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Apotheker aus der Region berichten von falschen Impfnachweisen

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Bei den Corona-Kontrollen fallen falsche Impfnachweise so gut wie nie auf. Das liegt aber auch daran, dass die Ordnungsämter sich nicht in allen Fällen die Personalausweise zeigen lassen.

Foto: curtbauer/stock.adobe.com
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Jeden Tag schickt Apotheker Jens Wefel zwischen drei und zehn Kunden weg, die mit gefälschten Papieren versuchen, ein digitales Covid-Impfzertifikat für ihr Smartphone zu bekommen. "Es ist ein Unding", sagt der Inhaber der Apotheke am Rosenberg in Heilbronn. Die Verdächtigten reagierten sehr aufbrausend, sagt Wefel. "Unverschämt." Anfangs habe er noch die Polizei verständigt, das lässt er inzwischen sein. "Das alles kostet viel Zeit und Stress."

Dem Polizeipräsidium Heilbronn sind bislang 66 Fälle von falschen Impfnachweisen gemeldet worden. Wie viele tatsächlich im Umlauf sind, darüber lässt sich nur spekulieren. Das liegt auch daran, wie Ordnungsämter bei Corona-Kontrollen etwa in Gaststätten vorgehen.

Lauffen lässt sich Zertifikat und Ausweis zeigen

Konsequenter als andere geht das Ordnungsamt in Lauffen vor. "Wir lassen uns den Impfnachweis und den Personalausweis zeigen. Sonst bringt es ja nichts", sagt Michael Kenngott, Leiter des Ordnungsamts in Lauffen. Gefälschte Nachweise seien seinen Mitarbeitern noch keine untergekommen.

 


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In Heilbronn sei der Ordnungsdienst ebenfalls noch auf keine falschen Impfzertifikate gestoßen, teilt Rathaussprecherin Claudia Küpper mit. Ohne konkreten Verdacht verzichtet der Ordnungsdienst jedoch auf den Ausweis, um abzugleichen, ob Zertifikat und Person überhaupt zusammenpassen.

Der Missbrauch wird Tätern leicht gemacht

In der Praxis heißt das: Zeigt die ungeimpfte Lisa Müller den Impfnachweis ihrer Schwester vor, fällt das nicht weiter auf. Davon abgesehen bieten dubiose Gestalten im Internet und über Messenger-Dienste wie Telegram gefälschte Impfpässe an. Mit der nötigen kriminellen Energie lassen sich auch einfach die entsprechenden Seiten aus einem echten Impfpass herauslösen und in ein anderes Heftchen einfügen. Dem Missbrauch stehen Tür und Tor offen.

 


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"Eigentlich müsste man sich immer auch den Personalausweis zeigen lassen", meint Roland Deutschmann, Leiter des Ordnungsamts in Bad Rappenau. Die Mitarbeiter des Rappenauer Ordnungsamts gehen Deutschmann zufolge bei Kontrollen in Gaststätten bislang so vor, als seien sie ganz normale Gäste. Dabei achteten sie darauf, ob Wirt oder Mitarbeiter die Nachweise verlangen, ob Maske getragen wird und die Registrierung funktioniert. "Erst dann geben sie sich zu erkennen." Gäste seien bisher noch überhaupt keine überprüft worden.

Weitere Einschränkungen könnten Fälschungsversuche befeuern

Seit Mittwoch (17.11.) gilt in Baden-Württemberg die Alarmstufe und damit 2G. Apotheker Jens Wefel befürchtet, dass wegen der Einschränkungen noch mehr Ungeimpfte versuchen, sich mit falschen Papieren ein echtes Impfzertifikat fürs Handy zu erschleichen. Mustafa Kara mit Apotheken in Heilbronn und Neckarsulm schaut sich die Dokumente seiner Kunden genau an, sagt er. Fälschungen habe er noch keine entdeckt. Es fragten aber sehr viele Kunden, ob er jemanden kenne, der falsche Impfnachweise anbiete, oder ob er nicht auch ohne Nachweis das Zertifikat ausstelle. Klaus Kußel von der Linda-Apotheke am Stadtgarten in Heilbronn erzählt von einer Facebook-Gruppe, in der Apotheker häufig über solche Fälle berichten.

Eine App hilft bei der Überprüfung

Der digitale Check eines Impfnachweises könnte das Problem mit den falschen Daten beheben. Das Sozialministerium Baden-Württemberg empfiehlt dazu eine entsprechende App, die "CovPassCheck"-App. Eine Pflicht, diese einzusetzen, besteht allerdings nicht. In anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden ist der Einsatz dieser App gang und gäbe. Hierzulande tut man sich schwer damit. Das Landessozialministerium empfiehlt sie zwar. Für den verpflichtenden Einsatz fehle jedoch die Rechtsgrundlage, sagt ein Sprecher des Ministeriums. Diese müsste der Bund schaffen. Davon unbenommen könnten jedoch Gewerbetreibende ihr Hausrecht ausüben. "Ein Gastwirt oder Friseur kann sagen, er lässt nur Geimpfte rein und will zum Nachweis auch den Personalausweis sehen." Sie könnten sich die Ausweise also gerne zeigen lassen, dazu verpflichten könne das Land sie "leider nicht".

So funktioniert die "CovPassCheck"-App

Wer Impfzertifikate überprüfen möchte, kann dazu die "CovPassCheck"-App auf ein Smartphone herunterladen. Damit scannt der Mitarbeiter eines Betriebs oder einer Behörde das Impfzertifikat und erfährt sofort, ob es gültig ist. Die in der App angezeigten Personalien müssen dann nur noch mit den Daten des Ausweises der geprüften Person abgeglichen werden. Die App ist ein Projekt des Robert-Koch-Instituts und steht kostenlos zum Download zur Verfügung.

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