Die Deutsche Herzstiftung geht davon aus, dass pro Jahr 300.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt erleiden. Etwa 30 bis 50 Prozent der Patienten mit akutem Infarkt sterben vor Erreichen des Krankenhauses, etwa vier bis sechs Prozent im Verlauf der stationären Behandlung, teilt das Deutsche Zentrum für Herz- und Kreislaufforschung mit.Wichtig ist bei einem Herzinfarkt mit Bewusstlosigkeit und Atemstillstand, dass sofort mit der Reanimation begonnen wird. Rettungsdienste bieten immer wieder Erste-Hilfe-Kurse an. Am 16. Oktober findet in den Räumen der Feuerwehr Obersulm-Eschenau ein Reanimations-Kurs und eine Schulung für jedermann im Umgang mit einem Defibrillator statt. Beginn: 18 Uhr.
Herzinfarkt auf Oktoberfest: 58-Jähriger gibt Einblicke in die Sekunden, bevor sein Herz stillstand
Beim Eschenauer Oktoberfest erleidet ein 58-Jähriger aus Obersulm einen Herzstillstand. Ersthelfer und ein Arzt retten ihn – nach sechs Minuten ohne Herzschlag.
Sechs Minuten. So lange hat Stefan Siebers (Name geändert) Herz aufgehört zu schlagen. Am 2. Oktober haben Ersthelfer den 58-Jährigen beim Oktoberfest des Musikvereins Eschenau in der Mehrzweckhalle zurückgeholt ins Leben. Für sie war es eine Selbstverständlichkeit.
Ihnen ist Sieber unendlich dankbar, wie er erklärt. Seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Dass er nach nur vier Tagen das Krankenhaus wieder verlassen konnte, grenzt an ein Wunder. Zwischen fünf und zehn Prozent überlebten eine Reanimation, habe man ihm gesagt. Sieber ist einer von ihnen. Leichte Schmerzen im Brustbereich und im Rücken verspüre er noch. Ansonsten fühle er sich fit.
Herzstillstand beim Oktoberfest: Ersthelfer retten 58-Jährigem auf dramatische Weise das Leben
Von dem lebensbedrohlichen Zwischenfall sind ihm nur noch die Sekunden davor präsent. Er sei erst zehn Minuten dort gewesen, er habe Freunde begrüßt, sei auf dem Weg zur Getränkeausgabe gewesen. „Dann ist mir plötzlich so ein wenig schlecht geworden, schwindelig, warm und dunkel im Kopf. Dann wurde es schwarz und ab dann weiß ich nichts mehr.“
Sieber liegt leblos auf dem Hallenboden, Gäste bemerken, dass irgendwas nicht stimmt. Die Ersthelfer Cassandra Schultz (22) und Tobias Wenzel (23) vom DRK Obersulm beginnen mit der Herz-Druck-Massage, Ralph Gottschick (47), Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Obersulm, der an jenem Abend zu Gast war, eilt zur Volksbank-Filiale und holt einen Defibrillator. Der Eschenauer Hausarzt Dr. Moritz Malchow (59) gehört ebenfalls zu den Ersthelfern. Zwei Mal löst das Gerät aus. Dann erlangt Sieber wieder das Bewusstsein.
Nach Notfall auf Oktoberfest in Obersulm: „Ich hätte Bäume ausreißen können“
„Ich hatte Schmerzen in der Brust, wollte aufstehen“, sagt Sieber. Irgendwer hält ihn fest. Die Situation habe er nicht erfassen können. „Die Leute um mich herum waren mir gar nicht wichtig. Ich wollte einfach nur aufstehen.“ Dann habe er eine Spritze bekommen und sei erst wieder im Krankenhaus zu sich gekommen. „Als die Wirkung der Spritze nachgelassen hatte, fühlte ich mich wie neugeboren. Ich hätte Bäume ausreißen können und war wieder völlig klar.“
Siebers Frau steht zu dem Zeitpunkt bereits neben dem Krankenbett. Es sei alles halb so wild, habe er seiner Frau mitgeteilt. Ärzte erklären Sieber kurze Zeit später, wie viel Glück er gehabt habe. „Wären die Ersthelfer und Dr. Malchow nicht dagewesen, wüsste ich nicht, was passiert wäre.“
Sechs Minuten ohne Herzschlag – Mann hatte vor Notfall auf Obersulmer Oktoberfest bereits Probleme
Bereits im vergangenen Jahr fangen die gesundheitlichen Probleme an, erklärt der Eschenauer. Der Puls sei unruhig gewesen. Er habe vom Hausarzt eine Überweisung zum Kardiologen bekommen, sei aber nicht hingegangen. „Dieses Jahr beim Wandern habe ich es wieder gemerkt, wenn ich mich angestrengt habe. Ich dachte, vielleicht Konditionsprobleme.“ Herzrhythmusstörungen seien hinzugekommen. Im November habe er einen Termin zur Vorsorge und Langzeit-EKG gehabt. „Und dann kam das dazwischen.“
Im SLK-Krankenhaus am Plattenwald in Bad Friedrichshall habe man ihm einen Stent eingesetzt. Auf dem Ultraschall seien keinen Schäden am Herzen festgestellt worden, erklärt Sieber. Jetzt müsse sich noch der Herzmuskel erholen. Vergangenes Wochenende sei er bereits spazieren gegangen. „Da habe ich gemerkt, so fit bin ich doch noch nicht.“
Herzstillstand bei Obersulmer Oktoberfest – wie geht es weiter?
Demnächst tritt Sieber eine Kur an. Seinen Lebenswandel habe er nach so einem dramatischen Ereignis überdacht. 35 Jahre habe er geraucht, damit glücklicherweise vor drei Jahren aufgehört, sagt er. In letzter Zeit habe er keinen Sport mehr getrieben. Hin und wieder Alkohol. Stress. Ungesundes Essen wolle er in Zukunft weglassen, sich wieder mehr bewegen. Er sei sich darüber im Klaren, dass er ein zweites Leben geschenkt bekommen habe.
„Klar, ich werde jedes Jahr zwei Mal Geburtstag feiern. Davon ein Mal am 3. Oktober.“