Baustart: Alte Heilbronner Hütte in Ötztaler Alpen ersteht neu
Für Bergfreunde ist es eine Sensation: Mehr als 90 Jahre, nachdem die Alte Heilbronner Hütte in den Ötztaler Alpen unter mysteriösen Umständen abgebrannt ist, lässt ein Südtiroler Unternehmer den Prachtbau originalgetreu wieder errichten. Die Bauarbeiten beginnen am Montag.

Warum er das macht? "Das frage ich mich auch manchmal", sagt Florian Haller und lacht. Doch eigentlich weiß er es ganz genau. Der 48-Jährige, der in Naturns im Südtiroler Vinschgau einen Tischlereibetrieb führt, will seiner Heimatregion eine Attraktion zurückgeben. Seit sechs Jahren arbeitet er an seinem Plan: Die Alte Heilbronner Hütte in 2772 Metern Höhe auf dem Taschljöchl, von der seit 92 Jahren nurmehr Ruinen übrig sind, soll wieder auferstehen. Die Behörden von dem Projekt zu überzeugen, war nicht einfach. Jetzt ist es soweit. "Die Baugenehmigung ist da", freut sich Haller.
An diesem Montag, so kündigt der Unternehmer an, sollen die Bauarbeiten starten. Wenn alles klappt, wie er sich das vorstellt, wird die Alte Heilbronner Hütte im Herbst 2026 zum zweiten Mal eingeweiht. Das erste Mal war 1910. Die Heilbronner Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV), 1891 gegründet, war zuvor auf der Suche nach einem Standort für seine Schutzhütte in den Ötztaler Alpen fündig geworden. Treibende Kraft damals: Der neue Sektionsvorsitzende Hofrat Peter Bruckmann, Besitzer einer Silberwarenfabrik.
Alte Heilbronner Hütte auf dem Taschljöchl soll neu gebaut werden: Silberbesteck und edles Geschirr
Auf dem Taschljöchl entstand kein karger Unterschlupf, sondern ein "Schloss in den Bergen", wie es später genannt wird. Der Speisesaal war mit Zirbenholz getäfelt, im offenen Kamin loderte das Feuer. Die Wanderer speisten mit Silberbesteck und edlem Geschirr. Einige der Stücke aus dem Inventar haben sich bis heute erhalten. Historische Fotos zeigen Damen, sie sich in Strandkörben vor der Hütte ausruhten.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird Südtirol italienisch, die Hütte geht an den Staat, die Heilbronner Alpinisten sind ihren Prachtbau los und bauen später die bis heute bestehende Heilbronner Hütte im Vorarlberg. Die Stadt ist in den Alpen prominent vertreten: Mit dem spektakulären Heilbronner Weg bei Oberstdorf, dessen 125-jähirges Bestehen kürzlich gefeiert wurde, haben beide Hütten geografisch aber nichts zu tun.
Brandursache nie geklärt
Das einstige "Schloss in den Bergen" auf dem Taschljöchl brennt 1932 bis auf die Grundmauern nieder. Warum es zu dem Brand kam, das ist bis heute nicht ganz klar. War jemand unvorsichtig mit offenem Feuer? Das ist eine Theorie. Oder einheimische Schmuggler haben die Hütte angesteckt, um den dort stationierten Soldaten und den Aufpassern der Finanzwache ihr Quartier zu nehmen.
"Das ist am wahrscheinlichsten", sagt Gerhard Knöller. Keiner weiß so viel über die Alte Heilbronner Hütte wie der heute 90-Jährige. Seit Jahrzehnten hat er für die DAV-Sektion die Geschichte erforscht, Dokumentationen zusammengestellt. Seine Akribie brachte ihm den respektvollen Spitznamen "Kommissar Knöller" ein. Er war es auch, der in den Archiven des Alpinen Museums München die Original-Baupläne aufgestöbert hat. Sie dienen jetzt dem neuen Baumeister Florian Haller als Vorlage für sein kühnes Projekt.
Derzeit steht neben den Mauerresten der Alten Hütte ein ehemaliger Stall, der als Notunterkunft dient. Der DAV stellte 2010 in Erinnerung an die Hütte ein markantes Kreuz auf. Dieser Tage beginnen nun die Bauarbeiten auf dem Taschljöchl, mit dem Aushub des Kellers geht es los. Außen soll die Hütte genau so aussehen wie bei ihrer Eröffnung vor 114 Jahren, der Innenraum wird an heutige Erfordernisse angepasst, erläutert Haller, der 30 Übernachtungsplätze einplant. Die Hütte soll bewirtschaftet und zum Ziel für Wanderer werden. Wie sie heißt? Heilbronner Hütte natürlich, das hat Haller versprochen.