58.825 Kilometer Stau auf A6 und A81
Vor allem Pendler dürften sie nur zu gut kennen: lange Staus auf den beiden Autobahnen durch die Region. ADAC-Daten zeigen nun unterschiedliche Entwicklungen auf den Autobahnen zwischen Würzburg, Nürnberg, Mannheim und Karlsruhe. Dabei machen sich auch Sondereffekte wie die Bundesgartenschau bemerkbar.

Es dürfte Jahrzehnte her sein, dass auf den Autobahnen in Deutschland so wenig los war wie im derzeitigen Krisenmodus. Sonst hieß es zuletzt regelmäßig: kein Durchkommen. Allein auf der A6 zwischen Mannheim und Heilbronn zählte der ADAC im vergangenen Jahr mehr als 5000 Staus mit einer durchschnittlichen Länge von 2,7 Kilometern. Das für die Region entscheidende Autobahnpaar aus A6 zwischen Nürnberg und Mannheim sowie A81 zwischen Würzburg und Stuttgart brachte es auf Staus mit einer Gesamtlänge von 58.825 Kilometer – was dem anderthalbfachen Erdumfang entspricht. Immerhin waren es aber 13.312 Kilometer weniger als im Vorjahr. Das ist kein Pappenstiel.
Autobahnen 8, 5 und 6 im Stau-Ranking ganz vorn
Das Autobahn-Viereck Heilbronn–Leonberg–Karlsruhe–Walldorf ist eine Verbindung von bundesweit besonders staubelasteten Abschnitten. An der Spitze steht die A8 zwischen Leonberg und Karlsruhe mit mehr als 11.000 Staumeldungen und 427 Staukilometern je Kilometer Autobahn. Damit lag der Abschnitt bundesweit an dritter Stelle nach der A3 zwischen Linz und Passau sowie der A3 zwischen Oberhausen und Köln. Auf Platz 5 folgt dann schon der A5-Abschnitt Karlsruhe–Heidelberg. Die ADAC-Rangliste weist mit mehr als 9000 Meldungen nicht weit dahinter die A6 zwischen Heilbronn und Mannheim aus, wo sie mit täglich zwischen 70.000 und 100.000 Fahrzeugen deutlich über der vorgesehenen Kapazitätsgrenze liegt. In der Staustatistik liegt sie bundesweit auf Rang 7. Gegenüber dem Vorjahr bedeutete dies eine Verbesserung: 2018 lag der Abschnitt noch auf Rang 2.
Buga hat positive Wirkung
Der dringend notwendige Ausbau auf der A6 läuft seit 2017. Der erste Teil des Neckartalübergangs wurde bereits in Betrieb genommen. Doch durch die Baustellen werden zusätzliche Staus ausgelöst. Welche Auswirkungen diese Engstellen haben, zeigen die Daten des vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorjahr. Denn 2019 wurde für die Buga-Zeit von April bis September eine durchgängig dreispurige Verkehrsführung in beiden Richtungen ermöglicht. Das Zugeständnis an Heilbronn und seine Großveranstaltung zeigte Wirkung. Die Anzahl der Staus ging um beeindruckende 40 Prozent zurück, die aufaddierte Länge um 37 Prozent.
45 Prozent weniger Staus gab es zwischen Wiesloch-Rauenberg und Sinsheim. Zwischen Bad Rappenau und Heilbronn/Untereisesheim, wo die Staus auf der A6 am längsten dauern, reduzierte sich die Anzahl um ein Drittel. Auffällig ist aber auch, dass es auch im Abschnitt um das Walldorfer Kreuz weniger Behinderungen gab.
Der Bundestrend: Weniger Staus, längere Staus
Während auf der A6 Länge und Dauer zurückgingen, liegen die Abschnitte der A8 zwischen Stuttgart und Karlsruhe und der A5 zwischen Heidelberg und Karlsruhe im Bundestrend. Denn die Auswertung des ADAC zeigt, dass die Staumeldungen 2019 deutschlandweit um rund fünf Prozent zurückgegangen sind, während die Staulängen dennoch zulegten. Die Verkehrsleistung, also die durch Kraftfahrzeuge zurückgelegten Kilometer, steigt auf Autobahnen wie im gesamten Straßennetz seit Jahren. Laut Mikrozensus-Stichprobe von 2016 nutzen 68 Prozent der Berufstätigen das Auto für ihren Weg zur Arbeit, schreibt der ADAC. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren dagegen nur 14 Prozent. Die wirtschaftliche Talfahrt wird sich hier deutlich bemerkbar machen.
Sondereffekte spielen immer eine wichtige Rolle
Insgesamt wäre zu erwarten gewesen, dass die Anzahl der Staus auf der A6 in diesem Jahr wieder zunimmt. So sah es am Anfang auch aus. Doch mit dem Sondereffekt Corona-Krise fallen die täglichen Staus zumindest vorübergehend aus. Sondereffekte spielten auch im vergangenen Jahr eine wichtige Rolle. Fast verdoppelt haben sich die Stauereignisse auf der A81 zwischen Heilbronn und Würzburg. Hier liefern Belagsarbeiten und andere Baustellen zwischen Heilbronn und Neuenstadt eine Erklärung. Um rund fünf Prozent gingen die Werte auf der A81 zwischen Stuttgart und Heilbronn nach oben, auf der A6 zwischen Weinsberger Kreuz und Nürnberg stagnierten sie. Rückläufig um rund vier Prozent waren sie auf der A8 zwischen Stuttgart und Karlsruhe und auf der A5 zwischen Karlsruhe und Heidelberg.
Intelligente Verkehrssteuerung im Viereck zwischen Heilbronn und Karlsruhe
Um den Verkehrsfluss zumindest großräumig zu optimieren, hat das Land Anfang des Jahres eine weitere Verkehrssteuerungsanlage in Betrieb genommen. Wie am Leonberger Dreieck und am Walldorfer Kreuz werden Lkw- und Autofahrer nun auch am Weinsberger Kreuz darüber informiert, ob sie Richtung Karlsruhe besser die Route über A6 und A5 nehmen oder die A81 und dann die A8. Denn die Strecke über das Leonberger Dreieck ist mit 104 Kilometern nur rund zehn Prozent länger als die über das Walldorfer Kreuz. Entscheidend für Fahrzeit und auch für Emissionen ist damit, welche Verkehrsbehinderungen auf den zwei Strecken zu erwarten sind.
Mit der Anzeigetafel werden jene Lkw- und Autofahrer über die Situation auf dem Autobahnviereck Heilbronn–Leonberg–Karlsruhe–Walldorf informiert, die noch auf das klassische Navi setzen.