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Kinderschutzbund Heilbronn gibt Einblick in Arbeit – "es geht um soziale Teilhabe"

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Armut, Kranke Eltern, keine Freunde. Mädchen und Jungen wenden sich mit vielfältigen Problemen an das Team des Kinderschutzbunds Heilbronn. Dabei können schon kleine Hilfen wahre Wunder bewirken.


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Im ersten Moment klingt es banal und befremdlich, dabei steckt so viel mehr dahinter: Eine 16-Jährige wendet sich vorsichtig, fast schüchtern, per E-Mail ans Team des Heilbronner Kinderschutzbunds. Sie berichtet, dass sie trotz suchtkranker, arbeitsloser Eltern den Schulabschluss geschafft hat. Darauf ist sie stolz.

Doch während ihre Klassenkameraden aufgeregt über das passende Outfit beim Abschlussball diskutieren, weiß die 16-Jährige: Für ein Abschlusskleid, schicke Schuhe oder eine ausgefallene Frisur ist kein Geld da. Sie schreibt: „Ich möchte nichts Besonderes. Nur nicht in Straßenkleidung auftauchen. Ich will nicht auffallen, ich würde so gerne einfach dazugehören.“

Mit dem Heilbronner Kinderschutzbund selbstbewusst ins Leben

„Wir haben ihr dann das Abschlusskleid finanziert“, berichtet Ferra Freyer. Die Kindheitspädagogin ist beim Heilbronner Kinderschutzbund vor allem zuständig für den begleiteten Umgang von Kindern mit Elternteilen, mit denen sie nicht zusammenleben. „Die Schulabgängerin war überglücklich.“

Martina Grön (links) und Ferra Freyer vom Kinderschutzbund Heilbronn im sogenannten Storchennest, wo Kinder in professioneller Begleitung ihre Elternteile treffen, mit denen sie nicht zusammenleben.
Martina Grön (links) und Ferra Freyer vom Kinderschutzbund Heilbronn im sogenannten Storchennest, wo Kinder in professioneller Begleitung ihre Elternteile treffen, mit denen sie nicht zusammenleben.  Foto: Hagmann, Daniel

Denn das Kleid bedeutet mehr, als das Auge sieht. Ferra Freyer: „Es geht um Teilhabe und Stärkung des Selbstbewusstseins, trotz der widrigen Umstände den Schulabschluss geschafft zu haben. Das Mädchen soll an dem Abend einmal sorglos feiern, sich freuen und selbstbewusst ihre nächsten Schritte im Leben angehen.“

Soziale Isolation kann zu lebenslangen Problemen führen

In ähnlichen Fällen finanziert der Kinderschutzbund jungen Menschen die Teilnahme an Schulausflügen – oder auch mal den privaten Besuch eines Kinos oder der Experimenta zusammen mit Freunden. Martina Grön, Geschäftsführerin des Heilbronner Kinderschutzbunds, betont: „Wenn Kinder sich ausgeschlossen fühlen, kann das schwerwiegende, langfristige Folgen haben: Sie fühlen sich minderwertig, isolieren sich, leiden unter Depressionen. Das kann das ganze Leben prägen, so dass die Betroffenen im Berufsleben nicht Fuß fassen und sich als Gescheiterte betrachten.“

Für Martina Grön vom Kinderschutzbund Heilbronn ist daher klar: „Soziale Teilhabe ist notwendig und keineswegs ein Luxus. Jeder hier investierte Euro unsererseits ist volkswirtschaftlich wichtig, da er Schicksalen, die in Sozialfällen und in der Kriminalität enden, vorbeugt.“

Kinder haben nichts zum Essen und bitten um Hilfe

Auch Unterrichtsmaterial ist beim Heilbronner Kinderschutzbund immer wieder ein Thema. Ferra Freyer: „Wer mit einem einfachen Beutel, statt eines Schulranzens ankommt, ist gleich am allerersten Schultag der Außenseiter und wird von anderen gemobbt.“ Das Geld, das der Kinderschutzbund seitens der Stadt und des Landkreises, aus Mitgliedsbeiträgen und von Spendern generiert – auch Menschen in Not, die Leserhilfsaktion der Heilbronner Stimme, schüttet zwei Mal jährlich jeweils einen fünfstelligen Betrag seiner erhaltenen Zuwendungen an Grön und ihr Team aus –, fließt aber beispielsweise auch in Lebensmittel-Gutscheine.

Ferra Freyer berichtet: „Junge Familien kommen zu uns. Oder Kinder, die viel zu früh Verantwortung in von Krankheiten geplagten Familien übernehmen müssen, schreiben uns an und berichten, dass sie nichts zum Essen haben.“ Diese Fälle häufen sich auch zunehmend.

Beim Kinderschutzbund Heilbronn steht immer der Nachwuchs im Zentrum

Nimmt ein Kind oder ein Jugendlicher Kontakt auf, treffen sich die Mitarbeiter des Kinderschutzbunds mit den Betroffenen. „Wir schauen uns jeden Fall individuell an und versuchen herauszufinden, woran es am meisten mangelt und was die Kinder am dringendsten brauchen.“ Pauschallösungen gibt es nicht. Zwar gilt es, die Familiensituation im Gesamten zu betrachten. Freyer betont aber: „Im Zentrum steht bei uns immer das Kind sowie dessen Bedürfnisse und Probleme. Dabei wollen wir die Situation verstehen und sie verbessern – ohne die Umstände zu bewerten.“

Aber selbstverständlich suchen nicht alle Kinder, denen es nicht gut geht, selbstständig Hilfe beim Heilbronner Kinderschutzbund. Enger Kontakt besteht etwa zum Jugendamt. Grön: „Wir sind gut vernetzt und erhalten beispielsweise von Schulsozialarbeitern oder Mitarbeitern in Kitas wertvolle Hinweise, wenn ihnen an einem Kind etwas auffällt. Hier würden wir uns aber wünschen, dass die Pädagogen dort oder an anderen Stellen auch ehrenamtlich Engagierte in Vereinen wachsam sind.“

Es gelte stets, ganz genau hinzuschauen und Hilfsangebote zu vermitteln und zu aktivieren. Martina Grön: „Nur so lassen sich das Leid lindern und die Lebenssituationen junger Menschen verbessern.“

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