Kochendorfer Doppelmordprozess: Ex-Kollege berichtet von Kopfstoß aus heiterem Himmel
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Im Januar soll ein 53-Jähriger in der Bad Friedrichshaller Firma Hänel zwei Kollegen erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben. Im Heilbronner Landgericht berichteten am Dienstag frühere Kollegen von Problemen mit dem Angeklagten.
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Einem Faustschlag aufs Auge folgte offenbar unmittelbar danach ein Kopfstoß gegen die Nase. Ein früherer Kollege des Angeklagten im Doppelmordprozess sprach am Dienstag, 30. September, vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts von einem „völlig überraschenden Angriff“ an seinem Arbeitsplatz. Täter soll der Angeklagte B. aus Seckach gewesen sein. Als er vor Jahren in einer Rosenberger Firma gearbeitet habe. Die Folge waren ein blaues Auge und eine blutende Nase.
Doppelmordprozess in Heilbronn: Ex-Kollege berichtet von Schlägen „aus heiterem Himmel“
Die Schläge ins Gesicht seien wie aus heiterem Himmel gekommen, so der 49 Jahre alte Industriemechaniker. Als er gerade mit einem Hubwagen beschäftigt gewesen sei, habe er B. aus dem Augenwinkel kommen sehen. Die Hand zum Gruß habe er noch gereicht, da habe der Angeklagte auch schon zugeschlagen. Ohne vorher auch nur ein Wort zu sagen. „Ich war völlig überrumpelt.“
Bis dahin habe der Industriemechaniker eigentlich ein gutes Verhältnis zum Angeklagten gehabt. Später habe er erfahren, B. soll ihn geschlagen haben, weil er ihn für homosexuell gehalten haben soll.
Doppelmordprozess in Heilbronn
Im Prozess gegen den 53 Jahre alten Angeklagten aus Seckach klagt die Staatsanwaltschaft unter anderem zweifachen Mord und versuchten Mord an. Am 7. Januar soll der Beschuldigte um 17.43 Uhr zwei Kollegen im Pausenraum der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel erschossen und einen weiteren schwer verletzt haben. Obwohl sich der schwarz gekleidete Täter vermummt hatte, verdächtigten die Beschäftigten sofort den Angeklagten. Die ballistische Auswertung eines Sachverständigen für Schusswaffen kam zu dem Ergebnis, dass die Schüsse im Pausenraum von der halbautomatischen Pistole des Angeklagten stammten. Der Angeklagte hatte mittlerweile über einen seiner beiden Anwälte mitteilen lassen, dass er sich weder an den Zeitraum rund um die Tat noch an die Tat selbst erinnern könne.
Zeugen in Heilbronn: Beschuldigter sei immer wieder aggressiv geworden.
Der Vorfall liege mittlerweile neun oder zehn Jahre zurück. Aber an die „leeren Augen“ des Beschuldigten könne er sich noch gut erinnern. „Er war verwirrt. Es machte nicht den Anschein, dass er wusste, was er tat“, sagte der Zeuge. „Er tat mir fast leid“, sagte der Ex-Kollege. B. wurde daraufhin der Arbeitsplatz gekündigt.
Das Muster schien in beinahe jeder Firma, in der der Angeklagte vor seiner Beschäftigung in der Bad Friedrichshaller Zahnradfabrik Hänel gearbeitet hatte, ähnlich gewesen zu sein. Zunächst beschreiben mehrere ehemaligen Kollegen den Beschuldigten als ruhig und in sich gekehrt. Mit der Zeit sei der Beschuldigte aber immer wieder aggressiv geworden.
Ex-Kollege über Beschuldigten: „Man durfte ihm nicht sagen, was ihm nicht gefällt“
„Bei Fehlern dachte er, die Geschäftsleitung hätte Fehler eingebaut, um ihn zu manipulieren“, so ein Zeuge. „Am Ende war er schnell auf 180.“ Ein Ex-Kollege des Beschuldigten aus wieder einer anderen Firma bestätigt: „Man durfte ihm nicht sagen, was ihm nicht gefällt. Dann ist er gleich hochgegangen.“
In der Bad Friedrichshaller Fabrik Hänel soll der Angeklagte zwei Kollegen erschossen haben. Schwierig waren offenbar auch die Arbeitsverhältnisse in anderen Firmen.
Foto: Seidel, Ralf
Auch andere ehemalige Kollegen des unter anderem wegen Doppelmordes angeklagten Seckachers berichteten von Zwischenfällen. So habe er unter anderem einen Schichtleiter auf dem Gang angerempelt. In wieder einer anderen Firma soll er seine Stirn an die Stirn eines Kollegen gedrückt haben, weil der ihm gesagt habe, er solle die elektrische Ameise woanders hinstellen, erzählte der Betroffene. Nach diesem Vorfall habe der Angeklagte gekündigt, sagte der Montageleiter des damaligen Arbeitgebers von B.
Doppelmordprozess in Heilbronn: Ehemalige Kollegin spricht von Angst
Bei Kritik sei er schnell aufbrausend gewesen, sagen mehrere Ex-Kollegen aus unterschiedlichen Firmen. Aggressiv reagiert habe er sogar, als eine Mitarbeiterin in der Personalabteilung nach seinem Schwerbehindertenausweis gefragt habe. „Ich wollte danach nicht mehr mit ihm reden“, sagte die Sachbearbeiterin im Zeugenstand. „Ich hatte einfach ein schlechtes Gefühl.“
Regelrecht Angst vor dem Angeklagten hatte offenbar eine weitere ehemalige Kollegin, die mit B. in einer Schicht arbeitete. Bedrohlich aufgebaut habe er sich vor ihr, wenn sie ihn auf Fehler hingewiesen habe. Später sei ihr Auto zerkratzt gewesen. „Ich hatte einen Verdacht geäußert, konnte es aber nicht nachweisen.“ Am Ende sei das schwierige Verhältnis so weit gegangen, dass sie sich wegen ihm habe zwei Wochen krankschreiben lassen. „Niemand hat mir geholfen“, sagte die Zeugin. Auch bei einem weiteren Mitarbeiter dieser Firma sei das Auto zerkratzt worden.
Probleme gab es offenbar auch bei einer Umschulung zum CNC-Fräser und -Dreher unmittelbar bevor der Angeklagte bei der Zahnradfabrik Hänel angefangen hat. Dabei soll er eine Beschwerde über einen syrischen Ausbilder geschrieben haben, nachdem der ihn aufgefordert hatte, andere Umschüler nicht zu bewerten. In dem Schreiben bezeichnete B. den Ausbilder offenbar unter anderem als „asozial“.
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