Corona-Prävention: Luftfilter an Schulen sind eine Seltenheit
Das katholische Bildungszentrum Heilbronn hat dank Spenden Lüfter angeschafft, die helfen sollen, das Ansteckungsrisiko in den Klassenzimmern zu verringern. Doch damit ist es eine Seltenheit in der Region. Warum sich Kommunen meist gegen die Anschaffung von Luftfiltern entscheiden.

Schüler, die in Winterjacken, mit Mütze und Maske dem Unterricht des ebenso dick eingepackten Lehrers folgen, das Fenster sperrangelweit auf. Wegen Corona ist Frieren Alltag an vielen Schulen der Region. Nicht so im Katholischen Bildungszentrum St. Kilian in Heilbronn. Zwar muss auch dort regelmäßig stoßgelüftet werden, doch im Dauerzug sitzt hier niemand mehr.
"Dank Spenden der Eltern und Zuschüssen des Fördervereins haben wir jedes Zimmer mit Luftfiltergeräten ausgestattet", sagt Marc Hennen, Schulleiter des Gymnasiums. Sie sollen mit Hepa-Filtern Aerosolpartikel aus der Luft entfernen. Im Bildungszentrum gibt es nun 65 Geräte für je rund 1000 Euro. "Wir haben sehr großen Zuspruch bei dem Thema erfahren, die Bereitschaft zu spenden war hoch." Der Pädagoge ist überzeugt: "Die Geräte sind ein weiterer Beitrag im Kampf gegen die Pandemie."
Filter als langfristige Investition geplant
Sein Kollege Daniel Kammerer, Schulleiter der Real-, Haupt- und Gemeinschaftsschule, hofft, dass sich die Filter als langfristige Investition bewähren, weil sie auch andere Viren herausfiltern könnten. Zudem seien die Schüler beruhigter. 28 Jugendliche dicht an dicht im Klassenverband der Zehnten - Alltag für Lea Weilbacher. "Ich vertraue der Technik", sagt die 16-Jährige. "Ich fühle mich mit den Filtern besser." Gelüftet werde trotzdem alle 20 Minuten. "Dafür sind extra zwei Mitschüler zuständig."
Filter hat auch Jagsthausen angeschafft, unter anderem für die Grundschule. 16 Stück gab es für kommunale Einrichtungen, für insgesamt rund 20 000 Euro. Förderungen erhielt die Kommune keine. Die Josef-Schwarz-Schule in Heilbronn und Erlenbach möchte sich auf die Frage, ob sie Filter angeschafft hat, nicht äußern.
In Heilbronn gibt es nun CO2-Ampeln
Für die Schulen in kommunaler Trägerschaft hatte sich der Gemeinderat Heilbronn in seiner Sitzung am 13. November gegen die Anschaffung von Filtern ausgesprochen. Räte und Verwaltung waren der Empfehlung des Umweltbundesamtes gefolgt, alle 20 Minuten bei weit geöffneten Fenstern zu lüften. Jüngst hatte es im Frankenbacher Bezirksbeirat Ärger wegen des Themas gegeben. Denn im September hatte der Beirat einen Antrag für Filter in Kita und Grundschule eingereicht und im November die Rückmeldung der Stadt erhalten, dass man keine Filter anschaffe und auch keine Spenden annehme.
Neueste Entwicklung in Heilbronn: Das Schul-, Kultur- und Sportamt hat nun für die 35 städtischen Schulen insgesamt 70 Kohlenstoffdioxid (CO2)-Messgeräte bestellt, die anzeigen, wann gelüftet werden muss. "Sie werden voraussichtlich nächste Woche verteilt. Je nach Schulgröße erhält jede Schule ein bis drei Stück", sagt Suse Bucher-Pinell, Sprecherin der Stadt.
Bad Wimpfen entscheidet gegen die Filter
Einen ähnlichen Weg schlagen Kommunen in der Region ein. Talheim hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung entschieden, elf Messgeräte für die Räume der Schlossbergschule anzuschaffen. 20 000 Euro hat Bad Wimpfen in die Hand genommen, um Kindergärten und Schulen auszustatten. "Wir haben uns mit dem Thema Luftfilter intensiv auseinandergesetzt", sagt Bürgermeister Claus Brechter. "Wir hätten relativ große Geräte gebraucht, es hätte Lärmemissionen gegeben, und zudem müssen die Anlagen gewartet und die Filter getauscht werden." Auch die Aufstellung sei nicht so einfach. "Und dann stellt sich auch die Frage, wer darf in die Nähe des Geräts und wer nicht?"
Ampel dient pädagogischen Zwecken
Dass das Bundesumweltamt die Geräte nicht empfiehlt, hätte alles noch fraglicher gemacht. "Das rechtfertigt in keiner Weise die Kosten von einer halben Million Euro. Wir hätten in Bad Wimpfen 100 Geräte gebraucht." Jetzt sollen die CO2-Ampeln daran erinnern, wann gelüftet werden soll. "Das dient eher pädagogischen Zwecken."
Weder in Neckarsulm noch in Eppingen gibt es Filter. Unter anderem böten sie keinen Schutz vor Tröpfcheninfektion, so Neckarsulms Stadtsprecher Andreas Bracht. Auch hier heißt die Devise: Mütze auf im Unterricht. Neckarsulm werde der Empfehlung, intensiv zu lüften, weiter folgen.