Ärzte fordern Klarheit zu Omikron-Impfungen
Ab Oktober werden mehrere Impfstoffe verfügbar sein, die an unterschiedliche Omikron-Varianten angepasst sind. Eine Empfehlung der Stiko fehlt allerdings. Wie die Lieferung der Impfstoffe funktioniert.
Zwei unterschiedliche Impfstoff-Typen gegen die Omikron-Variante des Coronavirus sind voraussichtlich ab Anfang Oktober in deutschen Arztpraxen verfügbar. Am Montag hatte die EU-Kommission einen Impfstoff zugelassen, der gegen das Ursprungsvirus und die aktuell kursierenden Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5 gerichtet ist. Geeignet ist die Impfung für Menschen ab zwölf Jahren als Auffrischung, teilte die EU-Arzneimittelbehörde EMA mit. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte an, dass erste Dosen Anfang kommender Woche an den Pharma-Großhandel ausgeliefert werden sollen.
Zwei weitere Impfstoffvarianten, die an die Omikron-Variante BA.1 angepasst sind, hatten bereits am 1. September die Zulassung bekommen. Die BA.1-Variante zirkuliert inzwischen jedoch kaum noch. Für einige Verunsicherung sorgt, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) sich noch nicht dazu geäußert hat, für welche Gruppen die Varianten-Impfstoffe empfohlen werden.
Auch Ärzte aus der Region vermissen eine konkrete Stiko-Empfehlung, um die Kampagne in Gang zu bringen, bislang sei die Nachfrage gering, heißt es. Der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner rechnet allerdings nicht mit baldiger Klarheit. Aktuell empfiehlt die Stiko eine weitere Auffrischimpfung mit einem der verfügbaren Impfstoffe - für Menschen ab 60 Jahre und ab fünf Jahren, wenn Vorerkrankungen vorliegen.
Kassenärztliche Vereinigung kritisiert Informationspolitik
Schlechte Kommunikation zu den neuen Vakzinen kritisiert auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg. "Während der gesamten Pandemie haben wir es als wenig hilfreich empfunden, wenn keine klaren Botschaften an die Bevölkerung vermittelt wurden", sagt Sprecher Kai Sonntag. "Noch immer gibt es unterschiedliche Aussagen zum Umgang mit der weiteren Boosterimpfung, was wir als unglücklich empfinden."
Es gelte "als erwiesen, dass auch nach einer Impfung mit dem BA.1-Impfstoff Antikörper gebildet werden, die nachfolgend auch gegen die BA.5 Variante zumindest in Teilen schützen", heißt es auf Stimme-Anfrage vom Sozialministerium in Stuttgart. Der große Sprung in der Virusentwicklung habe demnach laut Experten zwischen dem Wildtyp des Virus und BA.1 gelegen, zwischen BA.1 und BA.4/BA.5 gebe es viel weniger Mutationen.
Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov will sich die Hälfte der Erwachsenen im Land mit dem frisch zugelassenen Corona-Vakzin der Hersteller Biontech und Pfizer impfen lassen. 64,8 Millionen Menschen haben mindestens eine Impfdosis erhalten. 7,4 Millionen Bürger haben laut dem Dashboard des Gesundheitsministeriums ihre Impfung ein zweites Mal auffrischen lassen.
Nicht alle Ärzte haben den bestellten Impfstoff bekommen
Für zusätzliche Unsicherheit sorgen Meldungen über Probleme bei der Lieferung des BA.1-Impfstoffs. Einige Ärzte in Baden-Württemberg berichten, dass nicht alle bestellten Impfstoffe ausgeliefert worden seien. Wann genau das BA.5-Vakzin in der Region erhältlich sein wird, ist ebenfalls unklar. Uellner rät seinen Risikopatienten, nicht auf den neuesten Impfstoff zu warten.
Für die Auffrischimpfungen seien die niedergelassenen Ärzte gut vorbereitet, heißt es von der Kassenärztlichen Vereinigung. Das gilt auch für Hohenlohe wie die Impfbeauftragte Susanne Bublitz sagt. Probleme befürchtet die KV nur für den Fall, dass "wieder alle Bürgerinnen und Bürger auf einmal geimpft werden wollen".