Stimme+
Sportevent in Heilbronn
Lesezeichen setzen Merken

Eine Woche bis zum Trollinger Marathon: Das rät ein Fußspezialist den Läufern

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Füße sind beim Laufen besonderen Belastungen ausgesetzt. Was Sportler zur Prävention von Beschwerden tun können und warum pauschale Empfehlungen zu Laufschuhen wenig sinnvoll sind.


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Die Füße sind das Tragwerk unseres Körpers und hochkomplexe Strukturen. Zusammengesetzt sind sie aus 26 Knochen pro Fuß, 29 Muskeln und mehr als 100 Sehnen und Bändern. Wir brauchen unsere Füße quasi immer – für den aufrechten Gang, zum laufen, hüpfen, rennen. Und trotzdem nehmen die meisten Menschen ihre Füße erst dann wahr, wenn sie Probleme bereiten und schmerzen oder verletzt sind. „Viele merken erst, wie wichtig sie sind, wenn sie anfangen wehzutun“, sagt Dr. Ulf Bertram.  Der 49-Jährige ist Chefarzt Fuß- und Sprunggelenkchirurgie an der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik und selbst Läufer. Vor wenigen Tagen hat er den Heidelberg Halbmarathon absolviert.

Die Füße von Läufern sind bei jedem Schritt einer extremen Stoßbelastung ausgesetzt. Dabei wirken teilweise Kräfte, die dem drei- bis fünffachen des eigenen Körpergewichts entsprechen. Bertram sagt, eine gute Pflege der Füße sei da besonders wichtig - genauso wie auf Warnsignale zu hören.

Dehnen, dehnen, dehnen: Das ist auch für die Füße wichtig. Hier posieren Jan-Henning Brand (links) und Herbert Bolch aus der Erlenbacher Laufgruppe fürs Foto. Die Gruppe geht am nächsten Wochenende bei Trollinger Marathon an den Start.
Dehnen, dehnen, dehnen: Das ist auch für die Füße wichtig. Hier posieren Jan-Henning Brand (links) und Herbert Bolch aus der Erlenbacher Laufgruppe fürs Foto. Die Gruppe geht am nächsten Wochenende bei Trollinger Marathon an den Start.  Foto: Seidel, Ralf

Vor dem Heilbronner Trollinger Marathon hat er wichtige Tipps für Läufer:

Welcher Laufschuh passt? Pauschale Aussagen wenig sinnvoll 

Von allgemeinen Empfehlungen zu speziellem Schuhwerk hält Bertram wenig, zu unterschiedlich seien die Bedarfe und Gewohnheiten. Er sagt: „Wenn man entsprechend trainiert und fußgesund ist, kann man auch barfuß laufen.“ In Heidelberg habe er einen Läufer ohne Schuhe und mit Surfbrett unter dem Arm gesehen – und genauso Sportler in Ledersandalen oder Barfußschuhen: „Man muss sich rantasten.“

Dasselbe gelte im Übrigen für neuartige Carbon-Laufschuhe mit extrem dicker Sohle. „Es macht keinen Sinn, sofort darauf zu wechseln und dann nur noch damit rumzulaufen, wenn man daran nicht gewöhnt ist.“ Generell gilt: Wer zu schnell zu viel will, riskiert Überlastungen und Schmerzen. 

Dr. Ulf Bertram ist Chefarzt Fuß- und Sprunggelenkchirurgie an der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik und selbst Läufer.
Dr. Ulf Bertram ist Chefarzt Fuß- und Sprunggelenkchirurgie an der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik und selbst Läufer.  Foto: Blass, Valerie

Richtiges Lauftraining: Mit regelmäßigem Dehnen beugen Sportler vor 

Worauf er selbst im Alltag und im Training schwört: regelmäßiges Dehnen der Achillessehne, im Idealfall zweimal täglich. Das beuge einer Verkürzung vor, die Probleme im gesamten Bewegungsapparat nach sich ziehen kann, zum Beispiel am Knie, an der Ferse - der berüchtigte Fersensporn - oder am Ballen. Ulf Bertram nutzt die Zeit während des Zähneputzens und dehnt die Achillessehne, indem er sich in Schrittstellung mit einem Bein auf einen Tritt im Badezimmer stellt und die Ferse nach unten hängen lässt.

Auch ein Training der Fußmuskulatur sei sinnvoll, um das Fußgewölbe stabil zu halten, sagt er. Dafür kann man zum Beispiel versuchen, die Greiffunktion der Füße zu aktivieren und einen Ball oder ein Handtuch vom Boden aufheben. Auch Barfußlaufen sei empfehlenswert, wenn keine gesundheitlichen Probleme wie eine Diabetes-Erkrankung dagegen sprechen. Das Ausrollen mit einem Tennis- oder Igelball dient der Dehnung und Entspannung. Ganz wichtig: Wenn es anfängt wehzutun, sollte der Laufumfang reduziert werden.  

„Wir machen hier vor allem Fuß- und Sprunggelenkchirurgie“, sagt Ulf Bertram über sein Kerngeschäft an der Vulpius-Klinik. Wenn alle konservativen, also nicht operativen Möglichkeiten, ausgeschöpft sind, überweist ein niedergelassene Facharzt den Patienten zu den Experten in Bad Rappenau. Etwa 50 Sprunggelenksendoprothese pro Jahr werden in seiner Abteilung operiert. Das sei viel, sagt der Chefarzt: „In ganz Deutschland sind es nur knapp 1000. Es gibt wenige Kliniken, die das machen.“ Der Grund: Früher habe ein Versteifen des Gelenks als Mittel der Wahl gegolten, Prothesen hätten häufig nicht gut funktioniert. Heute sei die Qualität der Prothesen jedoch sehr gut und die Operationstechnik habe sich sehr verbessert. „Man kann damit später wieder Sport machen.“

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben