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Campus-Pläne in Bad Friedrichshall auf Herz und Nieren getestet

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Gutachter haben die Auswirkungen des Großprojekts der Schwarz-Gruppe auf die Umgebung geprüft. Bürger können ab jetzt Fragen einreichen und formal Stellung nehmen.

Fünf der sieben Gebäude des Schwarz-Projekt-Campus' in Bad Friedrichshall entstehen im ersten Bauabschnitt und sollen Ende 2025 fertig sein. Visualisierung: Schwarz-Gruppe
Fünf der sieben Gebäude des Schwarz-Projekt-Campus' in Bad Friedrichshall entstehen im ersten Bauabschnitt und sollen Ende 2025 fertig sein. Visualisierung: Schwarz-Gruppe  Foto: Schwarz

Es ist die größte Ansiedlung in der Stadt Bad Friedrichshall seit vielen Jahren, und auch in der Firmengeschichte der Schwarz-Gruppe ist der Bau des Projekt-Campus' in der "Oberen Fundel" etwas Besonderes.

1150 Seiten umfassen die Unterlagen für den Bebauungsplan, die im Rathaus ausliegen und online über die Homepage der Stadt einzusehen sind. Neben dem Campus, in dem künftig IT-basierte Ideen für die Schwarz-Gruppe entwickelt werden, entsteht in dem Areal ein Wohnbaugebiet, eine neue Feuerwehr-Ausrückwache und ein kleines Gewerbegebiet. 16 Hektar nehmen aber allein die Gebäude des Campus" ein.

Auswirkungen auf die Umgebung

Um das umzusetzen, ist ein "riesiger planerischer Aufwand" nötig, sagte Josef Klug, Leiter der strategischen Standortentwicklung bei der Schwarz-Gruppe, kürzlich in einer Sondersitzung des Bad Friedrichshaller Gemeinderats. Das wurde den Zuhörern spätestens nach den zahlreichen Vorträgen von Ingenieuren und Gutachtern klar, die alle möglichen Auswirkungen der Neuansiedlung auf die Umgebung untersucht haben.

Wie genau der Campus aussehen und die verschiedenen Gebäude genutzt werden, stellte Schwarz-Projektleiter Daniel Topic vor. Im ersten Bauabschnitt, der zum Jahresende 2025 fertig sein soll, entstehen fünf Gebäudekomplexe. Ein reines Bürogebäude, eine Kita, ein Mitarbeiter-Restaurant und ein Konferenz-Schulungszentrum, das nach jetziger Planung in zwei Quaderbauten untergebracht ist.


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In der Kita können 280 Kinder betreut werden, im Obergeschoss des Gebäudes entsteht ein Fitnessbereich für Mitarbeiter auf zirka 2000 Quadratmetern, so Topic. Im Restaurant sind 1100 Sitzplätze sowie 400 weitere auf der Terrasse geplant. Alle Gebäudeteile sind durch eine sogenannte Magistrale verbunden. In den Gebäuden des ersten Bauabschnitts werden 3500 Menschen arbeiten. Werden später die zwei weiteren Gebäude im südöstlichen Bereich des Grundstücks gebaut, entstehen 1500 weitere Arbeitsplätze.

Daniel Topic erklärte auch, dass für die Räume im Untergeschoss, also vor allem für die Parkdecks, die Topografie des Geländes genutzt werde, auf dem ein Höhenunterschied von 17 Metern überwunden werden muss. Weiter betonte er, dass es später wirklich so grün sei, wie es auf den Visualisierungen dargestellt wird. "Uns war wichtig, dass der Campus sich in die Natur und die Landschaft integriert."

Begrünung ist verpflichtend

Den rechtlichen Rahmen für den Campus, aber auch für die anderen Vorhaben in dem 25 Hektar großen Gebiet, setzt der Bebauungsplan. Hierzu erklärte Jürgen Glaser von IFK-Ingenieure, dass das "Sondergebiet Dienstleistungen", als das der Campus deklariert ist, sehr eng begrenzt wurde. Es sei also kein klassisches Gewerbegebiet mit offenem Nutzungsspektrum. "Hier ist nur der Campus möglich", betonte er. Im Bebauungsplan sei das strikt geregelt.

Ebenso wie etwa die Anordnung der Parkdecks, die weiteren Stellplätze, die Zufahrtssituationen, das Konzept der Anbindung sowie die Höhe der Gebäude und die Bepflanzung. So werden rund 48.000 Quadratmeter auf den Tiefgaragen und den Freiflächen sowie die Dächer mit noch einmal 8000 Quadratmetern verpflichtend begrünt.


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Das allein gleicht den massiven Eingriff in die Natur aber trotzdem nicht aus. Dr. Markus Gonser von Baader Konzept machte deutlich, dass durch die Bauarbeiten Lebensräume und Brutstätten etwa von Vögeln, Fledermäusen und Zauneidechsen verloren gehen könnten. Deshalb seinen Eidechsen bereits im Vorfeld umgesiedelt worden. Für Vögel und Fledermäuse wurden unter anderem Nistkästen und -höhlen errichtet.

Gleichzeitig sind Ausgleichsmaßnahmen außerhalb des Plangebiets notwendig. Die Rede ist von 1,25 Millionen Ökopunkten, die die Schwarz-Gruppe noch ausgleichen muss. Das gelingt durch ein Projekt an einer Straße bei Widdern. Dort finanziert die Schwarz-Gruppe eine Amphibienleiteinrichtung. Damit werden sogar 750.000 Ökopunkte gutgemacht, die auf das Konto der Stadt wandern, berichtete Gonser.

Lärmwall schützt die Bewohner des Neubaugebiets

Geschützt werden müssen aber auch die Anwohner des Campus" - und zwar vor Lärm. Deshalb ist entlang der neuen K2117, südlich der Amorbacher Straße, ein Lärmschutzwall mit -wand geplant, berichtete Uwe Zimmermann vom gleichnamigen Büro. Ohne den Wall, der in der Höhe gestaffelt sein wird, würden Grenzwerte überschritten. So seien zumindest die Untergeschosse der höchstens zweistöckigen Häuser optimal geschützt.

In den Obergeschossen seien zusätzlich passive Lärmschutzmaßnahmen erforderlich. Den Wall höher zu bauen, kam nicht infrage, da er zu viel Schatten geworfen hätte, erläuterte Zimmermann. Weitere Vorträge zeigten, dass ansonsten, was das Thema Lärm, aber auch Luftschadstoffe angeht, alle Grenzwerte eingehalten werden, sowohl für das Neubaugebiet als auch das bestehende Wohngebiet.

Öffentliche Auslegung im Rathaus

Die Unterlagen zum Vorentwurf des Bebauungsplans liegen noch bis zum 15. Januar aus und können online oder zu den Öffnungszeiten des Rathauses eingesehen werden. Die Öffentlichkeit kann dazu formal Stellung nehmen unter bauleitplanung@friedrichshall.de. Wer das nicht möchte, aber trotzdem Fragen zur "Oberen Fundel" oder dem Schwarz-Campus hat, kann diese bis 11. Dezember unter oberefundel@friedrichshall.de stellen. Sie werden im Rathaus gesammelt. Die Antworten werden später auf der Homepage der Stadt veröffentlicht. Eine Informationsveranstaltung ist wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan soll vor der Sommerpause 2021 gefasst werden.

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Kommentare

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Leo Müller am 03.12.2020 19:45 Uhr

Die Virtualisierung des zukünftigen Campus ist wirklich toll. Aber wieder einmal fragt man sich als Bürger, warum der Bebauungsplan in dieser Form durch den Gemeinderat kommt. Mit dem Campuskindergarten kann ein weiterer Spielplatz sinnvoll sein. Aber wer finanziert und pflegt diesen Spielplatz? Der deutlich vergrößerte Spielplatz am Wasserturm ist nur 400 m entfernt. In anderen Baugebieten wurde auf solch ein Luxus verzichtet. Auch fraglich ist der Nutzen der neuen Feuerwache. Wie viele Angehörige der freiwilligen Feuerwehr kommen aus den naheliegenden Gebieten? Macht es Sinn, dass ein Großteil der ausrückenden Kameraden zur neuen Feuerwache mit dem Privat-PKW durch ganz Kochendorf müssen, bevor sie die Wache erreichen? Wäre es nicht besser, wenn sie wie bisher den kurzen Weg zur zentralen Wache mit dem PKW machen und dann zusammen mit den Fahrzeugen von dort ausrücken? Hat sich darüber überhaupt mal jemand Gedanken gemacht? Ich bin wie die anderen Bürger auf die Antworten gespannt.

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