Entsorgung von Hochwasser-Müll: Landwirte wünschen sich unkomplizierte Lösung
Jagst, Kocher und Neckar sind vor wenigen Wochen über die Ufer getreten. Keller liefen voll, Straßen waren überflutet. Betroffen waren auch Bauern, die nun vor Problemen stehen.

Das Gras von Wiesen im Neckartal bei Neckarsulm und Untereisesheim ist für Landwirte nicht mehr zu gebrauchen. Nach dem Hochwasser vom Juni sei es viel zu verschlammt, um daraus beispielsweise Heu zu machen. Davon berichtet der Untereisesheimer Landwirt Gerd Sommer. In der Region ist das kein Einzelfall, Bauernvertreter haben klare Forderungen.
"Das Gras ist nicht mehr brauchbar", sagt Gerd Sommer. Bei ihm geht es im Neckartal um 26 Hektar, er kennt Kollegen mit sechs Hektar, die nicht mehr zu verwenden sind. Bei einem anderen fielen zwölf Hektar weg. Unterm Strich kämen allein rund um Unter- und Obereisesheim 70 bis 80 Hektar zusammen.
Hochwasser-Folgen für die Landwirtschaft: Bauern fordern Unterstützung
Ein Kollege hält Pferde, ein Teil des Heus verkaufe er auch, berichtet Gerd Sommer von den wirtschaftlichen Folgen. Der Untereisesheimer Gerd Sommer könnte noch glimpflich davonkommen. "Bei uns ist es Viehfutter." Beziehungsweise: wäre Viehfutter gewesen.
Den ersten Schnitt vor einigen Wochen hatte er schon gemacht, der zweite Schnitt fiel dann dem Hochwasser zum Opfer. "Der Trockenschnitt fehlt ganz." Gerd Sommer ist aktuell noch zuversichtlich, ausreichend Futter für seine Kühe zu haben. "Wir haben wenigstens etwas zu Hause, und wir bauen Kleegras an." Er setzt auf den dritten Schnitt.
Müll auf den Feldern als Folge von Hochwasser: Bauern müssen handeln
Die Landwirte treibt eines um: Sie wissen nicht, wo sie das unbrauchbare Gras abladen sollen. "Es muss von den Wiesen runter", sagt er. "Was bleibt uns auch anderes übrig?" Runter ist das eine, wohin das andere. Kollegen lagern es erst einmal auf einem Grundstück zwischen. Anfragen an den Landkreis sowie an Städte und Gemeinden seien unbeantwortet geblieben. Den Bauern fehle ein Signal, was sie mit dem Schnittgut machen sollen.
Obereisesheims Ortsvorsteher Andreas Gastgeb relativiert dies. Die Stadt Neckarsulm habe "von Beginn an eng in Kontakt mit ihren Landwirten gestanden". Gespräche über den konkret entstandenen Schaden und dessen möglicher Milderung würden noch geführt, sobald die Landwirte einen Schaden überhaupt konkret benennen können. "Das war bis heute noch nicht der Fall." Im Austausch stehe die Stadtverwaltung auch mit dem landwirtschaftlichen Ortsverband Unter-/Obereisesheim. Die Landwirte würden die Flächen mähen, das Schnittgut auf einer Fläche in Untereisesheim lagern und so weit verrotten lassen, damit die Masse am Ende als Gründünger wieder auf die Felder ausgebracht werden könne. Dafür müsse der gewaltige Schnittgutberg mehrmals gewendet und so bearbeitet werden, dass am Ende auch tatsächlich Düngermasse entstehe. Laut Andreas Gastgeb sind die Landwirte mit dieser Vorgehensweise einverstanden.
Damit sind die Landwirte im Neckartal nicht allein. Mit den Hochwasser-Folgen kämpfen auch Bauern in Hohenlohe sowie im Landkreis Schwäbisch Hall. Dort hat der Vorsitzende des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems, Jürgen Maurer, eine klare Forderung: Die Landkreise sollen den Landwirten entgegenkommen: Denkbar ist seiner Ansicht nach beispielsweise, dass seine Kollegen das Gras zu den Grüngut-Sammelstellen bringen, ohne dafür bezahlen zu müssen. Die Wiesen müssten gemäht werden. "Es macht keinen Sinn, das Gras am Uferbereich zu platzieren."
Entsorgung von Hochwasser-Müll: So gehen die Landkreise mit den Kosten um
Damit nicht genug. Einige Landwirte fühlen sich nach dem Juni-Hochwasser von Landkreisen nur unzureichend unterstützt. Ganz konkret: Das Hochwasser schwemmte Müll an, und der muss entsorgt werden. Jürgen Maurer wünscht sich für seine Kollegen eine unkomplizierte Lösung im Landkreis Schwäbisch Hall und im Hohenlohekreis – eben so, wie es im Rems-Murr-Kreis möglich sei. Landwirte können dort, sagt Jürgen Maurer, den Müll auf die Kreismülldeponien bringen, ohne dafür etwas zahlen zu müssen. Das Hochwasser, sagt der Vorsitzende, sei nun mal ein "Ereignis, das die Allgemeinheit betrifft".
Schwäbisch Hall aber winke ab, der Hohenlohekreis prüfe noch, sagt Jürgen Maurer. Sprich: Die Landwirte können den angeschwemmten Müll nur auf eigene Rechnung zu den Deponien bringen. "Es sind nicht die großen Mengen, es geht um Kleinigkeiten", sagt er. Auf Stimme-Anfrage hat sich die Pressestelle im Landratsamt des Landkreises Schwäbisch Hall nicht gemeldet. Für den Hohenlohekreis teilt Behörden-Sprecher Sascha Sprenger unter anderem mit: "Landwirte können angeschwemmten Hausmüll kostenpflichtig als Restmüll auf dem Wertstoffhof Stäffelesrain anliefern." Für die großen Mengen Grünschnitt aus der Landwirtschaft seien die Grüngutplätze im Hohenlohekreis nicht ausgelegt. "Rasenschnitt von privaten Haushalten aus Überschwemmungsgebieten darf auf den Grüngutplätzen kostenfrei angeliefert werden." Zudem verweist er auf Unterstützung: "Bei Grünlandflächen in Rückhaltebecken kann der Landwirt einen finanziellen Ausgleich bekommen. Konkrete Hilfsprogramme, die in den übrigen Fällen greifen könnten, sind uns nicht bekannt."
Auch dem Landratsamt Heilbronn liegt ein Schreiben der Bauern mit den entsprechenden Forderungen vor. "Wir prüfen das Anliegen des Bauernverbands. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir noch keine Aussage dazu treffen", so Lea Mosthaf, Sprecherin der Behörde.



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