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Arbeiten auf zwei Rädern: Vier Beispiele aus der Region Heilbronn

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Statt Freizeitvergnügen kann das Fahrrad für einige Menschen auch Arbeitsplatz sein. Vier Beispiele aus der Region.

Drahtessel statt Schreibtisch: In einigen Jobs ist das Fahrrad das bevorzugte Verkehrsmittel.
Drahtessel statt Schreibtisch: In einigen Jobs ist das Fahrrad das bevorzugte Verkehrsmittel.  Foto: Tom Bayer/stock.adobe.com

Auch in der Region nutzen inzwischen viele Menschen das Fahrrad für den Weg zur Arbeit und zurück nach Hause. Nicht wenige verdienen aber sogar ihr Geld im Sattel. Bei der Deutschen Post werden schon seit fast zwei Jahrzehnten E-Bikes zur Briefzustellung eingesetzt. Gerade im urbanen Bereich sind Zweiräder mit Elektromotor für Lieferdienste aller Art oftmals das schnellste Verkehrsmittel. Und das umweltfreundlichste. Jeder zurückgelegte Kilometer mit dem E-Bike spart im Vergleich zum Pkw bis zu 150 Gramm CO2 pro Kopf ein. Ohne zusätzlichen Antrieb ist die Ökobilanz natürlich noch besser.

Ob mit oder ohne Elektromotor trägt das Radfahren zur persönlichen Fitness bei. Wie unsere Beispiele zeigen, gibt es aber noch mehr Gründe, warum das Fahrrad als Arbeitsplatz viel Freude bereiten kann.


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Jede Gasse und Abkürzung im Kopf: Tarkan Ergin fährt seit zwei Jahren für Osiander Bücher aus

 Foto: Veigel, Andreas

Krank? Das ist Tarkan Ergin nicht mehr, seit er als Fahrradkurier für die Buchhandlung Osiander durch Heilbronn flitzt. Seit zwei Jahren kurvt er mit seinem Cargo-Bike von Straße zu Straße, um die Buchbestellungen der Kunden auszuliefern. Ein traumhafter Nebenjob findet der 50-Jährige: "Ich bekomme Geld dafür, mich gesund und fit zu halten. Mir macht es Spaß."

Zwei Tage die Woche übernimmt er den Lenker, die anderen Tage ist ein Kollege dran, und der Heilbronner verdient als Projektleiter bei der Personen-Schifffahrt Neckar-Käpt'n sein Geld. Nur einmal ist ihm bisher an seinem Arbeitsplatz Fahrrad das nasse Laub zum Verhängnis geworden, und er ist gestürzt. Ansonsten: unfallfreie Fahrt auf Heilbronns Straßen. Mit Lob spart Ergin nicht: "In Sachen Radwege hat sich in den vergangenen Jahren einiges verbessert."

Seit 13 Jahren lässt die Heilbronner Osiander-Filiale Bücher im Stadtgebiet per Rad ausliefern. Zwischen zehn und 40 Bestellungen pro Tag fährt Ergin aus. Oft öffnen ihm Stammkunden die Haustür. Immer mal wieder ist dann auch ein Espresso inklusive. Nur selten braucht der passionierte Harleyfahrer noch ein Navi: "Ich kenne inzwischen jede Gasse und Abkürzung." 


 

Zusammen 50 Dienstjahre unfallfrei: Marc und Ronan Dufferain sind Postzusteller aus Überzeugung

 Foto: Berger, Mario

Es ist sonnig an diesem Donnerstag im ansonsten verregneten April. "An solch einem Tag ist es natürlich besonders schön, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein", sagt Ronan Dufferain. Doch selbst wenn es Bindfäden regnet, würden der 43-Jährige und sein Zwillingsbruder Marc mit dem Rad die Post verteilen. "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung", sagt Marc Dufferain und deutet auf die hintere Posttasche, in der sich seine Regenjacke befindet. Einzig bei Glatteis bleiben die selbstredend in postgelb lackierten Gefährte im Zustellstützpunkt in der Schönbeinstraße.

Rund 150 Kilo wiegt ein vollgepacktes E-Bike inklusive Fahrer. "Wenn es umfällt, fallen lassen", nennt Marc Dufferain eine Grundregel, deren Missachtung er einmal mit einem gebrochenen Fuß schmerzlich bereute. Ansonsten sind die Brüder in bisher zusammen 50 Dienstjahren unfallfrei durchgekommen. "Auf dem Rad bist du dein eigener Chef, bestimmst die Route und wann du eine Pause einlegst. Das ist ein schönes Leben", findet Ronan Dufferain. Um die 20 Kilometer fahren die beiden täglich. "Dazu kommen noch 3000 Treppen", sagt Marc Dufferain. Ein Fitnessstudio benötigen die Brüder nicht. 


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Die Postbotenzwillinge (von links) Marc und Ronan Dufferain radeln in ihre Schicht. "Mit Schnee ist es anstrengender, da müssen wir mehr laufen."
Foto: Mario Berger
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Flexibel und sportlich unterwegs: Abu Sufyan liebt den Job für den Lieferdienst Flink

 Foto: Veigel, Andreas

"Das ist mein Baby", sagt Abu Sufyan scherzhaft über das E-Bike, mit dem der 29-Jährige im Stadtgebiet Lebensmittel für den Lieferdienst Flink ausfährt. "Das Rad ist einfach zu fahren, sehr handlich." Sufyan scheut dabei weder Regen noch Sonne. Bei Hitze trinkt er ausreichend Wasser, bei Unwetter schützt ihn seine Arbeitskleidung, und der Fahrradhelm gehört selbstverständlich zur Ausstattung, um im Heilbronner Stadtverkehr vorschriftsmäßig unterwegs zu sein.

Mit dem Verkehr in der Stadt kommt Sufyan zurecht. Fürs Ausfahren nutzt er mehr die Neben- und Seiten- denn die Hauptstraßen. "Heilbronn ist eine eher kleine Stadt", findet Sufyan, der aus Pakistan stammt. Wie viele Kilometer er am Tag fährt, vermag er nicht einzuschätzen. Nur so viel: Die Touren seien durchschnittlich zwischen einem und zwei Kilometer lang. "Wie schnell man unterwegs ist, kommt auf einen selbst an", sagt Sufyan.

Seinen Job liebe er. "Ich mag die Atmosphäre, das Team hat immer ein Lächeln im Gesicht." Dass Sufyan nebenbei etwas für seine Gesundheit tut, ist für ihn nur ein zusätzlicher Mehrwert dieser umweltfreundlichen Arbeit auf dem Fahrrad. Viel wichtiger sind ihm die flexiblen Arbeitszeiten. 


 

Radfahren aus persönlicher Überzeugung: Bürgermeister Thomas Csaszar ist dienstlich oft auf zwei Rädern unterwegs

 Foto: Lina Bihr

Zu so manchem Pressetermin kommt Thomas Csaszar mit Helm und E-Bike aus dem städtischen Fahrzeugpool angefahren, und auch Rathaustermine erledigt der Bürgermeister von Brackenheim gerne mal auf zwei Rädern. So hat er kürzlich einer Bürgerin im Stadtteil Hausen die Glückwünsche der Stadt zum 80. Geburtstag überbracht. Thomas Csaszar ist aus persönlicher Überzeugung mit dem Rad unterwegs. "Ich finde das richtig und notwendig", sagt der 59-Jährige.

Nicht nur für den Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch für die eigene Gesundheit nimmt der Bürgermeister beruflich wie privat das Rad. Die fünf Kilometer von seinem Wohnort Güglingen ins Brackenheimer Rathaus legt Thomas Csaszar radelnd zurück, um an der frischen Luft zu sein und den Kopf frei zu bekommen. Nicht selten geben diese Fahrten wichtige Impulse. "Ich nehme die Stadt so bewusst wahr", sagt Csaszar.

Etwa, wenn er aus nächster Nähe auf Unebenheiten im Gehwegbereich aufmerksam wird und feststellt, welche Radwege aus- und verbessert werden müssten oder wie die Radwegeverbindungen innerhalb und zwischen den Kommunen aus städte- und verkehrsplanerischer Sicht verlaufen könnten. 

 


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