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Wichtige Unterstützung: Weinsberger Hilfsverein liefert Beistand in psychischen Krisen

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Bei Depressionen, schizophrenen Psychosen und Klaustrophobie unterstützen die Engagierten des Weinsberger Hilfsvereins bei der Rückkehr in ein geregeltes und soziales Leben.

Besucherin Barbara Krause und Geschäftsführer Uwe Hellwich in der vom Weinsberger Hilfsverein betriebenen Tagesstätte in der Wilhelmstraße in Heilbronn.
Besucherin Barbara Krause und Geschäftsführer Uwe Hellwich in der vom Weinsberger Hilfsverein betriebenen Tagesstätte in der Wilhelmstraße in Heilbronn.  Foto: Hagmann, Daniel

Auch wenn das soziale Netz in Deutschland zweifellos mehr Menschen auffängt als in anderen Regionen der Welt: Es fallen immer wieder Personen durch das Raster. Die Annahme, dass in unserer Region jeder, der Hilfe benötigt, diese auch problemlos erhält, ist entschieden zu allgemein gehalten. Das erleben Uwe Hellwich und sein Team in ihrer täglichen Arbeit.

„Fortschreitende Digitalisierung bei Behörden ist grundsätzlich zu begrüßen. Aber dadurch werden die Ämter und deren Leistungen für manche Teile der Bevölkerung auch unzugänglicher. Nicht jeder hat die Technik und die Kenntnis, einen digitalen Antrag zu stellen“, erklärt der Geschäftsführer des Weinsberger Hilfsvereins. Erst recht, wenn bei Hilfsbedürftigen noch psychische Belastungen dazukommen.

Bei psychischen Krankheiten bleiben manchmal Hilfsanträge auf der Strecke

„Es gibt beispielsweise Menschen, die unter Klaustrophobie, also Angst vor engen Räumen, leiden. Denen ist es kaum möglich, zu Terminen in geschlossenen Amtsräumen zu erscheinen. Andere leiden unter Antriebsstörungen, ziehen sich sozial zurück. Diese Menschen schaffen es einfach nicht, sich um Themen wie soziale Hilfsanträge zu kümmern. Dann stehen wir den Betroffenen unterstützend und motivierend zur Seite“, berichtet Hellwich. 

Der Weinsberger Hilfsverein wurde 1969 von Mitarbeitern des damaligen Psychiatrischen Landeskrankenhauses Weinsberg, dem heutigen Klinikum am Weissenhof, gegründet. Im Zentrum steht das Versorgen, Betreuen und Wiedereingliedern psychisch kranker Menschen. Hellwich: „Die Tätigkeit des Vereins hat sich immer mehr in Richtung des praktischen Lebensfelds entwickelt.“

Weinsberger Hilfsverein: Klienten am häufigsten von Depression betroffen

Jährlich hat das Team des Weinsberger Hilfsvereins in Heilbronn – die Angestellten sind alle medizinische Fachleute – mit rund 1.300 Klienten Kontakt. Rund 40 Prozent davon leiden an Depression, etwa ein Drittel ist mit schizophrenen Psychosen belastet. Hinzu kommen etwa posttraumatische Belastungsstörungen. Neben den Erkrankten selbst erhalten auch deren Angehörige Hilfe, wie sie ihrerseits mit dem belasteten Familienleben zurande kommen können.

Uwe Hellwich hat festgestellt, dass die Häufigkeit der Anfragen zunimmt. Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Zahl psychischer Leiden zunimmt. „Vielmehr haben die Erkrankungen sozial mehr Akzeptanz als früher, sodass sich mehr Menschen Hilfe suchen und offener mit den Themen umgehen“, erläutert der Geschäftsführer.  

Menschen in Not unterstützt den Weinsberger Hilfsverein

Im Kontakt mit den Klienten stelle sich immer wieder heraus, dass die psychische Belastung häufig ein geregeltes permanentes Leben unmöglich macht. Gerade auch in Bezug auf die Berufstätigkeit. Hellwich: „Psychische Erkrankung ist vielfach mit Verarmung verbunden.“

Und auch hier gilt es, zu unterstützen. Vom Verein Menschen in Not der Heilbronner Stimme erhält der Weinsberger Hilfsverein jährlich einen fünfstelligen Betrag der eingegangenen Spendengelder. „Diese Mittel verwenden wir für Einzelfallhilfen“, erklärt Hellwich. „Beispielsweise bezahlen wir den Betroffenen ihre Medikamente, greifen beim Kleiderkauf für die Kinder unter die Arme oder finanzieren Lebensmittel.“

Gelder von Menschen in Not helfen bei der sozialen Teilhabe

Die Menschen-in-Not-Gelder decken aber auch vermeintlich weniger lebenswichtige Ausgaben ab. Beispielsweise bezahlen die beim Hilfsverein Tätigen den Klienten ein Getränk, wenn das Gespräch in einem Café stattfindet oder die Kosten für den Besuch der Hochzeit des Sohnes werden abgedeckt. „Es ist entscheidend, dass die Menschen so aus ihrer sozialen Isolation herauskommen. Die Spendengelder von Menschen in Not sind entscheidend, um soziale Teilhabe zu ermöglichen.“

Gesellschaftlicher Anschluss ist auch in der vom Weinsberger Hilfsverein betriebenen Tagesstätte in der Wilhelmstraße in Heilbronn möglich. Uwe Hellwich: „Diese ist ein niederschwelliges Angebot. Im Cafébereich können die Leute Kontakte knüpfen, miteinander ins Gespräch kommen oder ein Spiel spielen. Speisen und Getränke gibt es günstig. Dazu bieten wir Beratung und Beschäftigungsangebote. Die Menschen können selbst entscheiden, ob, wann und wie oft sie vorbeikommen möchten.“

Wer während der Öffnungszeiten unter der Woche von 8 bis 16 Uhr in der Tagesstätte vorbeikommt, kann seinem Alltag auf diese Weise wieder eine feste Struktur geben. Und so wieder langsam in soziale Abläufe zurückfinden.

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