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Gemmingen
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Die Gemminger Bärenfänger haben im Fasching viel vor

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Der Bär ist los: In Gemmingen geht dieses Jahr eine neue Fasnetzunft an den Start. Viel älter als die Zunft ist die Geschichte ihres Namens "Bärafonger", der auf den Uznamen der Gemminger zurückgeht.

Von Gabriele Schneider
Die Bärenfänger und der Bär der "1. Fasnetzunft Gemmingen Bärafonger" beim Treffen mit Bürgermeister Timo Wolf vor dem Alten Rathaus. Die Masken der Symbolfiguren wurden in Nürtingen geschnitzt.
Foto: Gabriele Schneider
Die Bärenfänger und der Bär der "1. Fasnetzunft Gemmingen Bärafonger" beim Treffen mit Bürgermeister Timo Wolf vor dem Alten Rathaus. Die Masken der Symbolfiguren wurden in Nürtingen geschnitzt. Foto: Gabriele Schneider  Foto: Schneider, Gabriele

Die "1. Fasnetzunft Gemmingen Bärafonger" hat gerade ihre erste Kampagne eingeläutet. Die Häs- und Maskenträger, Teil der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet, grüßen mit "Narri-Narro". Anlässlich von Gemmingens 1250-Jahr-Feier im vergangenen Jahr hatte der Förderverein 1250 Jahre Gemmingen die Idee, Bären und Bärenfänger könnten während der Festveranstaltungen immer wieder erscheinen und damit an eine alte Geschichte erinnern.

Zudem war da eine Gruppe Gemminger Hästräger, die im Faschingsverein eines anderen Ortes aktiv waren, aber lieber ihr eigenes, Gemminger Fasnet-Ding machen wollten. Die Gelegenheit schien günstig, zumal Symbolfiguren nicht erst gesucht werden mussten: Der Bär und die Bärenfänger gehörten schließlich zu Gemmingen. "Das Ziel unserer Zunft ist es, zu feiern", sagt der erste Zunftmeister Klaus Reuschle. Sein Vize Timo Wolf (die Namensgleichheit mit dem Gemminger Bürgermeister ist rein zufällig), fügt hinzu: "Denn wir möchten unser Hobby ausleben, aber auch Gemmingen bekannter machen und zeigen, welche Geschichte mit dem Ort und der Zunft verbunden ist."

Jeder hat seine Rolle im Team der Bären

Wenn die Bärafonger auf Umzügen mitlaufen, sind die Rollen klar verteilt: Der Bär (Julian Wolf) macht Späße und ärgert Leute, die anderen jagen ihn mit langen Stöcken. Die Masken hat ein Maskenschnitzer aus Nürtingen speziell für die Gemminger geschnitzt. Zur Holzmaske gehören ein Hut und eine Perücke aus Rosshaar. In der Maske ist eine Zigarre integriert. "Damit erinnern wir an den Tabakanbau früher hier in der Gegend", erklärt Timo Wolf.

Das Häs, also das Kostüm, hat die Gruppe selbst entworfen, sie nähte auch viele der Leinenstücke. Ins Logo arbeitete der Verein das Gemminger Wappen ein. "Das haben wir mit dem Bürgermeister abgesprochen, genau wie das Aussehen der Masken", die weniger furchteinflößend sind als manch andere. "Manchmal schieben wir die Maske auch kurz hoch, wenn kleine Kinder ängstlich schauen", sagt May-Britt Reuschle. Der Terminkalender ist aktuell voll, "an manchen Tagen laufen wir bei einem Umzug mit und gehen danach noch zu einer Sitzung", erzählt sie zufrieden.

So ist die neue Zunft entstanden

Die Idee, die Zunft zu gründen, hatte Timo Wolf. Über ein Jahr dauerten die Vorbereitungen, bis er und seine Leute dann am 30. Juni 2019 so weit waren, in Erscheinung zu treten und beim Festumzug mitzulaufen. Im Moment gehören vier Hästräger und eine Anwärterin zur Gruppe. Ein Häs trägt sie bereits, aber erst nach einem Probejahr darf sie bei der "Narrentaufe" lustige Aufgaben bewältigen, um auch in den Kreis der Maskenträger aufgenommen zu werden. Ein paar andere Erwachsene und Kinder gehören zur Gruppe, allerdings noch nicht als Mitglieder.

"Wir sind derzeit eine Interessengemeinschaft, streben aber an, noch in diesem Jahr zum ,eingetragenen Verein" zu werden", meint Reuschle. "Bei uns steht klar im Vordergrund, Spaß zu haben", sagt seine Frau May-Britt, "und natürlich ein bisschen Schabernack zu treiben mit den Leuten". Wer mitmachen möchte, kann Kontakt über die Facebook-Seite www.facebook.com aufnehmen.

"Der Bär" Julian Wolf ist 15 Jahre alt. Warum er mitmacht, ist für ihn klar: "Unter der Maske ist man ganz anonym", sagt er und fügt lachend an: "...und kann die Leute foppen."

Eine erfolglose Jagd brachte den Gemmingern ihren Uznamen ein

Der Bärafonger ist einer alten Geschichte entlehnt, wegen der die Gemminger andernorts so genannt werden. Laut dieser Geschichte saßen einmal Gemminger Bauern und Knechte im Wirtshaus, als andere hereinkamen und riefen, im Ort trieben sich wilde Bären herum. Die Angetrunkenen glaubten ihnen und irrten lange umher, um die erfundenen Tiere zu fangen. Andere erzählen die Geschichte so, dass einige Gemminger einer optischen Täuschung, die einem Bären ähnelte, aufsaßen und mit Stöcken auf diese einhieben, um den Bären zu vertreiben.

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