Bei der Bürgermeisterwahl in Weinsberg siegt Birgit Hannemann im ersten Wahlgang
Die neue Bürgermeisterin von Weinsberg gewinnt die Wahl auf Anhieb mit 52,4 Prozent. Hauptkonkurrent Tobias Kniel kommt auf 29,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei 47,5 Prozent.

Die Menschen, die in den großen Saal des Weinsberger Rathauses gekommen sind, müssen sich etwas gedulden. Doch dann, um 19.11 Uhr, verkündet Noch-Bürgermeister Stefan Thoma das Ergebnis: Birgit Hannemann holt mit 52,4 Prozent die absolute Mehrheit und ist damit die neue Bürgermeisterin von Weinsberg. Ihr Hauptkonkurrent Tobias Kniel kommt auf 29,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei überschaubaren 47,5 Prozent.
Birgit Hannemann siegt im ersten Wahlgang in Weinsberg – Glückwünsche von Stefan Thoma
"Alles Gute im Rathaus und in dieser Stadt": Mit diesen Worten gratuliert Thoma seiner Nachfolgerin. "Sie haben einen effizienten Wahlkampf gemacht." Der scheidende Bürgermeister ist froh: "Die Wähler haben ein Einsehen gehabt und im ersten Wahlgang entschieden."
Birgit Hannemann (44) ist überglücklich: "Bei fünf Kandidaten direkt über 50 Prozent - das ist ein Ergebnis, das selbst mich sprachlos macht." Die frühere Bürgermeisterin von Erdmannhausen kommt aus dem Händeschütteln nicht mehr heraus. Doch auch beim sichtbar enttäuschten Tobias Kniel stehen die Menschen an. Sie spenden Trost.
Die Neugier ist groß
Die Neugier, wer wohl das Rennen macht, um die Weibertreustadt mit ihren 13.500 Einwohnern durch die nächsten acht Jahre zu führen, ist groß. Im Ratssaal ist es proppenvoll. Auch einige Bürgermeister aus der Umgebung sind gekommen, um das Ergebnis aus erster Hand zu erfahren. Ein EDV-Problem ist laut Wahlorganisatorin Margit Frisch schuld, dass die Menschen eine Weile warten müssen, bis Stefan Thoma das Ergebnis verkünden kann. Im Saal, im Treppenhaus: Überall rätseln die Leute, wann es wohl so weit ist und wie das Votum wohl aussieht. Zwar ist auf der Internet-Seite komm.one bereits ein Ergebnis abrufbar, doch im Rathaus wird zunächst nichts bestätigt. Auch die Musiker der Stadtkapelle Weinsberg wissen nicht so recht, ob sie ihre Instrumente nun auspacken sollen oder nicht. Denn klar ist: Ein Ständchen wird nur gespielt, wenn an diesem Abend ein neues Stadtoberhaupt feststeht.
In den vergangenen Wochen war in Weinsberg und den Teilorten Gellmersbach, Grantschen und Wimmental viel darüber spekuliert worden, ob die Sache gleich auf Anhieb entschieden wird. Viele hatten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Hannemann und Kniel und auf einen zweiten Wahlgang getippt.
Parteiunabhäng angetreten
Die Ex-Bürgermeisterin von Erdmannhausen im Landkreis Ludwigsburg, die in Untergruppenbach-Donnbronn aufgewachsen ist, gab ihre Bewerbungsunterlagen recht spät ab. Der Gemeinderat streckte ihr fraktionsübergreifend die Hand entgegen. Hannemann hatte 2020 auf eine zweite Kandidatur in Erdmannhausen mit der Begründung verzichtet, ihre drei Kinder vor zu viel Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit schützen zu wollen. Hannemann ist aktuell Geschäftsführerin des Verbandes "Zukunft Familie". Sie ist CDU-Mitglied, trat aber parteiunabhängig an.
Tobias Kniel (39), der die Geschäfte des Naherholungszweckverbandes Breitenauer See und zweier weiterer Zweckverbände führt, wagte sich im Gegensatz zu seiner Kontrahentin sehr früh aus der Deckung. Der Verwaltungsfachmann aus Bretzfeld-Schwabbach war schon als Kandidat unterwegs, da war die Bewerbungsfrist noch gar nicht angelaufen.
Mancher Beobachter sah im Vorfeld auch die Weinsbergerin Gülen Grombach im Rennen. Die 35-jährige Referentin im Leitungsstab der IT-Landesoberbehörde holt 12,3 Prozent. Für den Gemeindeverwaltungsverband "Raum Weinsberg" arbeitet Vollzugsbediensteter Torsten Clauß (50) aus Eberstadt-Hölzern, der aber genauso chancenlos ist wie Daniel Kollmus (46). Der Elektrotechniker, ebenfalls aus Weinsberg, kandidierte für die Satirepartei "Die Partei".
Keine polarisierenden Themen
Dem Wahlsonntag war eine unaufgeregte Wahlkampfzeit ohne polarisierende Themen vorausgegangen. Erst am Ende wurde die Spannung greifbar. Diese Bürgermeisterwahl ist aus dem üblichen Acht-Jahres-Rhythmus ausgeschert: Die Weinsberger waren an die Urnen gerufen, weil das Verwaltungsgericht in Stuttgart die Wahl 2020 für ungültig erklärt und der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim dieses Urteil bestätigt hatte. Außerdem hatte Stefan Thoma (64) im Sommer verkündet, dass er aus gesundheitlichen Gründen zum 1. Januar 2024 nach knapp 20 Jahren als Bürgermeister vorzeitig in den Ruhestand geht.