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Aquatoll steht vor dem Abriss

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Wegen zu hoher Investitions- und Folgekosten tendiert der Neckarsulmer Gemeinderat dazu, den Freizeitbereich aufzugeben. Die Entscheidung folgt im April, dann geht es ganz schnell.

Das Erlebnisbad Aquatoll wird vermutlich dieses Jahr geschlossen. 
 Foto: Archiv/Mugler
Das Erlebnisbad Aquatoll wird vermutlich dieses Jahr geschlossen. Foto: Archiv/Mugler  Foto: Mugler, Dennis

Die Stadt Neckarsulm gibt das Aquatoll mit Freizeitbereich und Saunalandschaft auf. Es wird nicht saniert. Schon im Frühjahr wird die Einrichtung geschlossen. Das Sportbad bleibt in Betrieb. Der Gemeinderat hat zwar noch nicht endgültig über diese Schritte abgestimmt.

Bei einem Pressegespräch hat sich aber gezeigt, dass die Fraktionen sowie Oberbürgermeister Steffen Hertwig dazu tendieren, den Betrieb in diesem Jahr einzustellen. Im März findet dazu eine erste Sitzung des Gemeinderats statt, die Einwohner werden vor Ostern informiert. Die endgültige Entscheidung findet im April statt. Es soll eine Alternative geschaffen werden. Wie ein weiteres Bad neben dem Sportbad aussehen könnte, ist unklar. Nur der Arbeitstitel steht: Wilfenseebad. Eine Sauna könnte kommen, die müsste allerdings ein privater Betreiber stemmen.


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Den Stadträten fällt die Entscheidung schwer

Stadträten und Verwaltung fällt das Votum sichtlich schwer. "Wir alle hängen am Aquatoll", sagte Karl-Heinz Ullrich (SPD). Stefan Müller (Grüne) betonte: "Wir verlieren eine wahre Perle. Es tut uns allen weh." Für Ingrid Böhringer (Freie Wähler) ist das Votum über das Aquatoll die schwierigste Entscheidung in ihrer Zeit als Stadträtin. "Es ist ein tolles Bad." Neckarsulmer würden die Sauna vermissen, Familien den Außenbereich und die Piratenwelt, sagte sie. Auch Oberbürgermeister Steffen Hertwig betonte: Wünschenswert wäre es, das Bad umfassend zu sanieren. "Realistisch gesehen können wir uns die Sanierung nicht leisten", sagte er. Eine kleinere Variante, das sogenannte Wilfenseebad, kann er sich auf dem Gelände allerdings vorstellen.


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Die Kosten sind zu hoch

Die Kosten für die Komplettsanierung sind dem Gremium zu hoch. Das verdeutlichten die Ausführungen. Als sich das Gremium im Jahr 2018 mehrheitlich dafür ausgesprochen hat, die Sanierung voranzutreiben, lagen die Kosten bei 23 Millionen Euro. Aktuelle Schätzungen gehen aber von 37,5 Millionen Euro aus. Oberbürgermeister Steffen Hertwig führt dies unter anderem auf die allgemein gestiegenen Baukosten zurück. Genauere Untersuchungen, die erst vor einem Jahr erfolgten, hätten außerdem gezeigt, dass die Arbeiten deutlich umfangreicher sein müssen. Unter anderem müssten die Badewasserfilter komplett erneuert werden.


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Oberbürgermeister Steffen Hertwig begründet seine Entscheidung auch mit den Folgekosten. Anders als ursprünglich erhofft, bliebe nach den aktuellen Berechnungen trotz Sanierung ein Defizit zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro pro Jahr, das von der Stadt übernommen werden müsste. Hinzu kämen die Abschreibungen. Doch der städtische Haushalt sei schon jetzt überfordert, sagte der Oberbürgermeister. "Wir tragen aber große Verantwortung für die Finanzen der Stadt", sagte er. "Ein gleichbleibend so hohes Defizit im Bäderbereich können wir uns auf Dauer nicht leisten."

 


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Das Rathaus suchte vergeblich nach Sponsoren

Oberbürgermeister Hertwig betonte, dass auf die Stadt auch neue Pflichtaufgaben hinzukommen. Dazu zählt er den Bereich Bildung mit der neuen Verbundschule sowie Kitas. Auch in die Mobilität und beim Klimaschutz müsse die Stadt investieren. Um das Aquatoll zu halten, hatte die Stadtverwaltung sogar Sponsoren gesucht. "Leider haben die Gespräche nicht zum erhofften Erfolg geführt", sagte Oberbürgermeister Hertwig.

Einen touristischen Anziehungspunkt für Besucher aus der Region schaffen, das kann die Stadt Neckarsulm nach Angaben des OB nicht mehr allein. Mit einem neuen Bad wolle man "speziell auf die Bedürfnisse der Neckarsulmer Bevölkerung" eingehen. Damit könnte das stark frequentierte, auch von Vereinen genutzte Sportbad, entlastet werden.

Fraktionsvertreter unterstrichen die finanzielle Belastung, die die Sanierung mit sich brächte. Eberhard Jochim (CDU) will Investitionen im freiwilligen Bereich genau prüfen. Für das neue Bad regte er eine "Ideenwerkstatt" an. Die anderen Fraktionen begrüßten den Vorschlag. Auch über die Nutzung des gesamten Areals will sich das Gremium dann Gedanken machen.

Wenige Wochen nach dem Votum ist das Bad Geschichte

Wenn der Gemeinderat, wie zu erwarten ist, Ende April das Aus beschließt, wird das Bad binnen zwei Monaten geschlossen - auch die Sauna. Hintergrund ist die Technik. Der Betrieb sei schon jetzt nur dank einer Ausnahmegenehmigung erlaubt, sagte Werkleiter Lars Nielsen.

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