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Baden-Württemberg prüft die meisten stillgelegten Bahnstrecken

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Bevor auf einer stillgelegten Bahnstrecke wieder Züge fahren können, braucht es eine Studie. Untersucht wird, ob der Nutzen der Strecke die Kosten überwiegt. Eine Analyse zeigt: Baden-Württemberg stellt die meisten Strecken auf den Prüfstand. Das nutzt auch der Region.

Die Bottwartalbahn bringt einen positiven Nutzen, das hat die Machbarkeitsstudie ergeben. Fraglich ist, wann dort wieder Züge fahren könnten.
Foto: Archiv/Mugler
Die Bottwartalbahn bringt einen positiven Nutzen, das hat die Machbarkeitsstudie ergeben. Fraglich ist, wann dort wieder Züge fahren könnten. Foto: Archiv/Mugler  Foto: Mugler\, Dennis

Für immer mehr stillgelegte Bahntrassen in Deutschland wird geprüft, ob dort künftig wieder Züge fahren könnten. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Allianz pro Schiene und des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Beide Verbände verzeichnen eine wachsende Zahl von Machbarkeitsstudien für Bahnstrecken. Dabei wird betrachtet, ob Kosten und Nutzen einer Reaktivierung in einem gesunden Verhältnis stehen.

Laut den Daten sind derzeit 163 Studien in ganz Deutschland in Arbeit. In 103 Fällen liegen bereits Ergebnisse vor, 79 davon sind positiv, 24 sind negativ. Bedeutet: Bei drei Viertel der untersuchten Projekte überwiegt der Nutzen, wenn die Strecke reaktiviert wird. "Das ist ein sehr positives Ergebnis", sagt VDV-Geschäftsführer Martin Henke. "Es gibt eine Welle von Reaktivierungsprojekten."

 


Warum Baden-Württemberg so viele Machbarkeitsstudien macht

Auch Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, spricht von "tollen Rahmenbedingungen". Die Ampel-Koalition habe dafür gesorgt, dass der Klimaschutz stärker in die Bewertung einfließt und bis zu 90 Prozent der Kosten für eine Machbarkeitsstudie erstattet werden.

Vergangene Woche hatten SPD, Grüne und FDP zudem beschlossen, dass Bahnstrecken nicht mehr entwidmet werden dürfen. "Das führt dazu, dass Kommunen nicht mehr auf die Idee kommen, die Strecken für etwas anderes zu nutzen", lobt Henke.

An der Spitze bei den durchgeführten Machbarkeitsstudien liegt Baden-Württemberg mit 22 Studien. Es folgen Nordrhein-Westfalen (16) und Niedersachsen (11). Abgeschlagen sind Hamburg, Bremen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und das Saarland mit je einer Studie. Das Land stehe an der Spitze, weil es schon vor Jahren Strecken ausgemacht hat, die reaktiviert werden könnten, so Flege. Außerdem gebe es in Baden-Württemberg schon länger einen Zuschuss von 75 Prozent für Studien.

Grünes Licht für vier Strecken in der Region

In der Region wurden vier Projekte geprüft: Die Kochertalbahn zwischen Künzelsau und Waldenburg, die Krebsbachtalbahn zwischen Neckarbischofsheim und Obergimpern, die Bottwartalbahn zwischen Heilbronn und Marbach sowie die Zabergäubahn von Lauffen nach Zaberfeld. Alle Projekte haben grünes Licht bekommen.

Eine positive Studie bedeute jedoch noch lange nicht, dass auf einer Bahnstrecke bald wieder Züge fahren, warnt Flege. 2023 seien nur acht Kilometer Bahnstrecke reaktiviert worden. "Wir rechnen auch in diesem Jahr mit einer einstelligen Zahl."

Die Deutsche Bahn habe schon vor zwei Jahren versprochen, 20 Strecken wiederzubeleben. Tatsächlich reaktiviert wurde aber nur eine Strecke in Brandenburg. Baden-Württemberg liegt auch hier an der Spitze: Seit 2019 sind 178 Kilometer Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen worden. Reaktivierungen müssten stärker in den Fokus rücken, fordert Flege. Es dürften nicht nur Schnellfahrstrecken saniert werden.

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