2019 gründete sich die 1. Fasnetszunft Gemmingen Bärafonger im Zuge des 1250. Jubiläum von Gemmingen. Der Verein ist klein, hat nur 15 Mitglieder. Im vergangenen Jahr fand der erste Narrensprung unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Timo Wolf statt. Damals waren viele Zufahrtsstraßen aus Sicherheitsgründen mit Bussen, Radladern und Betonmischern blockiert.
Narrensprung in Gemmingen abgesagt – was dahinter steckt
Die Premiere 2024 konnte die kleine Fasnetszunft in Gemmingen als Kraftakt mit der Gemeinde und anderen Vereinen stemmen. Für 2026 wurde der Narrensprung jetzt abgesagt.
51 Gruppen, Hästräger, Garden und Guggenmusiker zogen im vergangenen Februar durch Gemmingen. Sie bereiteten den Zuschauern ein närrisches Spektakel. Deshalb sollte es nach der gelungenen Premiere des Narrensprungs der 1. Fasnetszunft Gemmingen Bärafonger im Januar 2026 eine Neuauflage geben.
„Schweren Herzens müssen wir leider verkünden, dass unser geplanter Narrensprung sowie der Brauchtumsabend in der Kraichgauhalle am 24. Januar 2026 nicht stattfinden können“, postet der Verein auf Facebook. „Unerwartet hohe behördliche Auflagen“ werden als Grund angegeben. Bedauern spricht aus den Reaktionen von Usern.
Großer Narrensprung in Gemmingen fällt 2026 aus: Hohe Auflagen als Hauptgrund genannt
„Ich finde das sehr schade“, sagt auch Bürgermeister Timo Wolf. Die Absage habe nicht nur mit Sicherheitsauflagen zu tun, das Thema sei komplexer.
Wolf ist nicht überrascht, dass der Narrensprung, der schon mit Plakaten angekündet war, nicht stattfindet. Er hatte erst letzte Woche ein Gespräch mit der Fasnetszunft. Die immer höheren behördlichen Auflagen seien landauf, landab ein Problem, meint Wolf. Aufgrund der Gesetzgebung und der Rechtssprechung führten jegliche Unfälle und Attentate zur Haftungsfrage gegenüber den Verantwortlichen. Vereine und Bürgermeister hafteten am Ende alle mit ihrem Privatvermögen, hebt Wolf hervor. „Das muss man sich bewusst machen.“
Gemmingens Bürgermeister: Absolute Sicherheit ist eine Utopie
Wenn die Gesetzgebung nicht geändert werde, werde es über kurz oder lang weniger Feste und Umzüge geben, befürchtet Wolf. Absolute Sicherheit sei eine Utopie, so der Gemminger Bürgermeister weiter. Bei einem Umzug alle Ein- und Ausfahrten so zu sperren, dass kein Fahrzeug durchkomme, das könne sich niemand mehr leisten. Wolf weist auf die Stadt Heilbronn hin, die 250.000 Euro allein für die Sicherung des Weihnachtsmarkts ausgebe.
Der Gemeindechef sieht sich für das kulturelle Leben im Ort verantwortlich. „Ich versuche, wenn es irgend geht, es zu ermöglichen.“ Im vergangenen Jahr habe die Gemeinde die Fasnetszunft beim Narrensprung unterstützt, weil dieser ein Novum gewesen sei. Deshalb sei die Mithilfe damals größer ausgefallen. Wolf zählt auf: Es wurden Straßensperrungen beantragt, aufgestellt und kontrolliert, für Sanitäts- und Toilettendienst gesorgt. Die Gemeinde habe sich Straßenschilder aus Nachbarorten geliehen, abgeholt und aufgestellt. Auch dank anderer Vereine habe man es geschafft, viel Unterstützung zu leisten. Nur als Kraftakt aller sei die Veranstaltung zu stemmen gewesen. „Das hat enorme Kosten bei der Gemeinde verursacht, die wir uns nicht jedes Jahr leisten können“, sagt Wolf und weist darauf hin, dass Gemmingen 46 Vereine hat.
Ehrenamtliche Helfer aus anderen Vereinen nicht mehr dabei
Eigentlich sei abgesprochen gewesen, einen Narrensprung alle zwei bis drei Jahre auf die Beine zu stellen, unter der Prämisse, viele Ehrenamtliche einzusetzen, berichtet Wolf, der aber um die Euphorie weiß, die die Premiere wohl bei der Fasnetszunft ausgelöst habe. Jedoch: Einige der ehrenamtlichen Helfer aus der Feuerwehr, dem DRK und anderen Vereinen hätten erklärt, dass sie nicht mehr mit dabei seien. Teilweise seien sie bei den Straßensperrungen angepöbelt und beleidigt worden, erzählt der Bürgermeister. Dadurch fehlten schon einmal 40 Helfer für den Fasnetsverein, der selbst nur 15 Mitglieder hat.
Die Bärafonger selbst wollten sich gegenüber der Heilbronner Stimme nicht weiter zum Thema äußern.
Weihnachtsmarkt und Parkfest sind einfacher zu handhaben
„In Gemmingen und Stebbach haben wir bisher alles ermöglicht“, sagt Bürgermeister Timo Wolf. Bei der jährlichen Kirchweih des HGV und dem jährlichen Markt, den die Gemeinde veranstaltet – beides sind Straßenfeste –, sieht er die Problematik rund um das Thema Sicherheit ebenfalls aufkommen. Andere Feste wie den Weihnachtsmarkt oder das Parkfest seien einfacher zu handhaben, würden sie doch auf abgegrenzten oder gut abschirmbaren Arealen ausgetragen.

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