Für die hohe Inzidenz in Heilbronn gibt es keine einfache Erklärung
Warum bleibt Heilbronn Corona-Hotspot? Für viele gängige Theorien gibt es keine Belege. Das ist unbefriedigend, aber neben der Inzidenz gibt es eine wichtigere Zahl, kommentiert Alexander Hettich.
Gibt es eine befriedigende Antwort darauf, warum sich in Heilbronn die Corona-Situation auch nach wochenlangem Lockdown verschärft? Nein. Ist für die Ungewissheit jemand unmittelbar verantwortlich zu machen? Eher nicht. Die Stadt wiederholt gebetsmühlenartig, ihre besonders intensive Teststrategie sei eine zentrale Ursache für die hohen Werte. Wirklich belegen lässt sich das nicht, weil die Tests in den Stadt- und Landkreisen unverständlicherweise nirgends erfasst werden.
Fakt ist: Heilbronn hat ein eigenes Gesundheitsamt, andere Stadtkreise nicht. Dass die vergleichsweise üppige personelle Ausstattung beim Aufspüren von Kontakten eine Rolle spielt, ist nachvollziehbar. Aber das erklärt nicht alles. Seniorenheime sind wieder in den Fokus gerückt. Seniorenheime haben andere Städte auch. Ulm, strukturell in vielen Aspekten vergleichbar, erreichte bei der Inzidenz zuletzt nicht mal mehr ein Drittel des Heilbronner Wertes.
So bleibt vieles Spekulation, was denen Tür und Tor öffnet, die gerne einfache Erklärungen für komplexe Sachverhalte hätten. Vor allem in den sozialen Medien mangelt es nicht an Erkenntnissen, woran es ganz sicher liegt, dass Heilbronn so schlecht dasteht. Spielt die Bevölkerungsstruktur eine Rolle? Sind die Menschen hier undisziplinierter? Sind die Kontrollen zu lasch? Nichts davon lässt sich im Moment belegen.
Und so verständlich die Suche nach den Gründen ist, darf nicht aus dem Blick geraten: Es gibt eine wichtigere Zahl als die Inzidenz. Die der Covid-Intensivpatienten in den Krankenhäusern, und die sinkt auch in Heilbronn.