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Pandemie verstärkt den Boom beim Caravaning

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Die Neuzulassungen von 75.000 Freizeitfahrzeugen in den ersten sieben Monaten des Jahres bedeuten einen Rekord. Die TG Heilbronner Land setzt auf Wohnmobiltourismus. Nicht nur Unterkunftsbetriebe und Gastronomie profitieren davon.

Wohnmobile und Caravans werden immer beliebter.  Foto: dpa
Wohnmobile und Caravans werden immer beliebter. Foto: dpa  Foto: Thomas Kliem (Tüv Nord)

Camping boomt und wird in den nächsten Jahren noch einmal richtig durchstarten. Davon ist der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD) überzeugt. Die Pandemie hat dem Urlaub mit eigenem Bett, Dusche und Küche einen großen Schub beschert. Noch nie wurden so viele Reisemobile und Wohnwagen neu zugelassen wie im ersten Halbjahr 2021. Wohnmobil-Reisende sind auch für die Touristikgemeinschaft (TG) Heilbronner Land eine interessante Zielgruppe.

Große Affinität zum Caravaning

Camping wird zu einem Lebensstil. Eine aktuelle Masterstudie, die die gsr Unternehmensberatung und die puls Marktforschung zum Caravan Salon in Düsseldorf, der am Samstag begonnen hat, zeigt, dass rund 20 Millionen Menschen in Deutschland eine Affinität zum Caravaning haben. Jeder Vierte wird in diesem Jahr Ferien und Ausflüge mit Reisemobil oder Wohnwagen verbracht haben - eine Steigerung von 44 Prozent.


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Höhepunkt noch nicht erreicht

"Der Campingboom hält seit zehn Jahren an und wird sicherlich in den nächsten drei bis fünf Jahren seinen Höhepunkt erreichen, sich dann auf einem hohen Niveau stabilisieren", meint BVCD-Geschäftsführer Christian Günther auf Nachfrage der Heilbronner Stimme. Für diese Entwicklung macht er mehrere Faktoren aus: Seit zehn Jahren entdeckten immer mehr Deutsche das eigene Land als attraktives Urlaubsziel, die Anbieter seien professioneller geworden und hätten den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Campingübernachtungen für Investitionen genutzt. "Camping profitiert auch von gesellschaftlichen Trends wie Individualisierung und Outdoor." Die Corona-Pandemie wirke wie ein Multiplikator.

Plätze werden knapp

"Camping liefert den perfekten Gegenalltag", sagt Günther, raus aus dem gewohnten Umfeld in die Natur mit Ruhe und Erholung, den Tagesablauf selbst bestimmen. Mobil und flexibel sein bedeute Freiheit. Spaß und Abenteuer, so das Ergebnis der Masterstudie, sowie ökologische Gründe - der Verzicht auf Flugreisen - spielten zudem eine Rolle bei dieser Entwicklung. Der Erfolg der Branche hat auch Schattenseiten: Stellplätze für Wohnmobile werden knapp. Der Ausbau der Infrastruktur hält nicht Schritt mit der Steigerung der Freizeitfahrzeuge.

Erhöhte Nachfrage beim Wohnmobiltourismus

Die TG Heilbronner Land beobachtet eine stark erhöhte Nachfrage beim Wohnmobiltourismus. "Es lohnt sich, sich in diesem Bereich zu engagieren", sagt Geschäftsführerin Tanja Seegelke. Die TG tut das, setzt in Kooperation mit Tourismusorganisationen im nördlichen Baden-Württemberg hier einen Schwerpunkt. Bei den sechs Themenrouten sind Stadt- und Landkreis Heilbronn "mitten drin". Die Region hat allerlei zu bieten, sei es bei Kulinarik, Wein, Burgen und Schlössern, Limes und Römer sowie Kur und Bädern. 21 500 Euro haben die Kooperationspartner und das Land für "Wohnmobil-BW - Touren und Stellplätze in Baden-Württemberg" 2020 eingesetzt. Für dieses Jahr ist das Budget etwas höher.

44 Anbieter im Einzugsgebiet der TG Heilbronner Land

"Wir haben definitiv eine gute Infrastruktur", bewertet Seegelke die über die gesamte Region gut verteilten Wohnmobilstellplätze. 44 Anbieter - neben Campingplätzen sind es Kommunen und Winzer - bieten mindestens 312 Stellflächen. "Wir sehen durchaus noch Potenzial", empfiehlt die TG-Geschäftsführerin einen weiteren Ausbau. "Es reicht nicht, einfach eine Wiese aufzumachen", gewisse Standards müssten erfüllt sein.

Was reisende pro Tag ausgeben

455 Euro geben Wohnmobilreisende pro Person und Woche aus, 486 Euro sind es laut Masterstudie beim Urlauber im Wohnwagen. Seegelke weist angesichts dieser Zahlen darauf hin, dass Tourismus Wirtschaftsförderung bedeutet. Nicht nur Unterkunftsbetriebe und Gastronomie profitierten davon. Durch Caravaning werden in diesem Jahr 17,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Diese Zahl nennt die Masterstudie.

Blick in die Statistik

Laut Statistischem Bundesamt gibt es rund 3100 Campingplätze mit etwa 230 000 Stellplätzen für Touristen und 260 000 für Dauercamper sowie rund 4400 Wohnmobilstellplätze vom Wohnmobilpark bis zum einzelnen Standplatz beim Winzer. Bis Juli wurden in Deutschland fast 75 000 Reisemobile und Wohnwagen neu zugelassen - an Reisemobilen waren es allein 57 400 - das sind über sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, vermeldet der Caravaning Industrie-Verband. Bis Jahresende, so zeigt eine Studie, werden 1,5 Millionen Fahrzeuge zugelassen sein.

 

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