Neues Projekt in Wüstenrot: Pate sein für Menschen, die Hilfe brauchen
Ehrenamtliche werden jetzt für dieses Angebot der Gemeinde Wüstenrot und des Diakonischen Werks Heilbronn gesucht. Die Bandbreite der Einsätze reicht von kleinen Diensten bis zu Unterstützung in schwierigen Lebenslagen.

Unterstützung geben, Begleitung erfahren, Gemeinschaft erleben: Mit diesen Schlagworten werben die Gemeinde Wüstenrot und die Kreisdiakonie Heilbronn in einem Flyer für das neue Projekt: Familienpaten. Im Januar 2023 soll es starten - in der Überlegung ist noch, es Rückenwind-Paten zu nennen. Jetzt werden Ehrenamtliche gesucht. "Es eignen sich alle Menschen, die die Grundhaltung haben, anderen zu helfen", sagt Andreas Haupt, der als Quartiersmanager in der Gemeinde schon etliche Projekte von Bürgern für Bürger angestoßen hat.
"Gibt es jemanden, der mich unterstützen kann?", mit diesem Anliegen kam eine Mutter zu Elisabeth Knaus, als sie im Wüstenroter Rathaus noch die fachliche Leitung der Kinderbetreuung inne hatte. Inzwischen ist Knaus im Ruhestand und bereit für die hauptamtliche Koordination der Familienpaten auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung. "Die Idee ist schon ganz lange in mir", sagt Knaus. Impulse kamen auch von der Diakonischen Bezirksstelle Weinsberg und von der örtlichen Pflege- und Gesundheitskonferenz. "Wir haben den Bedarf von unterschiedlichen Akteuren festgestellt", berichtet Haupt. Die AOK sehe das Projekt als präventives Angebot und sei deshalb auch als Förderer neben dem Diakonischen Werk Heilbronn mit im Boot.
Wer ist angesprochen?

An wen richtet sich das neue Angebot? An Familien und Alleinerziehende in schwierigen Lebenssituationen, antwortet Knaus. An Menschen, die von Arbeitslosigkeit betroffen oder bedroht sind, an ältere Menschen, die alleine sind, an Familien, in denen ein Mitglied psychisch erkrankt ist, an junge Eltern, die vor Ort kein Familiennetzwerk haben, an Menschen mit Migrationshintergrund und Integrationsproblemen. "Es muss nicht gleich eine Existenzbedrohung vorliegen", macht Karl Friedrich Bretz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, deutlich. "Es geht auch um nachbarschaftliche Hilfe", umreißt er die ganze Bandbreite. Also um Einkaufshilfe oder Rasenmähen, um Kinderhüten oder Begleitung bei Behördengängen oder einfach um ein Gespräch. Bei Schulproblemen familiäre Entlastung zu schaffen, damit Kinder in geordneten Verhältnissen aufwachsen, nennt Haupt einen weiteren Aspekt.
Wer hilft, bekommt auch etwas zurück
"Es ist keine Schande, Unterstützung und Hilfe anzunehmen", sagt der Quartiersmanager und will einer möglichen Hemmschwelle vorbeugen, der Scheu oder Scham, sich zu melden. Die Paten seien keine Einbahnstraße, betont Knaus. "Die, die Hilfe geben, bekommen auch etwas zurück." Es entstehe Gemeinschaft, Leute lernten sich kennen, beschreibt Bretz einen willkommenen Nebeneffekt. Er erzählt von den sehr guten Erfahrungen der "Japa", den Jagsttalpaten der Diakonie-Bezirksstelle Neuenstadt. Elf Ehrenamtliche leisteten 2020 rund 2000 Stunden in der Begleitung und der einmaligen Hilfeleistung.
"Aus dem Projekt kann viel wachsen", ist Knaus überzeugt. Sie ist die Koordinatorin, geht mit dem Flyer, der an vielen Stellen ausgelegt wird, in die Werbung. Ihre Aufgabe ist es, Paten zu gewinnen und zu schauen, wer zu welcher Aufgabe und zu welchen "Patenkindern" passt. An vier Samstagen erhalten die Ehrenamtlichen eine Schulung, Supervision findet regelmäßig statt.
Zeit und Empathie mitbringen
Was müssen die Paten mitbringen? Zeit, Empathie, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit, Offenheit, Unvoreingenommenheit, antwortet Knaus. Zentral bei der Begleitung sei, dass der Pate ein Stück Weg mit dem Kunden gehe, dabei aber jede Wertung außen vor lasse, dass er erkenne, wo er helfen könne oder Brücke sei zu professionellen Stelle wie Jugendamt, psychologische Beratungsstelle, IAV. "Wir suchen Menschen, die ihre Stärke weitergeben, die zum Beispiel handwerkliches Geschick oder pädagogisches Verständnis haben, die fähig sind, für jemanden da zu sein und ein Gespräch zu führen", erläutert Haupt. "Wir müssen präventiv sein. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist es zu spät", sagt Bürgermeister Timo Wolf. Er berichtet von Fällen, bei denen die Feuerwehr Haustüren öffnen musste, weil Bewohner in hilfloser Lage vermutet wurden. "Wir haben schon drei, vier Leuten helfen können, wieder zurück ins normale Leben zu finden", blickt Wolf auf die jüngste Zeit.
Kosten und Kontakt
Das Diakonische Werk Heilbronn garantiert als Partner im Projekt den Versicherungs-, Daten- und Kinderschutz und übernimmt die Drittmittelaquise. Der Evangelische Kirchenbezirk Weinsberg steuert während der Laufzeit von drei Jahren 15.000 Euro bei, die AOK 9000 Euro, den Rest der Kosten von 48.000 Euro übernimmt die Gemeinde.
Wer Pate werden möchte, meldet sich per E-Mail unter elisabeth.knaus@diakonie-heilbronn.de oder unter 0162 2429136. Im Februar ist ein Infoabend geplant.



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