Fundstücke aus Leingarten nichts für die Öffentlichkeit? Heimatmuseum übt Kritik
Archäologische Schätze aus Leingarten blieben bislang für das Heimatmuseum Altes Rathaus unerreichbar. Leiter Eichholz wünscht sich mehr Unterstützung bei der Präsentation lokaler Funde.

Archäologische Ausgrabungen – und dann auch noch mit spannenden Funden? Ein Glücksfall für das Heimatmuseum Altes Rathaus in Leingarten – könnte man meinen. Museumsleiter Fritz Eichholz lacht: „Schön wär’s! Wir haben in der Vergangenheit nie etwas bekommen, obwohl wir schon oft angefragt haben“, sagt er.
Bereits vor Beginn der aktuellen Ausgrabungen im Kappmannsgrund habe er die Hoffnung auf mögliche Ausstellungsstücke aufgegeben. „Es heißt immer, die Funde seien zu spektakulär und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt“, so Eichholz.
Kappmannsgrund-Funde landen im Archiv – Museum hofft auf Ausstellung vor Ort
Bei außergewöhnlichen Entdeckungen wie reich mit Schmuck ausgestatteten Fürstengräbern – wie 2016 bei Grabungen im Leingartener Gewerbegebiet gefunden – zeige er Verständnis für eine Absage. „Aber grundsätzlich tut es doch keinem weh, wenn ein paar Funde für ein, zwei Wochen hier ausgestellt werden?“, fragt Eichholz. „Wir haben Platz, Vitrinen und eine Alarmanlage, wir können es nur anbieten.“
Als Fritz Eichholz hört, dass die Fundstücke aus dem Kappmannsgrund ins Fundarchiv nach Rastatt kommen, verdreht er die Augen: „Ja, und dort liegt es dann – in Kartons, jahrelang.“Felicitas Schmitt, Fachreferentin beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, zeigt sich erstaunt über diese Kritik. „Eigentlich ist man in Rastatt recht kooperativ, was Leihgaben angeht“, sagt sie. Ihre Empfehlung: gezielt nachfragen.
Unbedeutende Scherben statt spektakulärer Funde: Kritik aus dem Leingartener Museum
Vor einigen Jahren erhielt Eichholz Post vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz: Man bot ihm Ausstellungsstücke an. Etwas enttäuscht kam Eichholz mit drei großen Kisten voller Tonscherben nach Leingarten zurück. „Naja, die findet man hier überall, wo man einen Spaten in die Erde steckt.“ Er zeigt eine der Kisten. Wo genau die Scherben gefunden wurden und wie alt sie sind, wurde ihm nicht gesagt. Mittlerweile ist es eine durchmischte Sammlung aus verschiedenen Jahren. Wertvollere Stücke zeigt das Museum dennoch, darunter Tonvasen der „Großgartacher Kultur“, rund 5000 Jahre vor Christus alt.
Heimatforscher Kuno Krieger fand Teile davon in den 1970er-Jahren. Auch Werkzeuge und ein Bronzering (1200–800 v. Chr.) gehören zu seinen Leihgaben ans Museum. „Damals haben die Leute beim Bauen nicht erkannt, was sie da fanden, und haben es einfach weggeworfen“, erzählt Krieger, der viele Funde im Bauschutt entdeckte. Heute sei das anders: „Da kommen professionelle Firmen, wissen, was sie tun, und finden gezielt“, sagt der 93-Jährige. Viele Bauherren sollen deshalb heute Angst davor haben, dass beim ersten Bodenschnitt etwas ans Licht kommt. Diese Sorge kann Felix Hellmich, stellvertretender Bauleiter der Stadt Leingarten, bestätigen. Auch im Kappmannsgrund galt: „Wird etwas besonders Bedeutendes entdeckt, kann sich der Baubeginn um Monate oder sogar Jahre verzögern.“