Schulen in der Region diskutieren über mobile Luftfilteranlagen
In Klassenzimmern soll nach Empfehlung des Landes alle 20 Minuten gelüftet werden. Eltern und Gemeinderäte bezweifeln, dass das reicht. Mobile Luftreiniger, argumentieren sie, würden zum Beispiel 90 Prozent der Aerosole aus der Luft entfernen.

Wo sich viele Menschen in einem geschlossenen Raum aufhalten, wird es schnell stickig, und Krankheitserreger können sich verbreiten. Gerade in Corona-Zeiten keine schöne Vorstellung. Und so heißt es seit Beginn des Schuljahres in den Klassenzimmern immer wieder: Lüften, lüften, lüften. Alle 20 Minuten für drei bis fünf Minuten bei weit geöffneten Fenstern, so empfehlen es das baden-württembergische Kultusministerium und das Umweltbundesamt. Ist das ausreichend?
Hepa-Filter entfernen 90 Prozent der Aerosole
Viele Eltern und Gemeinderäte sagen: Nein. Sie fordern, mobile Luftfilteranlagen für Klassenzimmer anzuschaffen. Diese nutzen Hepa-Filter, um Aerosole aus der Luft zu entfernen, laut Untersuchungen sogar 90 Prozent innerhalb von etwa einer halben Stunde. Da die Geräte die Luft nicht austauschen, sondern filtern, sind sie allerdings kein Ersatz für die Frischluftzufuhr über das Lüften.
Wie effektiv ist das Stoßlüften?
Der Möckmühler Grünen-Stadtrat Frank Herzberg sieht die Luftfilteranlagen dennoch als wichtige Ergänzung in den Schulen an. Seiner Meinung nach weist die Lüftungsstrategie des Landes mehrere Probleme auf: "Wenn es erst einmal richtig kalt wird, wird vermutlich auch nicht mehr so oft oder so lang gelüftet." Außerdem würde sich bei häufigem Stoßlüften die Temperatur zu sehr anpassen, so dass das Lüften nicht mehr so effektiv sei. Würden deshalb die Heizkörper auf Vollgas gestellt, sei der Energieverbrauch zudem enorm.
Gesamtelternbeiräte wollen sich an Kultusministerium wenden
Der Vorsitzende des Heilbronner Gesamtelternbeirats, Christoph Eberlein, stimmt in vielen Punkten zu: "Je nach Größe und Besetzung eines Raums reicht Lüften nicht aus." Besonders in Klassenzimmern, die keine Fenster haben, seien Luftreiniger nötig. Finanziell, so Eberlein, sollte das Land den Schulträgern unter die Arme greifen. "Wir sind mit den Gesamtelternbeiräten in Baden-Württemberg im Gespräch und werden uns an das Kultusministerium wenden."
Eine Aussprache im nächsten Schulträger-Treffen strebt auch Michaela Schädel vom Neckarsulmer Elternbeirat an: "Gelüftet werden muss trotzdem. Aber mit solchen Geräten vielleicht nicht alle 20 Minuten. Das würde sich mit Blick auf den Aspekt Kälte schon lohnen."
Wirksamkeit im Bezug auf Corona-Viren nicht nachgewiesen
Auch im Heilbronner Gemeinderat steht das Thema nun auf der Tagesordnung der Sitzung am 13. November. Als Reaktion auf zahlreiche Anträge und Anfragen bezieht die Stadtverwaltung Stellung: Die Wirksamkeit von Luftreinigern im Bezug auf Corona-Viren sei nicht eindeutig nachgewiesen. "Zudem beseitigen mobile Luftreiniger nicht die in Unterrichtsräumen übliche Anreicherung von Kohlendioxid, Luftfeuchte und diversen chemischen, teils geruchsaktiven Substanzen", heißt es in den Unterlagen an den Gemeinderat.
Auch in Eppingen ist die Anschaffung von Filteranlagen nicht geplant. Die Fenster in den Klassenzimmern der elf Schulen in der Trägerschaft der Stadt ließen sich öffnen, und man halte sich an die Vorgaben des Kultusministeriums.
Wer Kosten übernimmt, ist nicht klar
Christoph Eberlein hingegen glaubt, dass die große Hürde woanders liegt: "Der Kostenfaktor lässt zurückschrecken." Die Preise für Luftfilteranlagen bewegen sich zwischen 2000 und 5000 Euro pro Stück. Die meisten Bundesländer wollen sich an den Kosten nicht beteiligen.
Das baden-württembergische Kultusministerium verweist in einem Statement gegenüber stimme.de auf Mittel, die den Schulträgern bereits zur Verfügung stünden, wenn sie Lüftungsanlagen einsetzen wollten. Das Ministerium nennt konkret den kommunalen Sanierungsfonds, Mittel für die Schulsanierung im Doppelhaushalt 2020/2021, Gelder für die reguläre Schulbauförderung und Mittel aus dem Schullastenausgleich im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs.