Fasching in Bad Wimpfen: Hilde Weyhing ist die erste Zugmarschallin
Eine Premiere mit Herz: Frauenpower führt den Gaudiwurm durch die Stadt. Wie sie zu der Aufgabe kam.

Eine Frauenquote braucht der Wimpfener Fasching wahrhaftig nicht. Es gibt Trainerinnen, Gardetänzerinnen oder Tanzmariechen. Im Elferrat ist das weibliche Geschlecht stark vertreten und im Programmteam sogar in der Überzahl. Was es aber seit dem ersten Faschingsumzug 1952 noch nie gegeben hat: Dass eine Frau den Umzug durch die Altstadt anführt. Anders in diesem Jahr: Am Sonntag hört alles auf das Kommando von Hilde Weyhing.
Frauenpower mit Herz - dafür steht der neue Umzugswagen
Die erste Zugmarschallin - mit Herz, wie es ihr von Karlheinz Hofmann neu gestalteter Umzugswagen zeigt. Seit Anfang Januar steht der Einsatz von Frauenpower im bis dato vakanten Amt fest. Zunächst als rein männlicher Beschluss, wenn Hilde Weyhing an die Überlegungen während einer Kaffeepause bei der Probe zurückdenkt. Als sie nur mal kurz den Raum verließ, hatten Präsident Dieter Büchle und Umzugsminister Markus Weyhing die Sache beschlossen. "Wir haben den Spieß einfach umgedreht", sagt ihr Mann lachend. In der festen Überzeugung: "Das kann auch mal eine Frau machen."
Hilde Weyhing füllt zahlreiche Ehrenämter aus
Eigentlich nur konsequent, wie er mit Blick auf die vielen Aufgaben seiner Frau im Hintergrund betont. Etwa als Zugwartin oder seither beim Umzug in der Einsatzzentrale im Steinweg, wenn im Feuerwehrgebäude bei den Sicherheitskräften die Fäden zusammenlaufen. Nun geht sie mit auf der Strecke und das an vorderster Stelle, gut gerüstet mit jeder Menge süßem Wurfmaterial zum Verteilen.
Dabei hatte sie den Fasching nicht von Anfang an im Blut. Zunächst war Sohn Pascal in der Kampagne 2007/08 Vollzeit-Kinderprinz mit zwei Prinzessinnen im Jobsharing. Ein paar Jahre war das Ehepaar bei den Wimpfener Besenhexen aktiv, bevor der wirkliche Einstieg kam. "Daran ist einzig und allein mein Mann schuld", versichert Hilde Weyhing gutgelaunt. In der Kampagne 2009/10 wurde das Ehepaar gefragt, ob es nicht auch mal das Prinzenpaar stellen wolle - er sofort, sie fühlte sich eher überrumpelt. Einen Korb gab es dennoch nicht. Dafür eine klare Bedingung: Wenn schon Prinzenpaar, dann als Geschenk zu seinem 40. Geburtstag.
Damit ist der Faschingsfunken übergesprungen. Sie versichert: "Jetzt würde ich auch noch im Sommer Fasching machen."
Bis der Umzug starten kann, ist vieles zu erledigen
Der Umzug treibt das Ehepaar ohnehin lange vorher um. Tanzgruppen Kapellen und Guggenmusiken, Gesellschaften, Hexen, Mottowagen und Laufgruppen sind einzuladen und so zusammenzustellen, dass daraus ein abwechslungsreich bunter Mix wird. Startnummern werden per Post verschickt. "Laminiert, falls es regnet", betont sie.
Als "rechte Hand" des Umzugsministers wird die neue Zugmarschallin am Samstagmorgen die Schilder für die Aufstellung platzieren.
Am Sonntag, während Umzugsminister Markus Weyhing beim Empfang im Kloster mit Prinzenpaaren, Elferräten, Gesellschaften und Symbolfiguren seinen Repräsentationspflichten nachkommen wird, spurtet die Marschallin auf dem Aufstellungsplatz des Talmarktgeländes hin und her, sammelt Gema-Belege ein, wirft ein Auge auf Wagen und Verkleidungen, bringt den närrischen Gaudiwurm in sichere Form: viel Arbeit, bis sich der Zug um 14.11 Uhr in Bewegung setzt und einem lauten "Wimpfen helau" an der Spitze nichts im Wege steht.