Aufwind auf dem Campingplatz in Oedheim, Flaute am Breitenauer See
Die Auslastung der Anlage im Sulmtal liegt nur bei 50 Prozent: Gründe sind der abgelassene See und fehlende Gäste aus Holland und der Schweiz. Der Mobilpark Heicamp in Öhringen war im Juli an einigen Wochenenden ausgebucht.

Als die Kinder klein waren, haben sie Urlaub im Wohnwagen auf dem Campingplatz gemacht. Vor drei Jahren haben sich die Pfabs ein Wohnmobil angeschafft und tingeln durch Deutschland. Damit liegt das Ehepaar aus Winsen (Luhe) bei Hamburg voll im Trend. Die letzten beiden Tage nach drei Wochen Schwarzwald verbringen sie auf dem Campingpark Breitenauer See. Einen Stellplatz haben sie problemlos bekommen. Die Anlage ist in diesem Sommer nicht ausgebucht.
Wenn es nicht gefällt, fährt man einfach weiter
"Man sieht mehr", gefällt Nina Pfab das Reisen mit dem Wohnmobil. Das Ehepaar hat die E-Bikes mit im Gepäck. "Wenn es einem irgendwo nicht gefällt, fährt man weiter", nennt Michael Pfab einen weiteren Vorteil. "Ich habe mein Zuhause dabei, meine Toilette, meine Dusche", ergänzt seine Frau.
Manchmal fehlen Ausrüstungsgegenstände
Klaus Schmitt, Manager des Campingparks, bestätigt den Trend zum Wohnmobil. "Corona hat das noch forciert." Den Neulingen müsse man mehr Zeit widmen, teilweise fehlten ihnen wichtige Ausrüstungsgegenstände. "Es kommen immer mehr, die einige Funktionen ihres Wohnmobils noch gerne erklärt haben wollen", stellt auch Rainer Heidemann, Eigentümer des Wohnmobilparks Heicamp in Öhringen, fest. Reisemobile und Caravans würden immer größer, breiter und luxuriöser, beobachtet Schmitt. "Der Camper fordert mehr Komfort, wie Spülmaschinen in der Spülküche - wenn's geht, unentgeltlich."
Aufenthaltsdauer nur bei zwei Tagen

Der abgelassene Breitenauer See ist nicht der einzige Grund, warum die Auslastung der 300 Ferienplätze in dieser Hauptsaison gerade mal bei 50 Prozent liegt. "Uns fehlen die holländischen und Schweizer Gäste", beklagt Schmitt, die wohl wegen Corona im eigenen Land blieben. Von Mai bis Juli lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf dem Gelände auf Obersulmer und Löwensteiner Gemarkung bei mageren zwei Tagen, gegenüber fünf 2020 und acht 2019. "Wir können froh sein, wenn wir auf 50.000 Übernachtungen kommen." Normal ist für den Fünf-Sterne-Platz die doppelte Zahl pro Jahr.
"Wir könnten dreifach vermieten", berichtet dagegen Isabel Kummer, die die Rezeption am Campingplatz in Oedheim leitet, von einer großen Nachfrage für die 300 Ferienplätze. "Ich habe das Gefühl, dass Familien aus dem nahen Umfeld statt Gardasee den Hirschfeldsee gewählt haben." Die Freizeitanlage sei fast voll belegt. Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, beträgt der Mindestaufenthalt fünf Nächte. "Wir hatten bisher noch keinen Corona-Fall", ist Kummer froh. Wer noch nicht zweimal gepikst oder genesen ist, muss sich jetzt wieder testen lassen. "Das ist ein wahnsinniger Aufwand", so Kummer. Eine Person sei täglich damit beschäftigt, zu schauen, wann wer den nächsten Test vorlegen muss. "Das läuft problemlos", macht Klaus Schmitt seinen Gästen ein Kompliment.
Forderung: 3G-Regel aufheben
"Wir mussten bisher nur in Einzelfällen Gäste abweisen, die keinen entsprechenden Nachweis erbringen wollten. Ich hätte gedacht, dass es schwieriger wird", sagt Rainer Heidemann vom Öhringer Heicamp. "Die 3G-Regel sollte für Campingplätze etwas aufgelöst werden", findet indes Frank Schünemann, Geschäftsführer des Campingplatzes am Waldenburger Neumühlsee. Die Leute seien doch alle draußen. "Für manche nicht-geimpften Camper ist es ein Problem, sich alle drei Tage testen zu lassen."
Wetter sorgt für Absagen
"Viele Menschen haben während der Pandemie erkannt: In der Region ist es doch auch ganz schön", sagt Rainer Heidemann. "Im Juli waren wir an einigen Wochenenden ausgebucht." Im Schnitt bewege man sich aktuell bei rund 40 Prozent. "Die Leute bleiben länger hier: nicht mehr nur eine Nacht, sondern wir haben mittlerweile einen Schnitt von zweieinhalb Tagen." Frank Schünemann: "Wir haben viel mehr Dauercamper bekommen seit vergangenem Jahr." Man merke aber durchaus, dass "die Leute zum Urlaub nicht mehr nur im Lande bleiben". Was Campingplatz-Betreiber stets noch mehr fürchten als Corona-Verordnungen: das Wetter. "Diesen Sommer haben wir viele Absagen, vor allem für die Zelter ist das ein Hinderungsgrund." Am Wochenende seien im Schnitt immerhin zwei Drittel Auslastung drin.
Daten und Fakten
Im Landkreis Heilbronn gab es 2020 laut Statistischem Landesamt acht Campingplätze mit 20.433 Ankünften und 111.023 Übernachtungen, im Hohenlohekreis elf Plätze mit 8022 Ankünften und 21 434 Übernachtungen.
Am Wasser, bei Freibädern, auf dem Bauernhof, in Zentrumsnähe in Kommunen, bei Winzergenossenschaften oder Weingütern: Das Angebot an Wohnmobilstellplätzen im Landkreis Heilbronn ist vielfältig und wird nachgefragt. So hat Eppingen mit Blick auf die Landesgartenschau einen größeren Wohnmobilplatz für 22 Fahrzeuge angelegt - in idyllischer Lage, direkt an der Hilsbach, zentrumsnah, mit allen nötigen Anschlüssen für Strom, Wasser, Abwasser und Entsorgungsstation für Chemietoiletten.
Die technischen Voraussetzungen für WLAN werden gerade geschaffen. Strom und Wasser nicht eingerechnet, bezahlt der Reisende sieben Euro pro Tag. Die Stadt spricht von einem wichtigen Wachstumsmarkt. In den vergangenen Jahren habe sich die Zahl der Gäste verfünffacht.


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