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Metzgerei Gerstle aus Güglingen-Frauenzimmern schließt – "Wollte nie Rentnerin werden"

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Im Raum Heilbronn schließt mit der Metzgerei Gerstle aus Güglingen-Frauenzimmern ein weiterer kleiner Betrieb – wie bereits einige zuvor. Das sind die Gründe. 


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Gibt es bald eine Metzgereien-Landschaft ganz ohne kleine, traditionelle Betriebe? Von einem Metzgerei-Sterben ist in Heilbronn bereits die Rede. Erst kürzlich verkündete die Metzgerei Hermann Berg aus Heilbronn-Biberach ihr Aus nach 160 Jahren. Und nun schließt ein weiterer Betrieb seine Türen für immer. 

"Es war uns eine Ehre, Ihnen hochwertige Produkte und einen persönlichen Service bieten zu können", heißt es auf der Facebook-Seite der Metzgerei Gerstle aus Güglingen-Frauenzimmern. Dort steht auch, dass der letzte Verkaufstag am Samstag, 30. November, ist. 

Nächster Betrieb im Raum Heilbronn schließt – Metzgerei Gerstle bis Ende November geöffnet

"Unser Sohn hätte den Betrieb weitergeführt mit Familie, aber da wir beide total ausfallen, ist das personell nicht tragbar", sagt Ute Gerstle auf Nachfrage der Heilbronner Stimme zu den Gründen. Sie und ihr Mann Reiner, das Ehepaar hatte das Geschäft 1978 übernommen, sind durch schwerwiegende Erkrankungen geschwächt. Durch den Ausfall von Ute Gerstle habe bereits die Filiale in Güglingen im Frühjahr schließen müssen. Jetzt der gesamte Betrieb. 

Im Juli sei dafür die Entscheidung gefallen, die Selbstständigkeit aufzugeben. "Es war unser Lebenswerk. Ich wollte nie Rentnerin werden, jetzt bin ich es bald", sagt Ute Gerstle. In Frauenzimmern befinden sich Produktion, Schlachtung und ein kleiner Verkaufsladen. 

Metzgerei Gerstle in Güglingen-Frauenzimmer schließt – letzte Öffnungstage im November

Eine Rolle spielten auch Verordnungen und Dokumentationspflichten. "Das schafft eine Familie allein nicht mehr." Die 70-Jährige schildert ein Beispiel. "Vor etlichen Jahren erhielten wir von Behördenseite eine neue Verordnung, dass Fleischwolf und Aufschnittmaschinen mit 180 Grad heißem Wasser zu putzen seien." Wasser verdampft bekanntlich schon früher. "Wir haben darauf hingewiesen, dass wir mit der Umsetzung ein Problem haben – dann wurde die Passage geändert auf 'heißes Wasser'."

Gerstle hat weitere Erfahrungen wie diese gesammelt. "Es ist in vielen Dingen überzogen, irgendwann schafft das ein Kleinbetrieb nicht mehr." Ihr Sohn Philipp hatte bei der Metzgerei Klumpp in Heilbronn gelernt, die die Schließung 2023 verkündete. Er wechselt nun in die Einzelhandelsbranche, wo es finanziell ganz anders aussehe als im Handwerksbetrieb. 

Ute Gerstle blickt mit "totaler Wehmut" auf die letzten Öffnungstage. In Frauenzimmern war – auch dank eines anderen kleinen Ladens in der Nähe – "eine Grundversorgung noch gewährleistet". Dass sich daran etwas ändert, "eine Tradition zu Ende geht", hatte Ute Gerstle "seit einem Vierteljahr" im Laden und über die Homepage kommuniziert. Und auch auf Facebook heißt es nun: "Bitte lösen Sie bis 30.11.2024 ihre Gutscheine ein." 

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