Das Klinikum am Weissenhof gehört zur ZfP-Gruppe. Die Zentren für Psychiatrie Baden-Württemberg sind psychiatrische Fachkrankenhäuser und versorgen Menschen mit stationären, teilstationären und ambulanten Angeboten. Hinzu kommen ausgelagerte Strukturen wie zum Beispiel Institutsambulanzen. Das Klinikum am Weissenhof unterhält neben dem Hauptsitz in Weinsberg Standorte in Heilbronn, Schwäbisch Hall, Künzelsau, Winnenden, Brackenheim und Ludwigsburg. Es versorgt jährlich rund 17.000 Menschen aller Altersgruppen und beschäftigt in Voll- und Teilzeit rund 1850 Mitarbeiter. Zum Einzugsgebiet des Weinsberger Klinikums gehören der Stadtkreis Heilbronn sowie die Landkreise Heilbronn, Hohenlohe, Schwäbisch Hall, außerdem Teile des Landkreises Ludwigsburg und des Rems-Murr-Kreises – ein Gebiet mit insgesamt 1,5 Millionen Einwohnern.
Weinsberger Klinikum am Weissenhof: Bedarf in Kinder- und Jugendpsychiatrie ist groß
Für 1,2 Millionen Euro wurde im Klinikum am Weissenhof ein Gebäude für Kinder und Jugendliche umgebaut. Hier werden vorrangig Essstörungen behandelt. Der Bedarf in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist groß.
Manche müssen erst wieder lernen, was eine durchschnittlich große Essensportion überhaupt ist. Oder was es heißt, sich „normal“ zu schöpfen. Oft sind Jugendliche mit einer Essstörung monatelang im Zentrum für Psychiatrie (ZfP) im Weinsberger Klinikum am Weissenhof. Vorrangig für sie wurde für 1,2 Millionen Euro eines der altehrwürdigen Gebäude auf dem Gelände saniert. Eine Station mit zwölf neuen Betten wurde geschaffen. Denn der Bedarf in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist groß.
Neue Station für Kinder und Jugendliche hat nichts von sterilem Krankenhaus
Hohe Decken, helle Wände und ums Haus herum viel Grün. „Die schöne Umgebung trägt hoffentlich zur Genesung bei“, sagt Pflegedienstleiter Markus Mauch, der gemeinsam mit Chefarzt Dr. Claas van Aaken die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Weissenhof leitet. Wie ein steriles Krankenhaus sieht die neue Station KJ28, die sich auf das komplette Gebäude aus der Gründerzeit verteilt, nicht gerade aus. Und es wird mit der Zeit sicher noch bunter und wohnlicher als jetzt, da übergangsweise ein paar Zimmer belegt sind und die eigentliche Klientel erst noch kommt: vorrangig Jungen und Mädchen mit Essstörungen, vorrangig 14- bis 18-Jährige. Aber auch andere Krankheitsbilder werden hier behandelt.

Im November geht die neue Station in Betrieb, für die das Haus grundsaniert wurde. Vorher war hier eine Erwachsenenstation untergebracht. „Ich hoffe, dass ihr gute Gegebenheiten habt, um hier Kinder und Jugendliche zu behandeln“, sagt ZfP-Geschäftsführerin Anett Rose-Losert bei der Einweihung. Das Essen für KJ28 kommt aus der zentralen Weissenhof-Küche, doch die Station hat auch eine eigene. Sie ist wichtig. Hier soll regelmäßig gekocht werden. Gemeinsam, zwanglos, ohne penibles Abwiegen. Eventuell auch mal mit den Familien der Patienten. Oft seien Eltern verunsichert, wie sie kochen sollen, wenn ihre Kinder wieder daheim sind, weiß Stationsleiterin Janice Mattison. Geplant ist auch, Obst und Gemüse ums Haus herum anzupflanzen. Platz genug ist ja da.
Neue Station im Weinsberger Weissenhof: Wer hierher kommt, bleibt lange
Wer hierher kommt, bleibt lange. Mindestens einige Wochen, oft Monate. Manche junge Patienten sind so abgemagert, dass sie 16, 17 Kilo zunehmen sollten. Wer kommt, darf seine eigene Bettwäsche und Kuscheltiere und andere persönliche Sachen mitbringen. Damit das Wegsein von zu Hause nicht so wehtut.
Parallel zur Sanierung des denkmalgeschützten Hauses, die Architekt Frank Seiter und sein Team etliche Nerven kostete, wurde Personal aufgebaut. 20 Leute – Ärzte, Psychologen, Mitarbeiter des Pflege- und Erziehungsdienstes, Musik-, Ergo- oder Bewegungstherapeuten – sie alle kümmern sich um die Jugendlichen. „Hier können wir eine hochqualitative Behandlung abbilden“, sagt Chefarzt van Aaken.

Es gibt einen Aufenthaltsraum, in dem der Tischkicker schon wartet, außerdem Multifunktionsräume – etwa für diejenigen, die auf Station unterrichtet werden, erläutert Oberarzt Fabio Kellermann, der KJ28 leitet. Er weiß: Würde die Station morgen in Betrieb gehen, wäre sie übermorgen voll. Es gibt eine Warteliste in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Bedarf ist groß. Eigentlich nicht erst seit Corona. Aber seither verstärkt. Die Pandemie bescherte Psychologen und Therapeuten viele depressive oder essgestörte junge Menschen, aber sie brachte auch etwas anderes mit sich, sagt Chefarzt van Aaken: „Mit Corona rückten psychische Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen ins Blickfeld.“ Endlich wurden sie wahrgenommen.
Klinikum am Weissenhof: Zahl der stationären Aufnahmen vom Kindern und Jugendlich ist gestiegen
Die hohe Zahl behandlungsbedürftiger Kinder und Jugendlicher ist laut van Aaken in der Zwischenzeit nicht gesunken. Kriege, Klimakrise, Zukunftsängste: All das setze den Jüngeren zu. „Wir können uns nach wie vor kaum retten vor Behandlungsanfragen.“ Claas van Aaken untermauert dies mit Zahlen: Inzwischen verzeichne das ZfP 800 stationäre Aufnahmen pro Jahr. 2015 waren es noch 250. Viele davon sind Notfälle – oft suizidgefährdete Kinder und Jugendliche.
Mit den zwölf neuen Plätzen hat die Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie laut van Aaken 58 stationäre Plätze. Hinzu kommen 59 Plätze in ZfP-Tageskliniken. Außerdem ergänzen Ambulanzen und zwei mobile Behandlungsteams das Spektrum. Therapiert werden vor allem Ängste, Depressionen und Essstörungen.