Aquatoll in Neckarsulm: Das ist mit dem Gelände möglich
Der Neckarsulmer Gemeinderat befasst sich diese Woche mit dem ehemaligen Freizeitbad. Es geht darum, wie das Areal genutzt werden soll. Das Votum hat Auswirkungen auf den Stadtteil Obereisesheim.

Der Großteil des Neckarsulmer Aquatoll ist Geschichte. Nur noch das Sportbad trägt unterm Scheuerberg den überregional bekannten Namen. Saunalandschaft und Spaßbad sind seit fast eineinhalb Jahren geschlossen. Von einer Reaktivierung sieht der Gemeinderat ab - sehr zum Leidwesen mancher Neckarsulmer, die sich zurzeit mit zahlreichen Mails an die Stadtverwaltung sowie die Kommunalpolitiker wenden. Mit Ideen zur Nutzung des Geländes haben sich Neckarsulmer im Rahmen einer Ideenwerkstatt in der ersten Hälfte des Jahres beschäftigt, diesen Donnerstag soll der Gemeinderat entscheiden, was mit dem Gelände geschehen soll.
Drei Möglichkeiten sind aus Sicht der Stadtverwaltung denkbar, wie es in der Beschlussvorlage für das Gremium heißt. Das Rathaus schlägt demnach vor: Die Handlungsoption Freibad wird weiterverfolgt, die Handlungsoption Hallenbad wird weiterverfolgt, und: Die Handlungsoption Bürgerpark wird weiterverfolgt. Auffallend dabei: Es fehlt das Wort Oder. Doch für Oberbürgermeister Steffen Hertwig ist die Richtung eindeutig.
Aquatoll-Areal in Neckarsulm: Kommunalpolitiker erwarten, dass es einen Bürgerpark gibt
Steffen Hertwig hat eine Hoffnung: Es solle in der Sitzung klar werden, welche Handlungsoption in erster Linie weiterverfolgt wird. Das sagt er im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Ihm geht es dabei in erster Linie um das hauptsächliche Ziel, unter Umständen könnten zwei Varianten zusammengebracht werden. Sein Beispiel: Sollte es auf ein neues Hallenbad hinauslaufen, könnten drumherum noch Elemente eines Bürgerparks verwirklicht werden. Wofür er sich ausspricht, will er zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitteilen: "Das werde ich am Donnerstag sagen." Sollte der Gemeinderat die Richtung vorgeben, erwartet der Oberbürgermeister auch, dass die Entscheidung von Neckarsulmern respektiert wird.

Kommunalpolitiker hatten sich ebenfalls gewundert, dass in der Beschlussvorlage das Wort Oder fehlt. Sie wollen diesen Donnerstag die Hängepartie beenden. Es müsse eine Entscheidung getroffen werden, wohin es mit dem Gelände geht, so eine Aussage gegenüber stimme.de. Beobachter des Gemeinderats erwarten, dass sich der Gemeinderat für die Variante Bürgerpark aussprechen dürfte - sowie der Anregung, dort ein Becken zu errichten.
Welche Möglichkeiten fürs Rathaus denkbar sind, zählt es in der Beschlussvorlage an den Gemeinderat auf. Bei der Variante Bürgerpark heißt es: Es gebe Vorschläge der Ideenwerkstatt. Denkbar, zumindest aus Sicht der Teilnehmer, sind unter anderem Café, Minigolf, Open-Air-Bühne oder ein Grill- und Freizeitgelände.
Freibad auf dem Aquatoll-Areal: Das wäre das Aus fürs Obereisesheimer Freibad
Interessant wird es, sollte sich der Gemeinderat für ein Freibad aussprechen. Grund: In Obereisesheim betreibt die Stadt bereits das Ernst-Freyer-Freibad, das allerdings in die Jahre gekommen ist und in das investiert werden müsste. Es gilt in Teilen des Gemeinderats als ausgeschlossen, dass sich Neckarsulm zwei Freibäder leisten kann. Das heißt: Mit einem neuen Freibad auf dem Aquatoll-Gelände stünde das Obereisesheimer Becken vor dem Aus.
Die Kostenschätzung für ein neues Freibad stammt aus dem Jahr 2021: Damals seien die Investitionen mit zehn bis 15 Millionen Euro angegeben worden, so die Verwaltung. Zugleich verweist das Rathaus auf eine Variante der Bürgerwerkstatt: Der Außenbereich des Sportbads könnte im Sommer geöffnet werden, so dass es den Charakter eines Freibads bekomme. Sollte sich der Gemeinderat gegen ein Freibad auf dem Aquatoll-Gelände aussprechen, soll automatisch die Sanierung des Ernst-Freyer-Bads vorangetrieben werden. Hier rechnet das Rathaus mit Investitionen von fünf Millionen Euro.
Ein neues Hallenbad kostet laut Rathaus bis zu 25 Millionen Euro. Allerdings verweist die Verwaltung in der Beschlussvorlage an den Gemeinderat auf bestehende Becken, beispielsweise gibt es ein Lehrschwimmbecken in Amorbach. Die Frage ist fürs Rathaus: Besteht der Bedarf nach weiteren Wasserflächen? Ab Januar könne für Schwimmkurse das Lehrschwimmbecken in der Astrid-Lindgren-Schule genutzt werden, das dem Landkreis gehört. "Ob diese Möglichkeit erweitert werden kann, wird sich in der Abstimmung zeigen", so das Rathaus. Die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung blicken zudem auf die Reste des Hallenbads im Untergeschoss der Obereisesheimer Schule: "Hier gäbe es perspektivisch die Möglichkeit, Wasserfläche für Kinderschwimm- als auch Erwachsenenkurse zu reaktivieren."
Alle Aquatoll-Gebäude sind fürs Rathaus nicht zu erhalten
Fürs Rathaus ist ausgeschlossen, alle Gebäude des einstigen Freizeitbads und der ehemaligen Sauna zu erhalten. Dies sei nicht wirtschaftlich. Einzelne Aquatoll-Teile könnten aber bestehen bleiben, nicht unbedingt als Bad. Das Rathaus nennt als Beispiel, dass Fitness darin möglich sein könnte. Und: "In diesem Zuge könnte auch eine weitergehende Nutzung der bestehenden Saunaelemente denkbar sein."
Vor Monaten suchte der Gemeinderat einen externen Betreiber fürs Aquatoll. Es kamen zwar Vorschläge, doch der Gemeinderat verzichtete auf die Zusammenarbeit. Eine Gruppe, zu der der Obereisesheimer Heiko Schulz gehört, hat zwar nicht am offiziellen Verfahren teilgenommen. Sie war dennoch der Ansicht, das Aquatoll mit deutlich kleinerem Budget erhalten zu können. Darauf weist Heiko Schulz auch jetzt wieder in einer Mail an die Neckarsulmer Kommunalpolitik hin. Der Brief liegt stimme.de vor, und darin heißt es: Es habe eben eine Mittellösung gegeben. "Es wollte leider nur niemand hören." Ein externer Betreiber sowie eine Renovierung mit Austausch von Teilen der Technik wäre die Lösung gewesen, "die sich auf demselben oder sogar etwas niedrigerem Kostenniveau" bewegt hätte wie ein Hallenbadneubau. Heiko Schulz ergänzt: "Ich weiß, die Fronten sind verhärtet, dennoch aber appelliere ich an Sie und würde mir wünschen, dass man sich, bevor man einen möglichen Abriss beschließt, nochmals zusammensetzt und sich diese Option (Konzept und Idee) wenigstens einmal ohne Vorbehalte anhört." Auch im Sinne der Nachhaltigkeit ist seiner Ansicht nach ein Abriss des Gebäudes fatal.
In der Sitzung am Donnerstag, 28. September, 17 Uhr, geht es im Rathaus auch um den Posten des technischen Beigeordneten. Baubürgermeister Suzanne Mösel tritt an, ihr Amt zu behalten. Darüber entscheidet das Gremium.