Wie bewässert der Profi bei Sommerhitze seine Pflanzen?
In Gärtnereien und Baumschulen im östlichen Landkreis Heilbronn ist viel Gefühl für die Pflanzen nötig. Die Sommerhitze stellt auch Profis vor große Herausforderungen.

Tageshöchsttemperaturen jenseits der 35 Grad, Tropennächte über 20 Grad sowie anhaltende Trockenheit stellen jeden vor große Herausforderungen. Ganz besonders gefragt ist allerdings jetzt die Expertise von Gartenbauprofis. Wir haben uns deshalb in einigen Gärtnereien umgehört, wie sie mit den extremen Wetterbedingungen umgehen.
Wie bewässert ein Profi seine Pflanzen?
Die Gartenbaumschule Krauß in Abstatt bewirtschaftet rund einen Hektar Boden, davon 2000 Quadratmeter in schattierbaren und gut belüftbaren Gewächshäusern. Inhaber Helmut Krauß verrät, dass er mit Tropfbewässerung arbeitet. Seine meisten Pflanzen sind in Zehn-Liter-Töpfen und diese bekommen drei Mal täglich für 20 Minuten je acht Liter Wasser. Situationsbedingt kann die vollautomatische Anlage umprogrammiert werden.
Besonders durstige Pflanzen stehen in einem Beet, das angestaut werden kann und mit Wasser ansaugendem Vlies ausgestattet ist. Überschüssiges Wasser läuft zurück ins Sammelbecken. Zwar verfügt die Gartenbaumschule über einen eigenen Brunnen, der aber wegen des hohen Kalkgehalts im Wasser nur bedingt genutzt werden kann. Wenn Krauß sich nicht sicher ist, ob der Wasserhaushalt im Topf optimal ist, hebt er diesen hoch, um anhand des Gewichts die Feuchtigkeit abzuschätzen. "Dazu braucht man einen grünen Daumen", so der Gartenprofi.
Wie oft müssen die Pflanzen gegossen werden?
"Anstrengend" ist das erste Wort, das Anja Walz, Mitinhaberin vom Blumen Team Bäuerle in Willsbach, zur Situation einfällt. Rund 1500 Quadratmeter bewirtschaftet der Betrieb. "Wir müssen morgens, mittags und abends gießen und haben dazu wegen der Ferienzeit weniger Personal", konkretisiert sie die Herausforderung. Die Hängepflanzen erhalten Tröpfchenbewässerung, ein Beet wird geflutet, ansonsten ist alles Handarbeit per Schlauch. Es tue weh, die Pflanzen bei der Hitze leiden zu sehen, obwohl die Floristen ihr Bestes geben.
Im Ladengeschäft läuft derzeit vor allem der Verkauf von Dahlien, Hortensien und Gräsern an. Die Empfehlung von Walz dafür: "Die Pflanzen gleich in die Erde setzen, denn im Topf können sich die Wurzeln nicht ausbilden." Und dann morgens und abends gut gießen, allerdings keinesfalls in der größten Hitze.
Höchsttemperaturen von 48 Grad machen den Pflanzen zu schaffen
In der Gärtnerei von Steffen Michelfelder in Ilsfeld-Wüstenhausen wird täglich zwei Mal gegossen. Morgens geht es um circa 5.30 Uhr los, bis 11 Uhr sind die Gießarbeiten fertig. Abends dann dieselbe Prozedur von 18 bis 20 Uhr. Das meiste läuft über Schlauchbewässerung, einige Stammgewächse werden von Hand gegossen. Das kühle Nass kommt aus einem eigenen Brunnen, bis zur vergangenen Woche hat das Regenwasserreservoir gereicht.
Die Gesamtfläche der Gärtnerei umfasst einen Hektar, davon entfallen 4500 Quadratmeter auf Gewächshäuser. "Trotz Beschattung haben wir dort eine Höchsttemperatur von 48 Grad gemessen", weiß Michelfelder. Um diese Hitze auszugleichen, wird mit einer Düse Wasser gesprüht.
Relativ ruhig geht es derzeit im Ladengeschäft zu, die meisten Kunden kaufen Blumensträuße für besondere Anlässe.
Bewässerungssystem "Ebbe und Flut" für Wasserrückgewinnung
Ähnlich sieht es im Ladengeschäft von Karl-Heinz Supp in Weinsberg-Gellmersbach und auf seinem Stand am Eberstädter Wochenmarkt aus. "Man merkt, dass die Leute sparen müssen", hat er festgestellt. Seit 1989 hat er das Bewässerungssystem "Ebbe und Flut" installiert, das der Ressourcen schonenden Wasserrückgewinnung dient. Bei Heckenpflanzen und Koniferen läuft eine stetige Bewässerung. Salatpflanzen und Kräuter werden per Schlauchbrause morgens und abends gegossen. Im beschatteten Gewächshaus setzt Supp auf Tröpfchenbewässerung für Sommerblumen und Gemüsepflanzen. Auf seiner privaten Streuobstwiese hat er sogar beobachtet, dass Äpfel Sonnenbrand bekommen.
Tipp vom Profi
"Wer trotz der Hitze etwas im Garten tun will, sollte jetzt an das Setzen von Erdbeerpflanzen denken", empfiehlt Helmut Krauß. Die Setzlinge können dann nämlich noch genügend Wurzeln ausbilden, um Blütenknospen anzulegen und im nächsten Vegetationsjahr schon vollen Ernteertrag zu bringen. Oder aber es wird die blaublütige Phacelia eingesät. Diese kann nach der Blüte umgegraben werden und bildet dann einen wertvollen Grün-Dung.
Steffen Michelfelder empfiehlt, in den kommenden Tagen Setzlinge für die Wintersalate zu kaufen, in den Boden zu bringen und gut zu gießen.