Bedarf an der Lernbrücke gibt es in allen Klassenstufen
Das zweiwöchige Angebot in den Sommerferien richtet sich an Schüler, die während der Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie schwer zu erreichen waren. Fraglich ist, ob die Kommunikation mit genau diesen Kindern und Jugendlichen nun besser funktioniert.

Bis 20. Juli laufen bei den Staatlichen Schulämtern die Rückmeldungen ein. Dann ist klar, an wie viele Schüler sich das Angebot der Lernbrücken richtet. In den letzten beiden Wochen der Sommerferien gibt es für schwächere Schüler Unterricht in Mathe, Deutsch und der Hauptfremdsprache.
Kritik kommt von Eltern. „Nun läuft die Zeit davon“, heißt es in einer Mitteilung der Interessengemeinschaft Gesamtelternbeiräte, unterzeichnet von Christoph Eberlein, Vorsitzender des Gesamtelternbeirats Heilbronn. „Da viele Eltern keine Empfehlungen erhalten haben, können sie sich auch nicht entsprechend äußern.“
So soll gewährleistet werden, dass alle mit einem guten Stand ins neue Schuljahr starten. Explizit vermerkt ist in dem Schreiben vom Kultusministerium, dass die Lernbrücken standort- und jahrgangsübergreifend angeboten werden können. Je nachdem, wie groß der Rücklauf an der Schule ist.
Alle sollen gut ins neue Schuljahr starten
Florian Frank, Schulleiter der Georg-Wagner-Schule Künzelsau rechnet fest damit, dass es eine Lernbrücke geben wird. Auf jeden Fall für die Sekundarstufe, womöglich auch für die Grundschule. Die Lehrkräfte ermitteln eben den Bedarf, sagt er, nehmen Kontakt mit den Eltern auf. Die Zahlen gehen dann ans Staatliche Schulamt. Dort wird dann definiert, wie groß das Angebot an welcher Stelle sein wird.
Parallel dazu findet an seiner Schule die Sommerschule statt. Das ist das Angebot der Stadt Künzelsau, das es bereits im neunten Jahr gibt. Der Unterschied: Die Sommerschule wird veranstaltet von der Stadt Künzelsau und durchgeführt von Erzieherinnen. Die Lernbrücken mit schulischem Inhalt werden von Lehrkräften getragen.
Einen Anreiz gibt es für Referendare
Trotzdem nicht einfach. "Denn in dieser Zeit haben wir die ersten Schulkonferenzen", gibt Frank zu bedenken. Außerdem finde zu dieser Zeit die Grundreinigung der Schule durch den Schulträger statt. Bedenken, nicht ausreichend Lehrkräfte zu finden, hat Frank indes nicht. Es gibt 40 Euro Aufwandsentschädigung pro Stunde. Und ein weiteres Zuckerle werde an die Referendare gegeben. Deren Anstellung ende normalerweise mit den Schulferien und beginne zum Schuljahr wieder. "Die bekommen jetzt ihren Anstellungsvertrag zum Monatsbeginn", sagt Frank.
Wie viele seiner 850 Schüler das Angebot der Lernbrücke annehmen? Das sei schwer zu schätzen. Im Sekundarbereich rechnet er mit etwa 30, 35 Schülern. Denn der Punkt sei: Die Lernbrücken richten sich just an jene Schüler, die von den Lehrkräften während Corona nur schwer zu erreichen waren. Einmal die Woche hätten die Lehrer versucht, direkten Kontakt zu den Schülern zu haben. So manch ein Schüler habe sich da aber weggeduckt.
Klassen acht und neun haben guten Wissensstand
Doch Corona ist nicht nur Grund für Pessimismus: Die Schüler der Klassen acht und neun, die schnell an die Schule zurück geholt worden seien, hätten durch den Unterricht in Kleingruppen einen sehr guten Wissensstand. Viele andere Dinge aber, die sonst Schule ausmachen, bedauert Frank, hätten nicht sein können und seien auch aktuell noch schwer mit Maske und Abständen.
Wer bräuchte das Angebot? Wem empfiehlt man es? Wer nimmt es in Anspruch? Das sind die Fragen, die Johannes Kießling vom Staatlichen Schulamt in Künzelsau formuliert. Noch kann er nicht viel sagen, an welchen Schulen Lernbrücken eingerichtet werden. Aktuell sei man dabei, den Bedarf zu ermitteln und an der Umsetzung zu arbeiten. Er weiß aber: Es gibt in allen Bereichen, in allen Schularten und Klassenstufen Schüler, die den Bedarf hätten. Doch aktuell wisse man noch gar nicht, wie die Eltern dazu stehen, ob das Angebot von den Eltern angenommen werde. Vorbilder gebe es seines Wissens noch nicht.
Schulleiter äußern auch Kritik
Skeptisch ist Günter Schimek, geschäftsführender Schulleiter der Eppinger Schulen und Leiter der SBBZ (sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum) in Elsenz: "Wir werden eine Lernstandserhebung machen und Förderpläne fürs neue Schuljahr erstellen." Zusammengewürfelten Gruppen gerecht zu werden, hält er für problematisch. "Und dass drei Stunden am Tag gepowert werden soll, ist lernpsychologisch nicht sinnvoll."
Auch Frank Herlan, stellvertretender Schulleiter der Heilbronner Rosenauschule, hat Zweifel: "Viele unserer Schüler sind sechs Wochen in der Heimat der Eltern. Wie kommen wir an die ran?"