Die Neckarsulmer Sportunion hat sich 2021 in Sport-Union Neckarsulm (SUN) umbenannt. „Sportbegeisterung, Gemeinschaft und Vielfalt“ sollten nicht fälschlicherweise mit dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ in Verbindung gebracht werden. Das Vereinskürzel NSU brachte „negative Assoziationen zu rechtsextremen Organisationen“ und etliche Athleten unter Rechtfertigungsdruck. Auch weil sportliche Erfolge dadurch geschmälert worden seien, sah man sich „gezwungen, aufgrund der politischen Konfrontation“ das alte Vereinslogo zu ersetzen.
Wofür steht NSU? Neckarsulm diskutiert über Kürzel mit Terror-Bezug
Die Automarke mit dem „Prinz“ war früher sehr bekannt. Nach dem Mord an Michèle Kiesewetter vor 25 Jahren in Heilbronn wird die Abkürzung ebenfalls für den „Nationalsozialistischen Untergrund“ benutzt. Das empfinden manche als Verunglimpfung des Stadt-Kürzels.
Gibt man im Internet das Kürzel NSU ein, erhält man sowohl für die NSU-Motorenwerke als auch für den „Nationalsozialistischen Untergrund“ Ergebnisse. Über die Verwendung der Abkürzung gibt es nun 25 Jahre nach den Morden durch Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe in Neckarsulm eine Diskussion.
Ursprünglich ist NSU einfach die Abkürzung für Neckarsulm
„Angetrieben durch Erfindergeist und Leidenschaft“ habe sich der Standort von einem Werk für Strickmaschinen zu einer modernen Automobilproduktion entwickelt, teilt eine Sprecherin der Audi-Unternehmenskommunikation mit. Der Name NSU wurde ab 1892 als Markenname beziehungsweise Markenzeichen verwendet.
Das Kurzwort wurde aus dem Stadtnamen Neckarsulms gebildet, wo die beiden Flüsse Neckar und Sulm zusammenfließen. Seit über 100 Jahren entstehen am Standort Automobile, unter anderem der 1963 vorgestellte NSU Wankel-Spider, das erste Automobil der Welt mit Rotationskolbenmotor. „Der Standort ist bis heute eng mit seiner Geschichte verbunden.“
Der Markenname NSU ist auch heute noch rechtlich geschützt
1969 fusionierten NSU und die Auto Union GmbH zur Audi NSU Auto Union AG, die 1985 in Audi umfirmierte, wodurch der Name NSU verschwand. „Der Markenname ist nach wie vor rechtlich geschützt.“ Bei NSU für „Nationalsozialistischer Untergrund“ handelt es sich aber nicht um eine Marke, sondern eine in den Medien gängige Abkürzung.
Der Neckarsulmer Bernd Giering, bekannt geworden als Vertrauensperson des Bürgerentscheides gegen die Umgestaltung des Schlossplatzes, wehrt sich nun gegen die Verunglimpfung des Markennamens NSU. „Ich finde es ungeheuerlich, dass der Markenname NSU immer und immer wieder mit der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ in Verbindung gebracht wird. Für alle Oldtimerbesitzer eines NSU-Fahrzeuges ist diese Verunglimpfung jedes Mal wie ein Schlag ins Gesicht.“
Durch Terror-Verbrechen: Kürzel NSU hat schmerzhafte Bedeutung bekommen
Stattdessen solle man beispielsweise „NS-Untergrund“ als Abkürzung benutzen. Oberbürgermeister Steffen Hertwig unterstützt die Initiative: „Für uns in Neckarsulm ist das Kürzel NSU untrennbar und positiv mit der Geschichte der ehemaligen Automobilmarke verbunden, die weltweit bekannt war und bis heute ein identitätsstiftender Teil unserer Stadtgeschichte ist. Umso schmerzhafter ist es, dass durch die Verbrechen der terroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ dieses Kürzel eine völlig andere, negative Bedeutung erhalten hat.“
Die Möglichkeiten seien aber begrenzt, den Gebrauch des Kürzels in den Medien einschränken zu lassen. „Als Stadt Neckarsulm setzen wir uns jedoch aktiv dafür ein, dass das Kürzel NSU im Zusammenhang mit unserer Stadt stets im positiven, historisch korrekten Bezug zur Automobiltradition verwendet wird. Dieses Bewusstsein tragen wir nach außen – und zugleich distanzieren wir uns in aller Deutlichkeit von den menschenverachtenden Taten, die mit derselben Abkürzung in Verbindung gebracht werden.“

Audi AG als Rechtsnachfolger der Marke NSU steht für Weltoffenheit
Auch die Audi AG als Rechtsnachfolger der Marke NSU stellt klar fest: „Wir stellen uns Hass und Fremdenfeindlichkeit entschieden entgegen.“ Als globales Unternehmen mache man keine Unterschiede hinsichtlich Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung der Mitarbeitenden. Allein in Deutschland seien Menschen aus mehr als 100 Nationen beschäftigt. „Die Förderung von Vielfalt ist ein klares Bekenntnis für eine Kultur der Offenheit und Toleranz. Das bereichert unsere Unternehmenskultur und damit leistet Audi auch einen wichtigen Beitrag zu mehr Vielfalt in unserer Gesellschaft.“