Leerstand seit 2021: Gasthaus "Lamm" in Neuenstadt öffnet im April wieder
Das traditionsreiche Gasthaus Lamm in Neuenstadt am unteren Ende der Hauptstraße steht seit August 2021 leer. Jetzt kehrt endlich wieder Leben ein.

"Wir sind noch verhüllt, wie bei Christo", scherzt Florian Wieland. Er ist der neue Pächter des "Lamm". In ein paar Wochen, so verspricht er, soll hier eine runderneuerte Wirtschaft zum Vorschein kommen. Der gelernte Koch und Restaurantfachmann ist voller Enthusiasmus. "So etwas habe ich mir immer gewünscht, ein kleines Restaurant mit Außenbereich, ein paar wenige Fremdenzimmer, perfekt!". Die Eröffnung ist für den 5. April terminiert.
Die Geschichte des "Lamm" in Neuenstadt ist spannend
Fasziniert war der 33-Jährige Heilbronner auch von der Geschichte des Hauses, die er da und dort mit Bildern und Wandbemalungen aufleben lassen möchte. Im Neuenstädter Familienbuch wird als frühester Lammwirt ein gewisser Johann Michael Colmar erwähnt, der vor 300 Jahren lebte, aber vermutlich auch nicht der erste Wirt im "Lamm" war.
Sein Geschäft profitierte unter anderem von der Lage des Hauses an der Kreuzung wichtiger Fernstraßen. Später brachte der Westbahnhof der Kochertalbahn dem Haus einen Vorteil, denn die Gäste hatten es von da nicht weit bis zur Herberge. Heute ist der Kocher-Jagst-Radweg ein erhoffter zusätzlicher Umsatzbringer.
Bevor die ersten Gäste ins neue "Lamm" zum Essen oder zum Übernachten kommen können, ist noch eine Menge zu tun. Florian Wieland macht vieles selbst. "In den Zimmern bleiben die wunderbaren Schreinermöbel von Hans Jäckle erhalten. Es wird aber mit einigen Accessoires upgecycelt." Jedes Zimmer wird nach einem Ortsteil benannt und soll auf dessen Besonderheiten hinweisen. Im Cleversulzbachzimmer kommt zum Beispiel Mörike vor und in der Brambacherhofstube wird ein rustikaler Akzent gesetzt.
Die Wände erhalten frische Farben und das Restaurant ein neues Beleuchtungskonzept. 75 Plätze gibt es dort und 23 Betten in den Fremdenzimmern. Im Außenbereich stehen 80 Plätze zur Verfügung. Wieland nennt den Hof Scheunengarten, es soll dort auch ein Hochbeet für Kräuter geben.
Zusammenarbeit zwischen Lamm und Bäuerlicher Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall
Wieland setzt auf regionale Produkte und hat sich bereits eine Zusammenarbeit mit der Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall gesichert. Zukünftig wird es im "Lamm" also schwäbisch-gutbürgerliche Gerichte geben. Die Küche ist noch eine Baustelle. Teilweise ist sie schon ausgebaut, man wartet auf die neue.
Neben dem großen Gastraum hat Wieland einen "Salon Helmbund" geplant, benannt nach der Ursprungssiedlung der Stadt, mit kunstvoll gemaltem Wappen an der Wand. Hier möchte er gelegentlich Verkostungen oder Weinproben veranstalten. Florian Wieland will sich dabei selbst einbringen: Er wurde in der Weinbauschule Weinsberg zum Weinerlebnisführer ausgebildet und hat schon in der Weinvilla in Heilbronn gearbeitet.
Sein Team hat der neue Lamm-Wirt auch schon zusammen und darüber ist er besonders froh, denn es sei heute nicht leicht, Personal in der Gastronomie zu bekommen. Zehn Mitarbeiter werden im Restaurant, in der Küche und beim Zimmerservice arbeiten.
Paul Engel schrieb Anfang des 20. Jahrhunderts dem Lamm ein Gedicht: "Ich weiß im Schwabenländle ein Städtlein wunderschön, tät unten drin ein Wirtshaus wohl an der Straße stehn. Das Lamm ist es geheißen, s'ist gar gemütlich drin, wer einmal dort gewesen, geht immer wieder hin." Das wünscht sich mehr als 100 Jahre später auch Florian Wieland.
Geschichte: Das Lamm ist 1945 abgebrannt
Urkundlich erwähnter erster Lamm-Wirt war Michael Colmar (1702-1783). Ab 1900 waren Jäckles über mehrere Generationen die Wirtsfamilie in dem Fachwerkensemble aus dem 18. Jahrhundert, zu dem das Brückenhäuschen mit Kegelbahn gehörte. Das Haus brannte 1945 ab, nur die Kegelbahn blieb intakt.
1952 wurde das Wirtshaus wieder aufgebaut, zwischenzeitlich renoviert und 2011 von Familie Jäckle verkauft. Der neue Besitzer ließ es sanieren und verpachtete es. Die Kegelbahn übernahm die Stadt und betreibt seit 2019 dort ein Tourismusbüro.

