Wie Friseure die Öffnung ihrer Salons nach der Corona-Pause erleben
Seit vergangener Woche dürfen auch Friseure wieder Schere und Kamm zücken, um endlich Schnitt und Ordnung auf das Haupt ihrer Kunden zu bringen. Und seitdem steht auch das Telefon nicht mehr still. Mit der Öffnung der Friseursalons gewinnen viele Kunden ein Stück Lebensqualität zurück.

Im Salon von Katja Riel-Ernst im Neudenauer Teilort Herbolzheim hat Mutter Gabriele Dieruff die Organisation von Telefon und Terminbuch übernommen. "Das schaffen wir gerade einfach nicht nebenher", erklärt Inhaberin Katja Riel-Ernst während sie die Haare einer Kundin auf Lockenwickler dreht. Die nächsten 14 Tage sei der Salon komplett ausgebucht, berichtet die Friseurmeisterin. Die 49-Jährige ist froh, wieder ihrem Handwerk nachgehen zu können. Auch aus finanziellen Gründen: "Die Kosten laufen ja weiter." Und der Kontakt zu den Kunden habe ihr gefehlt.
Investitionen in Trockner und Lüftungsanlage
Auch wenn die Arbeit durch die Pandemie-Bedingungen erschwert ist: Wegen der Infektionsschutzvorgaben dürfen nicht so viele Plätze besetzt sein. Auch mehr Zeit muss eingeplant werden, vor und nach jedem Gast muss der Platz gereinigt werden. Die Umhänge wandern nach einmal Tragen zum Waschen. Deshalb hat Riel-Ernst in einen Industrietrockner investiert.
"Egal ob jemand für einen Kurzhaarschnitt da ist oder mehrere Stunden für Strähnen - ich habe drumherum den gleichen Aufwand", erklärt sie. Deshalb habe sie sich entschieden, pauschal einen Corona-Aufpreis von 4,50 Euro zu erheben. Ein neuer Lüfter sorgt dafür, dass die Luft vier bis sechs Mal in der Stunde ausgetauscht wird.
"Eigentlich waren die Rücklagen für anderes geplant." Neben den coronabedingten Anschaffungen hat die Friseurmeisterin in eine neue Terrasse investiert. Der neu gepflasterte Außenbereich mit Lounge soll in Kürze fertiggestellt werden und für Wohlfühlambiente sorgen. Riel-Ernst ist froh über ihr engagiertes Team, auch wenn man derzeit früher anfange und auch länger arbeite. "Es ist toll, dass sich alle für den Laden einsetzen."
Stammkundin: "Ich fühle mich wie neugeboren."

Ariane Klimmer-Keinath ist Stammkundin im Salon von Katja Riel-Ernst. Normalerweise buche sie ihre Termine immer dann, wenn "die Grauen wieder rauskommen", verrät die Bad Friedrichshallerin. Jetzt sei es allerhöchste Zeit gewesen. Ihre Locken sind nun wieder ordentlich nachgeschnitten und rot getönt. "Ich fühle mich wie neugeboren", erklärt Klimmer-Keinath gut gelaunt. "Das ist einfach ein Stück Lebensqualität."
Auf dem Stuhl gegenüber sitzt Saskia Ebel. Als sie erfahren habe, dass Friseure wieder öffnen dürfen, habe sie direkt zum Hörer gegriffen, um einen Termin zu vereinbaren, erklärt die 27-Jährige. Ende April wolle sie standesamtlich heiraten. Dafür setzt ihre Friseurin Natascha Klier blonde Strähnen im Balayage-Stil. Klier ist seit 20 Jahren im Salon und hat sich auf eine arbeitsintensive Sechs-Tage-Woche eingestellt. "Ich freue mich darauf. Es gibt einem einfach etwas, wenn die Kunden zufrieden aus dem Laden gehen."
Friseurbetriebe dürfen seit 1. März wieder öffnen. Seit kurzem sind unter strengen Hygienevorschriften auch Gesichtsbehandlungen erlaubt. Diese Vorgaben gelten, auch wenn die Dienstleistung mobil stattfindet: Eine Behandlung ist nur nach Terminvereinbarung erlaubt. Kunden und Beschäftigte tragen eine medizinische Maske. Für Ausnahmen muss ein tagesaktueller, negativer Schnelltest vorliegen - auch für geimpfte Personen. Die Kundendaten müssen zur Nachverfolgung dokumentiert werden.