200 Tonnen Streusalz sagen dem Schnee in Heilbronn den Kampf an
Auch am Mittwoch haben die eisigen Temperaturen den Stadt- und Landkreis Heilbronn fest im Griff. Für den erfahrenen Hobby-Meteorologen Willi Funk ist dieser Winter dennoch nicht so außergewöhnlich, wie er zu sein scheint.

Thüringen war in der Nacht auf Mittwoch das kälteste Bundesland: Minus 20 Grad gab es durchschnittlich in Weimar, Jena und Erfurt. Die Kälte und der Schnee sind aber seit dieser Woche auch in der Region angekommen. Gegen 5 Uhr in der Frühe rückten am Mittwochmorgen 125 Mitarbeiter des Bauhofs in Heilbronn zum Schneeräumen aus, am Vormittag verstärkten weitere 25 Mitarbeiter das Team.
Doppelt so viel Streusalz wie üblich
Wie Pressesprecher Michael Brand mitteilte, brachte das Betriebsamt 200 Tonnen Salz aus. Das ist doppelt so viel wie an milderen Tagen mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Das Salz wirkt bei den momentanen Temperaturen nicht so gut und soll verhindern, dass der Schnee festfriert. Auf den Straßen hat sich die Lage etwas verbessert, verglichen mit der Situation am Montag und Dienstag. Die Zahl hat sich von 90 Unfällen auf 24 reduziert, darunter zwei steckengebliebene Sattelzüge bei Wertheim und in Bad Friedrichshall. "Sehr überschaubar" nennt der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn die Lage, es sei "erstaunlich wenig los". 19 der 24 Unfälle ereigneten sich im Stadt- oder Landkreis Heilbronn.
Die Lage auf den Straßen beeinflusst auch die Zustellung der Heilbronner Stimme. Artur Zscherpe dankt den Lesern für ihr Verständnis. Der Leiter des Service-Centers gibt zu bedenken, dass es viele Gründe geben kann, wenn die Zeitung nicht ankommt. Von der Produktion über die Spedition bis zum Austräger kann es immer wieder Gründe geben, warum eines der über 400 Gebiete nicht mit der Zeitung beliefert wird. Am Mittwoch fielen fünf Gebiete aus, "da haben die Zusteller einen hervorragenden Job gemacht", sagt Zscherpe. Bei so vielen Beschäftigten sei dieser Ausfall im normalen Bereich. Weil das Beliefern so gut lief, wurde für die Abonnenten am Mittwoch - im Gegensatz zum Vortag - kein E-Paper freigeschaltet.
Winter bleibt noch ein paar Tage
Willi Funk aus Eppingen bezeichnet das Wetter als "nicht ganz außergewöhnlich". Der Eppinger beobachtet als Hobby-Meteorologe schon jahrzehntelang Wind, Regen und Temperaturen. "Früher wäre so ein Winter nichts Besonderes gewesen, im Vergleich der letzten Jahre ist er aber besonders", meint der 86-Jährige. Mit zwei Eistagen, bei denen es ganztägig unter null Grad hat, sei das Jahr 2021 noch nicht besonders auffällig. Schnee in Januar und Februar war ab 2011 eher seine Seltenheit, in den Jahren zuvor aber durchaus üblich. "Im Jahr 2010 gab es besonders viel Schnee", meint Funk. Ab dem Jahr 2010 machte sich der Klimawandel bemerkbar, denn danach waren alle Jahre im Durchschnitt zu warm.
Minus 10 Grad, auch "strenger Frost" genannt, hält der ehemalige Stimme-Mitarbeiter für nicht außergewöhnlich. Die nächsten drei bis vier Tage müsse man mit Schnee und Kälte rechnen. Besonders nachts kann es, wenn es aufklart, noch manches Mal klirrend kalt werden.
Nächste Woche wird es wahrscheinlich wärmer
Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert für den heutigen Donnerstag letzten Schneefall für Baden-Württemberg. Danach soll es trocken und am Wochenende sonnig werden, allerdings noch bei Minusgraden. Funk rechnet damit, dass ab nächster Woche erste Plusgrade erreicht werden könnten.
Willi Funk hat schon viele Wetter-Extreme in Eppingen erlebt. Kälteeinbrüche sind ihm 2013 und vor allem beim Jahreswechsel 1978/79 in Erinnerung geblieben. Sein ganzes Auto war am Jahresanfang 1979 mit Eis überzogen, als eine Kältewelle erst für 70 Zentimeter Schnee in Schleswig-Holstein sorgte, und dann in den Süden zog.
Den kältesten Tag erlebte Funk am 2. Februar 1956 mit minus 27,2 Grad. Fast der gesamte Februar bestand aus Eistagen.




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