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Hohe Dunkelziffer bei Corona – warum viele Infektionen nicht erkannt werden

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Arztpraxen und Krankenhäuser verzeichnen eine starke Zunahme an Fällen. Die Inzidenz liegt nach Aussage eines Heilbronner Arztes dabei über 1000, also weit höher als die offiziellen Zahlen.

Wer erkältet ist, sollte besser zu Hause bleiben. Oft wird eine Corona-Infektion erst nach Tagen erkannt.
Wer erkältet ist, sollte besser zu Hause bleiben. Oft wird eine Corona-Infektion erst nach Tagen erkannt.  Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Wenn Martin Uellner morgens in sein Wartezimmer schaut, sieht er eine Vielzahl hustender und schnupfender Menschen. "Man denkt, das ist vielleicht ein grippaler Infekt, aber oft ist es Corona", berichtet der Heilbronner Internist. Das Bewusstsein für die Krankheit, die drei Jahre lang für Ausnahmezustände gesorgt hat, sei verloren gegangen. Dabei gebe es durchaus ernst zu nehmende Verläufe der Erkrankung. Erfreulich sei, dass die Impfbereitschaft der über 60-Jährigen hoch ist. "Wir haben über 50 Impfungen am Tag." 

Corona-Schnelltest oft erst nach Tagen positiv

Ein Problem sei aber nach wie vor, so Uellner, das viele Schnelltest erst nach einigen Tagen anschlagen. "Es gibt zur Zeit eine hohe Zahl an Corona-Infektionen, die recht mild verlaufen." Nicht nur in seiner Praxis nehmen die Fälle zu, weiß der Vorsitzende der Kreis-Ärzteschaft. Gehe er von den Fällen allein in seiner Praxis aus, müsse man eine "vierstellige Inzidenz" annehmen.


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Im Stadtkreis Heilbronn liegt die 7-Tage-Inzidenz aber nicht bei über 1000, sondern derzeit bei 29,5, Tendenz steigend. Das bedeutet, dass in den letzten sieben Tage auf 100.000 Einwohner 24,7 gemeldete Corona-Fälle gekommen sind. Im Landkreis Heilbronn sind es nur 17,3. Auf den Intensivstationen liegen derzeit keine Covid-Patienten. 

Die SLK-Kliniken beobachten über den ganzen Verbund bereits seit Anfang/Mitte August wieder eine Zunahme. "Die Corona-Patienten, die wir unseren Häusern versorgen, sind aber nicht ursächlich wegen einer Corona-Infektion in stationärer Behandlung", berichtet Pressesprecher Mathias Burkhardt. "Vielmehr ist eine Infektion mit dem Coronavirus oft eine Begleiterkrankung, die bei vorerkrankten Patienten – die in der überwiegenden Mehrzahl auch schon älter sind – dann zu einer stationären Aufnahme führen." Auf den Intensivstationen werden vereinzelt sehr wenige Patienten mit einer Coronainfektion behandelt. Die Personalsituation spiegle immer eine Momentaufnahme wider und müsse von Bereich zu Bereich betrachtet werden. "So gibt es beispielsweise derzeit Stationen, die mit mehreren Personalausfällen gleichzeitig zu kämpfen haben und Stationen, auf denen dies nicht der Fall ist. Generell gilt: Auch wir im Krankenhaus spüren bei unserem Personal den Beginn der Infektsaison."

Auch in den Krankenhäusern steigen die Fallzahlen

Im Hohenloher Krankenhaus in Öhringen steigen seit zwei Wochen die Fälle bei den Patienten an, berichtet Sprecherin Ute Emig-Lange. "Wir haben seit letzter Woche kontinuierlich zehn bis zwölf corona-positive Patienten." Keiner davon müsse aber auf der Intensivstation behandelt werden. Unter den Mitarbeitenden gebe es nur wenige krankheitsbedingte Ausfälle. Die Lage im SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen in Bezug auf Corona-Infektionen sei derzeit gut unter Kontrolle, so Pressesprecherin Anna-Lena Kleiner. Maßnahmen zur Eindämmung bei positiv Getesteten seien getroffen worden und werden falls nötig ausgeweitet. Auch hier gilt: "Im Personalbereich haben wir aktuell keine coronabedingten Ausfälle zu verzeichnen."


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Corona: Hoch ansteckend, aber meist mild im Verlauf

Warum ist die Inzidenz trotz des Anstiegs an Infektionen so niedrig? Das liegt vermutlich daran, dass viele sich nicht testen, wenn sie sich erkältet fühlen, meint Arzt Martin Uellner. "Die Dunkelziffer ist sehr hoch." Er erwarte eine weitere Zunahme von Erkrankungen, zumal die Grippezeit dieses Jahr noch kommt.

Auch bei einem leichten Infekt sei es daher vernünftig, zu Hause zu bleiben, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Beschränkungen wie noch vor Jahresfrist hält der Arzt aber nicht für notwendig. "Die zur Zeit vorherrschenden Varianten sind zwar hoch ansteckend, aber meist mild im Verlauf." 

 

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