Alte Heilbronner Hütte erwacht
Steigt die alte Heilbronner Hütte nach 90 Jahren wie ein Phönix aus der Asche? Ein Tischlermeister aus Naturns will das Schutzhaus auf dem Taschljoch in 2770 Metern Höhe originalgetreu wieder aufbauen.

Florian Haller, 45-jähriger Tischlermeister in Naturns im Etschtal, plant, das 1932 abgebrannte Schutzhaus auf dem Taschljoch in 2770 Metern Höhe als Bergsteigerunterkunft originalgetreu wieder aufzubauen. Ulrich Waldbüßer, Mitglied der DAV-Sektion Heilbronn, hat Haller besucht und hat mit ihm über sein Projekt gesprochen.
Welches sind Ihre Beweggründe, die Heilbronner Hütte wieder aufzubauen und warum im Originalzustand?
Florian Haller: 2010 habe ich die Hälfte der Berglalm erworben. Da wusste ich noch gar nicht, dass zu unserem Grund auch die Ruine der Hütte gehört. Als ich dies erfahren habe, wurde mein Interesse an dem Projekt geweckt, auch wenn es zunächst nicht wirtschaftlich ist. Die Architektur des alten Hauses gefällt mir sehr und als heimatverbundener Südtiroler möchte ich etwas schaffen, das bleibt. Sehr geholfen hat mir bei den planerischen Vorbereitungen Gerhard Knöller vom Heilbronner Alpenverein.
Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?
Haller: Wir haben die Pläne überarbeitet und 2020 zum zweiten Mal zur Genehmigung eingereicht. Die Gemeinde, das Land und der Tourismusverband stimmen dem Projekt zu. Nur der Landschaftsschutz sträubt sich gegen das Vorhaben.
Wie steht man in der Talschaft dazu? Gibt es Gegner?
Haller: Nein. In der Talschaft wird das Projekt durchweg positiv gesehen. Wir haben es frühzeitig bei allen Schnalser Interessenvertretungen wie Gemeinde, Alpenverein, Heimatpflegeverein und Kulturverein vorgestellt.
Sie haben gesagt, dass der Naturschutz sein Veto gegen das Vorhaben eingelegt hat. Was führt er als Begründung an?
Haller: Ursprünglich wollten wir die Wasserversorgung der Hütte durch Wasser aus dem in der Nähe liegenden "Hungerschartensee" sicherstellen. Dagegen gab es Bedenken, denen wir Rechnung tragen, indem wir nun das Wasser aus dem Tal hochpumpen wollen.
Und wie steht es um die Ver- und Entsorgung der Hütte?
Haller: Wasser, Abwasser und Strom sollen in einer Erdtrasse verlegt werden. Doch dagegen spricht sich der Landschaftsschutz aus, weil er irreparable Vegetationsschäden befürchtet. Außerdem wird die Notwendigkeit des Hüttenbaus grundsätzlich in Frage gestellt. Aber dies liegt nicht in der Kompetenz des Landschaftschutzes, sondern in der des Alpinbeirates, der dem Vorhaben zugestimmt hat.

Müssen neue Wege gebaut werden, und wie steht es mit dem Material- und Personenaufzug?
Haller: Es müssen keine neuen Wege gebaut werden, weil das Taschljoch bereits an das Wegenetz angebunden ist. Der Materialaufzug wird so geführt, dass er das Landschaftsbild und das Ensemble mit der Hütte nicht stört. Eine Seilbahn zur Personenbeförderung wird es nicht geben. Wie ehedem muss man sich den Aufstieg erarbeiten. Wir haben nun einen neuen Architekten hinzugezogen, der sich mit den Argumenten des Landschaftsschutzes nochmals auseinandersetzt.
Bis wann ist mit einer Genehmigung zu rechnen und wie sieht der weitere Zeitplan aus?
Haller: Ich rechne noch dieses Jahr damit. Wenn ich 50 werde, möchte ich die Feier gerne dort oben machen, auch wenn es im März auf dem Taschljoch noch etwas kalt ist.
Wird die Hütte, wenn sie fertig ist, selbst betrieben oder verpachtet?
Haller: Ich möchte sie in Eigenregie betreiben, auch wenn ich nicht selbst oben sein werde.
Wird es eine reine Jausenstation sein oder auch eine Übernachtungsmöglichkeit für Bergwanderer?
Haller: Vorgesehen sind 35 bis 40 Schlafplätze.
Wie soll die Hütte mit anderen in der Nachbarschaft vernetzt werden?
Haller: Erste Gespräche habe ich mit den Betreibern der Similaunhütte und der Schöne-Aussicht-Hütte, beide in den Ötztaler Alpen gelegen, geführt. Sie stehen einer Kooperation sehr aufgeschlossen gegenüber.
Welchen Namen wird die Hütte einmal haben?
Haller: Sie wird wieder Heilbronner Hütte heißen. Das verspreche ich hoch und heilig.
Erste Einrichtungsgegenstände haben Sie schon gesammelt. Um was handelt es sich?
Haller: Es sind zwei kleine Milchkännchen aus Porzellan. Ich habe sie von einem Schnalstaler bekommen. Sie gehörten einst zum Inventar der Heilbronner Hütte.