„Spielen für guten Zweck“ – Festival Haigern Live bei Talheim startet im Juli
Von 25. bis 28. Juli 2025 spielen wieder bekannte Stars und regionale Musiker beim Festival Haigern Live in Talheim. Im Interview sprechen die Macher über Kritik an den Preisen, steigenden Kosten, den hohen Aufwand und den guten Zweck, der hinter dem Festival steht.
Das Festival Haigern Live bei Talheim gehört zu den beliebtesten Musik-Events im Raum Heilbronn. Das zeigt auch das Ergebnis des jüngsten Heilbronner Festwettbewerbs, bei dem das Open-Air erneut auf dem ersten Platz landete. Keine zwei Monate dauert es, bis der Berg wieder bebt: Von 25. bis 28. Juli 2025 spielen Bands zum 15. Mal für den guten Zweck, alle Einnahmen kommen den Kinderfreizeiten auf dem Haigern zugute.
Bereits im vergangenen Jahr wurden Nico Santos als Headliner am Samstag und Joris als Headliner am Sonntag bekanntgegeben. Am Montag stehen Welshly Arms, BAC und Toni Mogens auf der knapp 25 Meter breiten Bühne.
Haigern Live im Juli 2025: „Da hat man an einem Abend vom Newcomer bis zum Superstar alles auf der Bühne“
In den sozialen Netzwerken gibt es immer wieder Kommentare, dass die Ticketpreise für Haigern Live mittlerweile zu hoch sind. Können Sie das nachvollziehen?
André Späth: Nicht wirklich. Nehmen wir mal den Samstag, an dem Nico Santos als Hauptact auf der Bühne steht. Dasind wir mit den Tickets im Vorverkauf bei 39 Euro gestartet, aktuell sind wir in der Preisstufe drei bei 49 Euro. Wenn man zu einem Konzert von Nico Santos geht, zahlt man so um die 65 bis 75 Euro nur für ihn, bei uns gibt es am Samstag aber drei Acts mehr. Da hat man an einem Abend vom Newcomer bis zum Superstar alles auf der Bühne. Und für die 65 Euro bekommt man bei uns ein Festivalticket für alle Tage im Vorverkauf.
Benjamin Hoch: Wir wollen Haigern Live weiter für eine breite Masse zugänglich machen, daher bleiben wir deutlich unter den üblichen Marktpreisen. Wir sind ein Festival für die ganze Familie, deshalb zahlen Personen unter 14 Jahren grundsätzlich keinen Eintritt. Und am Stimme-Familiensonntag ist der Eintritt für alle frei. Da gibt es neben Musik von morgens bis abends auch ein großes Kinderprogramm. Das wird leider gerne vergessen.
Ticketpreise bei Haigern Live bleiben im Vergleich zu Einzelkonzerten moderat
Immer wieder ist zu lesen, dass die Kosten rund um Festivals immer weiter steigen. Wie ist der Trend bei Haigern Live?
Robin Frank: Wir können uns dem nicht entziehen. Nach der Corona-Pandemie sind die Kosten förmlich explodiert. Allein die Bühne kostet gut das Doppelte wie zuvor. Durch die höheren Besucherzahlen benötigen wir zum Beispiel auch mehr Security, das kostet einfach Geld. Und das sind Kosten, bei denen man nur wenig Möglichkeiten hat, um noch zu sparen. Die Menschen erwarten in der heutigen Zeit von Kulturveranstaltungen eine Qualität. Und da denke ich bieten wir mit der Mischung aus Musik, Ambiente, Essen und Trinken etwas Einmaliges im Großraum Heilbronn.
Späth: Wir wollen auch etwas Gutes tun für die Region. Gerade in Zeiten, in denen es einige Festivals wie Blacksheep oder Gaffenberg nicht mehr in dem Umfang wie früher gibt.
Haigern Live: Großteil der Kosten entsteht durch Bühne, Technik und Sicherheit
Wie schwer ist es, an große Künstler zu kommen?
Moritz Radbruch: Es wird zunehmend schwieriger. Zum einen gibt es andere große Veranstaltungen in der Nähe wie zum Beispiel das Würth Open Air oder das Glücksgefühle-Festival. Zum anderen besteht die Herausforderung, einen bekannten Künstler zu engagieren, der eine gewisse Masse anzieht – der aber zugleich eine Gage erhält, die es uns ermöglicht, die Preise auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau zu halten.
Späth: Wir hatten ja auch schon Milow da vor ein paar Jahren. Da hat es einfach gepasst, weil wir auf dem Weg von einem Gig zum anderen auf der Strecke gelegen sind. Manchmal muss man auch Glück haben.
Radbruch: Grundsätzlich ist es schon zunehmend schwieriger, ein gutes Line-Up auf die Füße zu stellen. Wir wollen eine breite Masse ansprechen. Am Montag zum Beispiel kommt in diesem Jahr BAC zu uns. Der ist eher aus der Tiktok- und Instagram-Szene bekannt. Oder Janine, die am Montagabend spielt: Die war beim ESC-Vorentscheid dabei und steht jetzt zum ersten Mal bei einem großen Festival auf der Bühne.
Frank: Viele Festivals gibt es nicht mehr, viel mehr Sängerinnen und Sänger sind auch als Solokünstler unterwegs, das macht alles wettbewerbsintensiver. Grundsätzlich kann man auch beobachten, dass der Trend bei Konzerten immer weiter hin zu mehr Show geht. Wir müssen da auch mit der Zeit gehen. Aber wenn man sich so in der Kulturlandschaft umschaut, haben wir sehr humane Preise insgesamt.
In den Anfangsjahren haben nur Coverbands gespielt.
Späth: Das stimmt. Und auch heute treten noch Coverbands und Nachwuchskünstler auf. Aber wir haben uns bewusst dazu entschieden, auch namhafte Künstler auf den Haigern zu holen. Der Großteil der Kosten kommt aber nicht von den Stars, sondern vom Drumherum: Bühne, Technik, Sicherheit. Wenn die Organisation und Durchführung des Festivals nicht durch ehrenamtliche Helfer laufen würden, könnten wir es gar nicht auf die Beine stellen. Unser altes Konzept würde nicht mehr funktionieren. Denn die Kosten drumherum sind da – ob mit oder ohne große Namen.

Ehrenamt als Rückgrat: Ohne 250 freiwillige Helfer wäre das Haigern-Live-Festival nicht möglich
Geht der eigentliche Zweck des Festivals eurer Ansicht etwas unter?
Hoch: Das mag sein. Ich glaube, viele denken, dass wir ein kommerzielles Festival sind, weil alles sehr professionell wirkt. Es gilt aber weiter unser Motto „Spielen für einen guten Zweck“. Jeder Euro, den wir einnehmen, kommt den Kinderfreizeiten auf dem Haigern zugute. Dadurch können wir auch Kindern aus sozial schwächer gestellten Familien zwei schöne Ferienwochen auf dem Haigern ermöglichen und immer wieder in das Gelände investieren. In den vergangenen Jahren konnten wir durch Einnahmen aus dem Festival dafür rund 200.000 Euro einsetzen.
Wie wurde das Geld investiert?
Hoch: Allein für Spielgeräte haben wir rund 120.000 Euro gesetzt. Zudem haben wir einen Bauwagen als Materiallager und einen Sanitätswagen für die Versorgung kleiner Verletzungen angeschafft. Das sind zusammen fast 53.000 Euro. Und für die Förderung für Kinder aus benachteiligten Familien haben wir etwa 40.000 Euro benutzt. Dazu kommen jedes Jahr Renovierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen für das Gelände der Kinderfreizeiten.
Wie groß ist der Aufwand, das Festival auf die Beine zu stellen?
Späth: Dafür sind jedes Jahr rund 250 Helfer ehrenamtlich im Einsatz. Aber nicht nur während des Festivals. Wir haben durch die Hanglage eine komplizierte Infrastruktur und müssen einen hohen Aufwand betreiben. Auf- und Abbau nehmen jeweils zwei Wochen (insgesamt) in Anspruch, die meisten müssen dafür Urlaub nehmen. Zumal die Organisation das ganze Jahr über läuft. Da gehen viele Abende und Wochenenden drauf.

Ziel: Ausverkaufte Abende am Freitag und Samstag – Stimme-Sonntag bleibt kostenlos
Die Menschen entscheiden sich oft immer kurzfristiger, ob sie zu einer Veranstaltung gehen oder nicht. Beobachten Sie diese Entwicklung auch bei Haigern Live?
Frank: Ja und nein. Es gibt natürlich schon einige, die bis kurz vorher abwarten wollen, ob das Wetter mitmacht. Andererseits spüren wir auch einen guten Zuspruch für unsere vergünstigten Preise im Vorverkauf. Wir sind auch auf den Vorverkauf angewiesen, um laufende Kosten zu bedienen. Das gibt uns ein Stück weit Sicherheit, denn allein auf die Abendkasse können wir nicht setzen. Wenn es richtig stark regnet, kommt keiner. Die Kosten haben wir aber trotzdem.
Wie viele Besucher müssen kommen, damit ein gutes Ergebnis erzielt wird?
Späth: Freitag und Samstag sollte voll sein, das heißt bei uns rund 8000 Besucher. Sonntag und Montag sollten ebenfalls nicht ins Wasser fallen. Dann hängt es natürlich auch stark davon ab, wie gut die gastronomischen Angebote genutzt werden. Und nicht zu vergessen: Beim Stimme -Familiensonntag ist der Eintritt frei, das ist uns sehr wichtig. Aber der Sonntag muss natürlich über die restlichen Tage finanziert werden.
Festival Haigern live 2025: Ticketpreise für Freitag starten bei 26 Euro
„Uns ist nach sehr wichtig, dass wir den Zugang zum Festival einer breiten Masse zugänglich machen“, sagt Daniel Friedrich vom Organisationsteam. Tickets für den Freitag, an dem als Haupotact Vanessa Mai auftritt, sind im Vorverkauf aktuell für 26 Euro erhältlich. „Wir staffeln unsere Preise“, erklärt Benjamin Hoch vom Organisationsteam. „Wenn das jeweilige Ticketkontingent weg ist, gibt es eine neue höhere Preisstufe. Damit belohnen wir Besucher, die sich schon früh ihr Ticket sichern.“
Am Stimme-Familiensonntag ist der Eintritt frei, Kinder bis einschließlich 13 Jahren haben freien Eintritt in Begleitung eines Erziehungsberechtigten mit gültiger Karte. Tickets gibt es auf www.haigernlive.de.