Ausgelassene Stimmung beim großen Faschingsumzug in Talheim
Tausende von Zuschauern füllen die Gassen in Talheim. Ein bunter Mix aus Karnevalisten, Hästrägern und Musikern marschiert durch die Straßen. Alle Eindrücke vom Faschingsumzug in der Bildergalerie.

Lag es an den zwei Jahren Abstinenz wegen der Pandemie, dass die Stimmung so ausgelassen war? "Man merkt den Aktiven an, dass sie wieder Bock haben", sagt der Präsident der Zabergäunarren, Rainer Binder, und zeigt auf die Akteure, die in der Landturm-Straße Aufstellung nehmen, um dann für fast zwei Stunden am Sonntagnachmittag in Talheim für ein Riesenspektakel zu sorgen. Die gut gelaunten Schaulustigen, die jeden Zentimeter Gehweg einnehmen und die Kreuzungsbereiche bevölkern, lassen sich anstecken, grölen die Schlachtrufe der Karnevals- und Narrenvereine lauthals nach: "Daale Dalau", "Helau", "Hu-sar."
Blauer Himmel
Ehrhard Schoch, einer der Ehrenritter des Talheimer Carnevalsvereins (TCV), weiß von einem Gesetz in der fünften Jahreszeit: Ist das Wetter beim Faschingsumzug in Ellhofen schlecht, dann kann sich Talheim eine Woche später freuen - und umgekehrt. Diesmal sind die Tausende von Zuschauern, die in die Schozachtalgemeinde strömen, auf der Sonnenseite. Die Wolkendecke reißt auf und gibt blauen Himmel frei.
Der Asphalt bebt
Ob das Kuhberg-Echo aus Gundelsheim, die Sulmanafetza aus Neckarsulm oder die Gassenfäger aus Güglingen - die Guggenmusiken, in farbenprächtig-leuchtenden Gewändern kostümiert, lassen allesamt den Asphalt beben, blasen kräftig in die Sousaphone oder verausgaben sich auf dem Schlagwerk. Musik ist das Salz in der Suppe eines närrischen Lindwurms. Und so tanzen und singen die zum Teil selbst kostümierten Zuschauer bei Ballermann-Hits aus professionellen Anlagen auf den Wagen. Fast schon zart hingegen das Glockenspiel des SFZ-Musikzugs Meckesheim. Trommler und Fanfaren setzen dann an zu einem Straßenfeger vergangener Zeiten: "Humba, Humba, Täterä."
Rund 3.000 Aktive dabei

13 Gruppen und Wagen des Gastgebers, die den Umzug mit 65 Vereinen und rund 3.000 Akteuren anführen, zeugen von der Stärke des TCV, auch wenn er in dieser Kampagne kein Prinzenpaar hat. Die Mischung macht"s in Talheim. Karnevalisten mit Wagen und Garden, die nicht nur in Reih und Glied marschieren, sondern Kostproben ihres tänzerischen Könnens auf die Straße legen, wechseln sich ab mit Hästrägern.
Da sind die Güglinger Drills mit ihren freundlichen Masken und den scheppernden Rätschen, aber auch düstere, gruselige Gestalten mit Besen: die Hexen, deren Larven Hakennasen und verzerrte Fratzen zeigen. Und natürlich treiben diese Schabernack mit den Schaulustigen, greifen sich die eine oder andere Maid, die in vorderer Reihe steht, verwuscheln die Haare, seifen sie mit Sägespänen ein oder verpacken sich in einem Einnetzgerät. Das sorgt natürlich für Gaudi unter den Unbeteiligten. Den einen oder anderen juckt jedoch Konfetti im Kragen.
Die Kartons in den Wagen und die Beutel der Fußgruppen sind prallgefüllt mit Süßigkeiten und sonstigem Wurfmaterial. Das Gundelsheimer Männerballett im Fass reicht dicke Essiggurken. Wer ein schlechter Fänger ist, der findet sich in einer Wolke aus Mehl, das den ganzen Körper einstaubt.
Der Verein und die Termine

Der Talheimer Carnevalsverein hat wegen der Unsicherheit, die von der Pandemie ausging, in dieser Kampagne kein Prinzenpaar ernannt. "Der TCV in Rot, Blau, Geld im Herren immer zusammenhält" lautet diesmal das Motto.
Eine Reihe von Terminen wurde seit 11. November absolviert. Am Schmotzigen Donnerstag steht der traditionelle Besuch in den örtlichen Kindergärten an. Bald ist dann alles schon wieder vorbei. Am Aschermittwoch ist das Faschingsbegräbnis auf dem Rathausplatz mit anschließendem Heringsessen. bif