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Bad Wimpfener Auswanderer wird in Namibia beigesetzt

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Udo Wieland ist im Alter von 88 Jahren in seiner Wahlheimat Namibia verstorben. Der Auswanderer aus Bad Wimpfen betrieb in der Kalahari eine riesige Farm. Seine beiden Brüder Armin und Hartmut wären gerne zur Beisetzung am Sonntag geflogen.

Dieses Foto zeigt die Farm "Wimpfen" in der Kalahari von oben. Udo Wieland verbrachte die meiste Zeit seines Lebens dort.
Dieses Foto zeigt die Farm "Wimpfen" in der Kalahari von oben. Udo Wieland verbrachte die meiste Zeit seines Lebens dort.  Foto: privat/Hoffmann

Udo Wieland, geboren und aufgewachsen in Bad Wimpfen, ist nach 63 Jahren in seiner Wahlheimat Namibia verstorben. Er wurde 88 Jahre alt und hinterlässt seine Frau Ingrid, vier Kinder und acht Enkelkinder. Seine Brüder Armin (90) und Hartmut Wieland (83) haben über all die Jahre nie den Kontakt zu ihm verloren. "Wir haben ihn sehr gemocht", sagt Armin Wieland. Am Sonntag, 3. Juli, wird Udo Wieland auf seiner Farm "Wimpfen" in der Kalahari beigesetzt.

Udo Wieland wollte schon als Kind zu den Ovambo

Die Brüder aus Bad Wimpfen sowie ihre ältere Schwester Margot (93) können aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters nicht zur Beisetzung nach Namibia fliegen. Sie werden aber in Gedanken bei ihrem Bruder und seiner Familie sein. Viele Male in ihrem Leben haben sie Udo in seiner Wahlheimat besucht. Gemeinsame Safaris sind ihnen bis heute in Erinnerung geblieben, und das einfache und im Vergleich völlig andere Leben als in Deutschland auf einer Farm in der südwestafrikanischen Savanne.

Udo Wieland hatte in den 50er Jahren am Wilhelmi-Gymnasium in Sinsheim Abitur gemacht, bevor er in Stuttgart-Hohenheim sein Studium begann. Er studierte Landwirtschaft und zwei Semester lang Tiermedizin. Hartmut Wieland erzählt, dass ihre Mutter ihnen als Kinder oft aus dem Buch Kinderfarm von Ernst Ludwig Cramer vorlas.

Udo Wieland bei seinem 88. Geburtstag. Gerne hätten die Geschwister aus Bad Wimpfen ihren Bruder noch einmal gesehen.
Udo Wieland bei seinem 88. Geburtstag. Gerne hätten die Geschwister aus Bad Wimpfen ihren Bruder noch einmal gesehen.  Foto: privat

Das Buch beschreibt das Leben der Farmerfamilie Cramer mit fünf Kindern auf der Farm Rogers am Schwarzen Nossob in Südwestafrika. Schon früh hatte Udo gesagt, er wolle auch mal zu den Ovambo, wenn er erwachsen ist. Das Bantu-Volk der Ovambo ist die größte Bevölkerungsgruppe Namibias.

Farm im namibischen Hinterland heißt bis heute "Wimpfen"

So traf es sich, dass Udo Wieland auf diesen Aushang stieß, der am Notizbrett der Uni angebracht war. Ein Farmer aus damals Südwestafrika suchte einen Assistenten für zwei Jahre. 1959 reiste Wieland nach Afrika - und blieb für immer dort. Nach der Assistenz arbeitete er zwar auf einer weiteren Farm in Südafrika, doch es zog ihn wieder nach Namibia. Dort lebte Ingrid - seine künftige Ehefrau und Tochter des Farmers, bei dem er geholfen hatte.


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Ihre gemeinsame Farm tauften sie auf den Namen "Wimpfen". Auf mehreren Tausend Hektar Land widmete er sich vor allem der Haltung von Schafen, zuletzt waren es vorwiegend Schwarzkopfschafe zur Fleischproduktion. Zu Hochzeiten hatte Udo Wieland 4000 Schafe gehalten. Dieses Geschäft führen nun seine beiden Söhne fort.

 


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Strikter Alkoholgegner

Udo Wieland kam immer wieder nach Bad Wimpfen, besuchte Freunde. Er habe gleich "Wimpfenerisch" gesprochen, sobald er in Frankfurt aus dem Flugzeug stieg, sagt Harmut Wieland. Aber auch umgekehrt besuchten Schulfreunde ihren Udo in Namibia. In den 90ern reisten sie zum Klassentreffen hin.

Armin (links) und Hartmut Wieland am Mittwoch in Bad Wimpfen. Sie zeigen Fotos, die sie in ihren Namibia-Urlauben gemacht haben.
Armin (links) und Hartmut Wieland am Mittwoch in Bad Wimpfen. Sie zeigen Fotos, die sie in ihren Namibia-Urlauben gemacht haben.  Foto: Hoffmann, Adrian

Wieland war strikter Gegner von Alkoholkonsum, was manchen veranlasste, beim nächsten Besuch vorrätig Wein zu kaufen. Auch seine Brüder besuchten Udo gerne, sogar alle drei, vier Jahre. Das letzte Mal zu seinem 85. Geburtstag.

"Es muss einem dort gefallen", sagt Armin Wieland, aus dessen Worten man heraushören kann, dass er sehr gerne wieder dort hinmöchte. "Wir haben richtig mitgeholfen auf der Farm. Dort kannst du machen, was du willst", sagt er. Auch andere Abenteuer bestanden sie in Afrika, reisten in den Etosha-Nationalpark oder zum Hardap-Damm. Armin Wielands Frau Margret denkt an das schöne Wetter zurück. Im Dezember ist dort Sommer, "da biegen sich die Weihnachtskerzen". Nachts aber könne es eisig kalt werden und im August gefriere auch mal das Wasser.

Eigenes Grab bereits vor Jahren angelegt

Die Natur und das Leben auf der Farm beeindruckte die Brüder, die aber selbst in Bad Wimpfen tief verwurzelt sind und für die es nie infrage gekommen wäre, selbst auszuwandern. Wielands betrieben jahrelang das Eisenwarengeschäft August Wieland in Bad Wimpfen - eine Institution. Am 1. Januar 2022 schloss das verbleibende Geschäft in der Hauptstraße, geleitet von Hartmut Wieland. Noch heute betreibt Armin Wieland einen kleinen Garagenladen. "Er ist ja auch erst 90", sagt seine Frau Margot.

Seine Brüder beschreiben Udo Wieland als lebenslustig. Im Laufe der Jahrzehnte hatte er ihnen gerne lange Briefe aus Afrika geschrieben, aber immer wieder auch gerne angerufen. "Die Telefongebühren kosten jetzt wieder ein, zwei Schafe", pflegte er zu sagen. Das eigene Grab auf der Farm hatte er bereits vor Jahren ausgehoben beziehungsweise in den Felsen gesprengt. Damit alles vorbereitet ist.

 
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