Gruselige Orte zu Halloween: Hier soll es im Raum Heilbronn spuken
Irland ist das Ursprungsland von Halloween. Aber auch in der Region Heilbronn, im Kraichgau und im Zabergäu gibt es schaurige Orte, an denen Geister spuken sollen.
Erleuchtete Kürbis-Fratzen in Vorgärten, verkleidete Kinder, die durch die Straßen ziehen und Grusel-Deko, die auf Halloween-Partys für Atmosphäre sorgen soll. Für Fans von Schauergeschichten ist der heutige 31. Oktober ein Feiertag. Der ursprünglich aus Irland stammende Halloween-Brauch hat auch in Heilbronn-Franken seine Anhänger. Ein Gruselfan in Neudenau-Siglingen hat beispielsweise sein Zuhause in ein Halloween-Horror-Haus umdekoriert.
Erzählerin Stefanie Keller kennt gruselige Sagen aus dem Raum Heilbronn
Dabei braucht man nicht nach Irland reisen und in die keltische Geschichte eintauchen, um gruselige Orte kennenzulernen. Auch hierzulande gibt es Plätze und Landstriche, an denen sich Schauerliches zugetragen haben soll. Noch heute sollen die Seelen von Quäler und Gequälten umgehen und vor allem in windigen, nebligen Herbstnächten Spaziergänger erschrecken.

Stefanie Keller kennt viele düstere Geschichten und Sagen aus der Region. Als ausgebildete Erzählerin veranstaltet die 50-Jährige aus Bietigheim-Bissingen Wanderungen. Bei Touren durch alte Mühlen oder über unheimliche Friedhöfe – auch im Raum Heilbronn – trägt Keller in Hexen-Verkleidung oder mit schwarzem Umhang lokale Schauer-Erzählungen vor.
Als Grundlage dienen ihr völkerkundliche Bücher wie „Sagen und Schwänke vom Neckar- und Unterland“ von Franz Georg Brustgi oder „Das schwäbische Himmelreich – Geschichten aus dem Zabergäu“ von Irmhild Günther. Kellers Bibliothek umfasst etwa ein Dutzend Bücher zu lokalen Sagen sowie mehrere hundert Märchenbücher mit fantastischen Erzählungen aus der ganzen Welt.
Gruselgeschichten beseelen Orte in der Region Heilbronn
Dass Geschichten oft mit konkreten Orten verbunden sind, hat für Stefanie Keller besonderen Wert: „Der Bezug zu historischen Ereignissen stellt eine Verbindung mit unseren Vorfahren her.“ Die Inhalte der Sagen beschäftigen sich nicht nur mit Fantastischem, sondern transportieren auch Bilder der damaligen Lebensrealität. „So entwickelt man einen viel engeren Bezug zu dem jeweiligen Schauplatz, weil die damit verbundenen Geschichten die Orte beseelen.“

Stefanie Keller bedauert, dass die Erzählkultur und das Vorlesen in vielen Familien heute kaum noch Raum finden und das Berieseln durch Social-Media-Kanäle diese Tradition verdrängt: „Kinder haben einen Drang dazu, Geschichten zu hören und in ihrer Fantasie dazu Bilder zu erschaffen.“
Zwar seien Märchen und Gespenstergeschichten meist grausam, allerdings beinhalten sie oft auch eine Botschaft. Beispielweise, gut zu sein, da man ansonsten als ewig Verdammter zwischen dem Geisterreich und der hiesigen Welt umherspuken muss. Keller: „Geschichten geben auch Hoffnung. Zum Beispiel, dass man zusammen mit Freunden Probleme bewältigt und am Ende das Gute siegt.“
Gruselige Orte zu Halloween: Vor allem im Zabergäu soll es spuken
Als ehemaliger heidnischer Kult-Ort biete laut Erzählerin Stefanie Keller etwa der Michaelsberg in Cleebronn Stoff für schauerliche Stunden. Aus ihren Quellen hat die Erzählerin aber auch weniger bekannte Orte der Region ausgewählt, an denen es spuken soll und die man als zartbesaiteter Zeitgenosse gerade heute Abend besser meidet.
Ebenfalls bei Cleebronn thront das Schloss Magenheim. Das einst dort lebende Adelsgeschlecht im Zabergäu soll grausam und ungerecht gewesen sein. Beispielsweise stellten die Magenheimer Gefangene auf eine Mauer des Schlosses – und stürzten sie in die Tiefe. Einer der schrecklichen Barone soll heute als Strafe in Gestalt eines weißen Hundes umhergeistern.

Keine zehn Kilometer von Schloss Magenheim entfernt, bei Güglingen, liegt die Burgruine Blankenhorn. Dort soll vor vielen Jahren ein grausamer Ritter gelebt haben, der nur eines im Sinn hatte: Die Umgebung zu beherrschen. Dafür soll er die Magenheimer um Hilfe gebeten haben. Da die Unterstützung ausblieb, überfiel der Blankenhorner das Cleebronner Schloss und entführte eine Magd, die er heiraten wollte. Als die Frau sich weigerte, ließ er sie einmauern. Auch dieser Ritter soll als fahler Höllenhund mit feurigen Augen seit Jahrhunderten zwischen der Burg und dem Schloss umhergeistern.

Scheintote bei Beerdigung in Leonbronn?
Am 8. März 1754 soll Maria Dorothea Baumeister in Leonbronn gestorben sein. Als der Totengräber den Sarg im Grab unterbringen wollte, hörte er ein Klopfen aus dem Innern. Anstatt das Grab wieder auszuschaufeln, rannte er davon, um Menschen zu suchen, die seinen Eindruck bestätigen. Als 45 Minuten später eine Gruppe zusammenkam, war aus dem Sarg nichts mehr zu hören. Sollte die Frau noch gelebt haben, war sie wohl in der Zwischenzeit erstickt.
Auf dem Ottilienberg bei Eppingen befand sich einst ein Frauenkloster. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde es zerstört, nachdem die Nonnen Geld und Glocke vergraben hatten und geflüchtet waren. Dort, wo der Schatz angeblich verborgen war, sollen später eine weiße Frau und eine weiße Ziege als Geister umhergegangen sein. Wegen dieses Spuks soll der Ottilienberg lange unbewohnt geblieben sein.

Kopfloser Reiter im Leintal erinnert an Grusel-Film „Sleepy Hollow“
Ein gräflicher Unhold soll auch auf Schloss Liebenstein bei Neckarwestheim Schandtaten verübt und Männer zu Tode gemartert haben, indem er ihnen die Bärte ausriss. Nach dem Tod des Grafen wagte lange niemand, das Schloss zu bewohnen. Als sich eines Nachts 20 Soldaten das Schloss als Quartier ausgesucht hatten, wurden sie von einem langbärtigem Mann in schwarzem Mantel gestört. Er befahl den Soldaten, sich hinzusetzen, um ihnen die Bärte zu schneiden. Nachdem alle Bärte gestutzt waren, soll der geheimnisvolle Barbier mit einem fürchterlichen Geheul verschwunden sein, Am nächsten Morgen hatten alle Soldaten ihre Bärte wieder.

Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs in den Jahren 1688 und 1689 soll der schreckliche französische General Ezéchiel de Mélac seine Feinde gequält haben. Mittlerweile soll sein Geist auch im Leintal und Zabergäu umherspuken: Zur Strafe für seine Gewalttaten findet die Seele des Generals keinen Frieden – und deshalb muss er im Herbst, mit seinem Kopf unter dem Arm, auf einem Pferd durch die Nacht reiten.
Diese Geschichte erinnert an den Film „Sleepy Hollow“ mit Johnny Depp, der bei manchen Gruselfans am Halloween-Abend zum Pflichtprogramm zählt. Wer auf Nummer sicher gehen will, findet aber auch in Weinsberg-Grantschen ein liebevoll zum Horror-Haus umdekoriertes Eigenheim.

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