Bekommt Heilbronn doch einen IC-Anschluss?
Stehen kleine Projekte wie der Ausbau der Frankenbahn hintenan, weil die Deutsche Bahn alle Kapazitäten in Großprojekten bündelt? Diese Sorge äußerte Winfried Hermann beim Stimme-Live-Talk "Ohne Ausrede". Für Fernverkehr in Heilbronn sieht der Landesverkehrsminister aber eine Chance.

Die Länder teilten die Sorge, „dass die kleinen Maßnahmen, die manchmal für eine Region sehr entscheidend sind, immer hinten anstehen, weil die Bahn die ganzen Kapazitäten an Planung und finanziellen Mitteln in Großprojekten verbraucht", sagte Hermann. Er reagierte damit auf Kritik, dass sich ein Jahr nach dem sogenannten Frankenbahngipfel in Möckmühl wenig getan habe bei der dringend nötigen Sanierung der Achse zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg. Sie spielt für den regionalen Bahnverkehr eine zentrale Rolle.
Kleinere Verbesserungen seien auf den Weg gebracht, sagte Hermann. Bei allen großen Maßnahmen sei man auf Bund und Deutsche Bahn angewiesen. „Das ist schon zäh." Für den lang ersehnten Anschluss der Stadt Heilbronn an das IC- oder ICE-Netz sieht der Minister derweil gute Chancen. Wegen Bauarbeiten zwischen Mannheim und Frankfurt fahren in der zweiten Jahreshälfte ausnahmsweise ICE-Züge durch das Neckartal. Für Hermann Gelegenheit, der DB Fernverkehr über die Nachfrage Argumente zu liefern. „Wir werden nochmal einen Anlauf starten", versprach er mit Blick auf einen dauerhaften Fernverkehrsanschluss.
Wer das kostenlose Video anschauen möchte, der muss auf dem untenstehenden Feld „Akzeptieren“ anklicken.
Bottwartalbahn und Co.: Minister sieht Reaktivierungsprojekte nicht gefährdet
Die jüngste Entscheidung des Stuttgarter Verwaltungsgerichts, dassdie Bahn Mehrkosten bei Stuttgart 21 alleine tragen muss, begrüßte Hermann. Müssten sich Land oder Stadt Stuttgart beteiligen, „hätte das die Haushalte richtig zerschlagen". Dass der Konzern nun voraussichtlich mehrere Milliarden zusätzlicher Kosten schultern muss, wird nach Hermanns Überzeugung regionale Reaktivierungsprojekte wie Bottwartal- oder Zabergäubahn nicht unmittelbar gefährden.
In der Gesamtschau handele es sich eher um kleinere Vorhaben, der zeitliche Vorlauf sei sehr lang. Hermann äußerte in diesem Zusammenhang auch die Erwartung, dass spätestens die nächste Bundesregierung die Schuldenbremse reformiert, die Kritiker in der jetzigen Form als Hemmnis für dringend nötige Investitionen betrachten.
Der Minister äußerte die Vermutung, dass die Bahn nicht ernsthaft mit einem Sieg vor Gericht gerechnet habe. „Dafür waren unsere Karten zu gut." Gleichwohl hat der Konzern angekündigt, gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts vorgehen zu wollen.
Die Region Heilbronn und Hohenlohe seien sehr aktiv beim Thema Reaktivierung, es sei einmalig, dass mit Zabergäu-, Bottwartal- und Kochertalbahn gleich drei Vorhaben, ehemals stillgelegte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen, vorangetrieben werden. „Alle drei Projekte sind aus meiner Sicht aussichtsreich."
Hermann zu S21: Kopfbahnhof wird auch 2026 noch gebraucht
Beim Großprojekt Stuttgart 21 rechnet Hermann mit einer schrittweisen Inbetriebnahme und damit, dass der oberirdische Hauptbahnhof der Landeshauptstadt auch 2026 noch gebraucht wird. Er gehe davon aus, dass nach der Ende 2025 geplanten Einweihung des Tiefbahnhofs "noch mindestens ein Jahr lang der Kopfbahnhof in Funktion bleibt".
Der Fahrplan werde zunächst weiter an der bestehenden oberirdischen Gleisanlage ausgerichtet. Dann würden innerhalb dieses Übergangsjahres "sukzessive" Züge in das Tunnelsystem eingeflochten.
Der Verkehrsminister war am Montag in Heilbronn, um das neue Parkhaus im Neckarbogen einzuweihen. Die Anlage gilt als beispielhaft, 202 der 650 Stellplätze sind für Elektrofahrzeuge reserviert. Das 18 Millionen Euro teure Parkhaus soll Strom für E-Fahrzeuge über Photovoltaik auf dem Dach liefern.