Windpark im Waidachswald bei Roigheim wird heftig diskutiert
Bei Veranstaltung von Vattenfall in Roigheim hinterfragen etliche Bürger das geplante Windpark-Projekt kritisch.

Im Waidachswald, der sich über die Gemarkungen von Schefflenz, Adelsheim und Roigheim erstreckt, soll der bislang größte Windpark in Baden-Württemberg entstehen. Das gefällt einigen Bürgern aus den betroffenen Kommunen nicht, wie bei einer Infoveranstaltung des zukünftigen Betreibers Vattenfall deutlich wurde. Das Projekt steht aktuell noch ganz am Anfang und muss erst noch durch den Genehmigungsprozess, der gut und gerne fünf Jahre dauern kann.
Dennoch machen sich etliche Schefflenzer, die bei der Veranstaltung in der Authenrieth-Halle zahlenmäßig deutlich stärker vertreten waren als die Roigheimer, große Sorgen. Die Befürchtung: Der Windpark könnte der Natur mehr schaden, als dass er durch die Versorgung mit Windenergie nützt.
Windrad? Nein, danke!
Noch bevor Roigheims Bürgermeister Michael Grimm das Publikum begrüßte, machte ein Zuschauer aus Schefflenz deutlich, was er vom Windpark hält: "500 Bäume und 10.000 Quadratmeter Wald für ein Windrad? Nein, danke!", stand auf seinem Plakat, mit dem er an den Stuhlreihen vorbeiging. Bürgermeister Michael Grimm erklärte, dass das Thema Windkraft in den vergangenen Wochen kontrovers diskutiert wurde. "Man muss überlegen: Gegen was protestiert man denn? Gegen einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss."
Das Klimaschutzgesetz des Bundes schreibe Kommunen vor, zwei Prozent der Gemarkungsfläche für Photovoltaik oder Windenergie vorzuhalten. Daran sei man gebunden. Wer nach China schaue, wo die Windkraft stark vorangetrieben werde, müsse erkennen, dass diese Art der Energieversorgung nicht so schlecht sein könne.
Messungen und Untersuchungen
"Wir brauchen mehr Energie aus Wind", betonte der Projektverantwortliche, Oliver Bieber, von Vattenfall. Auf einer Karte präsentierte sein Kollege Jan Falke die sogenannten Potenzialflächen für Windkraftanlagen im Waidachswald, die weit genug von Wohnbebauung, öffentlichen Straßen, Wasserschutzzonen und Hochspannungsleitungen entfernt sind.
Zudem messe man die Windgeschwindigkeiten mittels Laser in verschiedenen Höhen. Zusätzlich werde das Planungsgebiet auf Natur- und Artenschutz untersucht. "Das alles wird mittels Gutachten geprüft und muss dann genehmigt werden." Vattenfall könne sich maximal 22 Windkraftanlagen vorstellen, "das ist aber nicht in Stein gemeißelt". Es sei zudem möglich, sich als Bürger am Windpark zu beteiligen, dafür gebe es verschiedene Möglichkeiten wie beispielsweise die Gründung einer Genossenschaft.
Bei der anschließenden Diskussion mussten sich die Projektverantwortlichen unangenehme Fragen vonseiten des Publikums gefallen lassen. Wie viel Öl für das Getriebe benötigt werde, wollte eine Zuschauerin wissen. Doch das könnten die Projektverantwortlichen nicht beziffern, "da noch nicht klar ist, von welchem Anlagentyp die Windräder sein werden", so Bieber. Die Antwort befriedigte das Publikum merklich wenig. Nach eigener Aussage einer Schefflenzerin bewege sie sich fast täglich im Waidachswald. "Wenn da Windräder stehen, hat das keinen Erholungswert mehr."
Ihr sei zudem aufgefallen, dass bereits in den vergangenen Jahren viele Bäume abgeholzt worden seien. Dabei ließ sie durchblicken, dass das möglicherweise bereits in Hinblick auf den Windpark geschehen sei. "Das lasse ich mir und der Kommune nicht unterstellen", gab Grimm sofort ärgerlich zurück. Und Bieber erklärte: "Sie wissen, dass Sie sich hier im Bereich der Verleumdung bewegen."
Auf die Frage, ob die Wege, die nur zum Aufbau der Windräder genutzt werden, wieder aufgeforstet werden, betonte Bieber: "Diese Flächen werden wieder aufgeforstet. Auch nach der Betriebszeit der Windräder werden die Bereiche zu gutem Boden." Bürgermeister Grimm ergänzte: "Man wird auch bereits bestehende Wege nutzen. Und diese werden wiederum von den Förstern genutzt."
Wie viele Windräder letztlich aufgestellt werden, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, betonte Oliver Bieber nochmals auf Nachfrage einer Zuschauerin: "Warum müssen es so viele sein? Würde es sich für Vattenfall denn überhaupt noch lohnen, wenn es nur sieben oder zwei Windräder sind?" Man betreibe bereits Projekte mit nur zwei bis drei Windrädern, "von daher, ja", bestätigte Jan Falke. Die Fläche, die das Unternehmen von den Kommunen vorgeschlagen bekommen habe, sei aber durchaus für eine größere Anzahl geeignet.
Dass das Windparkprojekt und damit der Beschluss des Gemeinderats so stark angezweifelt wurde, gefiel Gemeinderat Gerd Matthäus überhaupt nicht: "Sie alle können sich gern nächstes Mal zur Wahl stellen, dann können Sie diese Entscheidung im Gemeinderat treffen", fordertere er das Publikum auf.
Weiterer Windpark bei Möckmühl?
Der Gemeinderat Möckmühl befasst sich am Dienstag, 29. November, ab 19 Uhr im Rathaus mit der Idee, einen weiteren Windpark zu errichten. Auf der Gemarkung Bittelbronn will die EE Bürgerenergie Möckmühl GmbH & Co. KG investieren. Bürger können sich über die Genossenschaft Unteres Jagsttal beteiligen. Die Stadt als Eigentümerin profitiert auch über Nutzungsentgelte, abhängig unter anderem je nach Anzahl der Windkraftanlagen. Mindestens fällig sind pro Jahr 70.000 Euro je Windkraftanlage. Beim Windpark Waidachswald werden pro Windrad über 160.000 Euro gezahlt.