Arzt will Impfaktionen in Heilbronner Stadtteilen anbieten
Mark Glasauer drängt auf mehr Tempo bei den Impfungen. Mit seinem Vorschlag, am Wochenende in Turnhallen zu impfen, ist er jedoch bei der Stadt Heilbronn abgeblitzt.

"Wir müssen beim Impfen in Heilbronn noch viel mehr Tempo machen", sagt der Internist und Notarzt Mark Glasauer. Er hat der Stadt angeboten, gemeinsam mit anderen Ärzten dezentrale Impfaktionen in den Stadtteilen auf die Beine zu stellen – doch er sei abgewiesen worden, erzählt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
Was war Ihr Angebot an die Stadt?
Mark Glasauer: Mein Gedanke war, dass wir ab Juni, wenn voraussichtlich mehr Impfstoff kommt, als Ärzte größere Mengen über Apotheken bestellen und diesen dann dezentral verimpfen – zum Beispiel am Wochenende in den ungenutzten Turnhallen in den Stadtteilen. Helferinnen könnten wir mitbringen. Bei der Logistik und Bekanntmachung einer solchen Aktion bräuchten wir Unterstützung – und die habe ich mir von der Stadt Heilbronn erhofft. Deshalb habe ich an die Stadtverwaltung und Bürgermeisterin Christner geschrieben – und an den Heilbronner Ärztesprecher und Pandemiebeauftragten Dr. Uellner.
Und?
Glasauer: Erst habe ich gar nichts gehört, dann habe ich noch einmal nachgehakt. Daraufhin wurde mir von Martin Uellner mitgeteilt, dass solche Aktionen in Heilbronn nicht notwendig seien.
Teilen Sie diese Einschätzung?
Glasauer: Naja, ich gehe grob davon aus, dass von 128?000 Heilbronnern rund 14?000 vollständig geimpft sind. Wir sind weit weg vom Ende des Tunnels. Gleichzeitig sehe ich, dass man mit den bestehenden Angeboten – im Impfzentrum oder bei den Hausärzten – einige Leute einfach nicht erreicht. Vor allem solche Menschen, die nicht gut informiert sind oder Alte und Gebrechliche. Ich sehe den Bedarf für solche dezentralen Aktionen. Wenn fünf Ärzte bei solch einer Aktion in wechselnden Stadtteilen einige Dutzend oder Hundert Dosen verimpfen und das mehrfach wiederholen, dann bringt das schon einen Effekt.
Und die Organisation sehen Sie nicht als Hürde?
Glasauer: Das ist Teil der ärztlichen Tätigkeit. Ich bin niedergelassener Arzt, beim DRK engagiert und gut vernetzt. Als Leitender Notarzt organisiere und koordiniere ich große Einsatzlagen wie etwa das Busunglück auf der Autobahn im Oktober 2019. Ich bin davon überzeugt, dass man für Heilbronn etwas bewirken könnte, wenn man miteinander spricht und so etwas umsetzen will. Aber das geht natürlich nicht in drei bis vier Tagen. Da sind viele Details zu klären, auch ganz banale Dinge – zum Beispiel, ob man die Reckstangen oder den Barren nimmt, um in einer Turnhalle Impfstraßen aufzubauen.
In Horkheim gibt es schon ein Impfzentrum.
Glasauer: Das ist richtig. Aber für manche Menschen stellt der Weg dorthin schon eine Hürde dar, genauso wie die Terminvereinbarung im Vorfeld. Außerdem brauchen wir einfach mehr Geschwindigkeit beim Impfen. In Neckarsulm wurden am Wochenende 700 Dosen aus dem Kontingent einer Praxis verimpft. Das sollten wir doch für Heilbronn auch hinbekommen.
Von der Stadt Heilbronn hieß es, sie hätten Ihr Angebot zwischenzeitlich zurückgezogen.
Glasauer: Nachdem man mir gesagt hat, dass solche dezentralen Impfaktionen den Aufwand nicht lohnen und zudem nur den Impftourismus befeuern würden, habe ich das letztendlich so hinnehmen müssen und das auch gegenüber Frau Christner so kommuniziert. Ich will mich nicht aufdrängen und habe auch so genug zu tun. Die Arbeit in unserer Praxis läuft ja ganz normal weiter und zusätzlich zu den Impfungen betreiben wir auch eine eigene Schnelltest- und Abstrichstelle.
Also ist das Thema für Sie erledigt?
Glasauer: Nein. Mich kann jeder ansprechen und fragen, ob solche oder ähnliche Aktionen umsetzbar sind. Am Montag ist mir beispielsweise ein großes Konferenzzentrum als Impfstelle angeboten worden.
In der Stadt oder im Landkreis Heilbronn?
Glasauer: Dazu möchte ich im Moment noch nichts sagen. Ich kann nur noch einmal appellieren: Wir müssen die Impfungen beschleunigen – und dazu könnte man sich schon vor Ort noch mehr Umsetzungsmöglichkeiten überlegen.
Stadt will Auslastung in Horkheim erhöhen
Nach Auskunft der Stadt-Pressestelle sind in Heilbronn keine Sonder-Impfungen in einzelnen Stadtteilen geplant. Bislang sei der Impfstoff noch der limitierende Faktor – im Impfzentrum in Horkheim würden an 7 Tagen pro Woche je nach Verfügbarkeit zwischen 200 und 950 Termine pro Tag vergeben. "Wir sind jederzeit bereit, die Auslastung zu erhöhen, sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht", wird Bürgermeisterin Agnes Christner in einer Mitteilung zitiert.
Zum Angebot dezentraler Impfaktionen von Mark Glasauer heißt es, dieser habe es zwischenzeitlich wieder zurückgezogen. Glasauer widerspricht dieser Darstellung im Interview.
Zur Person
Dr. Mark Glasauer (47) ist Internist in einer Gemeinschaftspraxis in Kirchhausen. Er ist Notfallmediziner, Leitender Notarzt und beim DRK Kreisverband Heilbronn engagiert.





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