenzwert Heilbronns ja nicht. "Ich denke, es weiß eigentlich niemand, woher es kommt", meint Rolf Müller, während er vor einer Arztpraxis wartet. Sorge, dass die Maßnahmen hier deswegen länger dauern als anderswo, macht sich der Ellhofener nicht, denn: "Es wird überall länger dauern, nicht nur in Heilbronn. Das wird uns noch das ganze Jahr über beschäftigen." Müller denkt, dass die Leute zu ungeduldig sind und sich vielleicht deswegen nicht mehr an die Richtlinien halten.
Jadwiga Drabarek arbeitet im Altenheim. Maske und Desinfektion sind ihr Alltag. Das müsse auch sein, aber die geschlossenen Geschäfte, vor allem die kleinen, seien schon etwas frustrierend, vor allem wenn man die vielen Leute in den Supermärkten sehe. Viele Patienten, aber auch Mitarbeiter seien schon erkrankt. Sie selbst hat es im Dezember erwischt. "Ich war richtig krank, drei Wochen lang." Die Menschen wirken auf sie inzwischen depressiv, in der Arbeit auch ängstlich. "Wir müssen warten, dass es mit der Impfung besser wird."
Warum in Heilbronn die Zahlen so hoch sind? Auch Drabarek sieht abends, wenn sie nach ihrer Schicht nach Hause geht, oft Gruppen auf den Straßen, etwa im Stadtpark. "Wir haben hier viele Flüchtlinge, die laufen immer in Gruppen herum und achten nicht auf die Regeln", stellt sie fest. Kontrollen habe sie da aber noch nie gesehen. An uns kann es nicht liegen, weil wir nur zu Hause sind", meint eine 58-Jährige, die namentlich nicht in der Zeitung stehen will, als sie mit ihrem Mann einen Spaziergang macht. Es könne ja inzwischen nur noch privat sein – heimliche Treffen und Partys. "Ich vermute, dass die Älteren total aufpassen, schon wegen sich selber, aber die Jungen haben halt mehr Energie, die wollen raus", zeigt die Heilbronnerin auch etwas Verständnis.
Ihr Mann tippt: "Und Ausbrüche in Altersheimen." Schön sei der hohe Wert nicht, aber dann müsse man sich halt weiter schützen, bis die Impfung kommt und die Krankheit ausgerottet werde, wie es schon bei Masern oder Kinderlähmung der Fall war. Auch die beiden merken: "Jeder ist müde und will wieder ein normales Leben."