„Enteignung durch die Hintertür“: Empörte Leser-Reaktionen auf Grundsteuer-Reform
Die Grundsteuer-Reform wird kontrovers diskutiert. Viele Leser aus Heilbronn und der Region ärgern sich über Mehrkosten und Folgen für Rentner – es gibt aber auch den Ruf nach Sachlichkeit.
Kaum sind die ersten Bescheide verschickt, schon ist der Ärger groß: Die Kritik an der Grundsteuer-Reform reißt auch in Heilbronn und der Region nicht ab. Eine Flut von Eigenheimbesitzern aus Stadt- und Landkreis meldet sich nicht nur bei ihrer jeweiligen Kommune, sondern auch via Leserbrief bei der Heilbronner Stimme. Denn für einige bedeutet die Reform spürbare Mehrkosten.
Auch in den sozialen Medien teilen Stimme-Leser ihre Meinung zur Grundsteuer. Während bei vielen große Aufregung und Verständnislosigkeit herrscht, halten andere die Reform gar nicht mal für schlecht.
Heilbronner Reaktionen auf Grundsteuer-Reform: Große Sorge um Rentner
Binnen weniger Stunden sind auf der Stimme-Facebookseite mehr als 1000 Kommentare zur Grundsteuer-Reform eingegangen. Viele Leser machen darin ihrem Ärger über den Preisaufschlag Luft, der einige Bürger in der Region trifft.
Ein Nutzer schreibt: „So kann man auch jemanden durch die Hintertür enteignen, indem er sich das einfach nicht leisten kann.“ Und weiter: „Schlimm sowas, wenn man ein ganzes Leben dafür gearbeitet hat, sich einen gewissen Wohlstand aufgebaut hat und das einfach so verliert, weil der Staat den Hals nicht voll bekommt.“
Eine andere Nutzerin hat ebenfalls vor allem die Senioren im Blick. „Was ist mit den zahlreichen alten Leuten, die in ihren Häusern mit großen Grundstücken sitzen und verkaufen müssen, weil sie das Geld nicht aufbringen können? Das ist ein Witz.“
Heilbronner Reaktionen auf Grundsteuer-Reform: Leserin spricht von „Zumutung“
Die teils höheren Kosten wegen der Grundsteuer-Reform bereitet vielen Lesern Sorge. „Und wenn man die laufenden Kosten nicht mehr zahlen kann, wird man gezwungen zu verkaufen?“, fragt ein Nutzer. Und weiter: „Eine Familie, die zur Miete ein kleines Haus mit Garten bewohnt, muss dann umziehen, weil die Nebenkosten explodieren?“ Denn Vermieter können die Grundsteuer in voller Höhe über die Nebenkosten auf Mieter umlegen.
Von einer „enormen finanziellen Belastung“ schreibt eine weitere Nutzerin. Sie schreibt, dass die Ilsfelder Bürger zum Teil mit einer Erhöhung von mehr als 60 Prozent konfrontiert seien. „Das ist eine absolute Zumutung.“ Viele junge Familien mit Eigenheim seien ohnehin bereits verschuldet, schreibt sie weiter. Sie fordert: „Der Hebesatz muss nach unten korrigiert werden und das sofort.“
Heilbronner Reaktionen auf Grundsteuer-Reform: „Nie für alle gerecht“
Neben zahlreichen empörten Kommentaren gibt es auch Nutzer, die die Kritik nicht nachvollziehen können. Einer schreibt, seine Gemeinde habe den Hebesatz „wie ursprünglich angekündigt so festgelegt, dass unter dem Strich nicht mehr Grundsteuer eingenommen wird“. Der Eine würde mehr, der Andere weniger zahlen als vorher. „Niemand findet es gut, mehr zu zahlen, aber sachlich bleiben wäre schon gut.“
Eine andere Leserin wundert sich: „Ich kenne bis jetzt niemanden, der wesentlich mehr zahlen muss.“ Sie schildert, dass sie im Jahr lediglich zwölf Euro mehr zahlen müsse. „Eine Bekannte zahlt sogar 30 Euro weniger im Jahr.“
Bei jeder Reform gebe es „Gewinner und Verlierer“, schreibt eine Leserin. Diese könne man nie für alle gerecht umsetzen. „Vielleicht haben auch die, welche jetzt mehr zahlen, die ganze Zeit zu wenig bezahlt und andere hatten das Nachsehen, um es mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“
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Kommentare
Jochen-Simon Schmid am 23.01.2025 15:26 Uhr
Die Diskussion um die Erhöhung ist in vielen Bereichen populistisch. Viele Aussagen werden nicht eingeordnet. Von Enteignung zu sprechen ist ein Hohn für Menschen die wirklich noch Enteignungen erleben mussten. Hier besitzen Menschen wertvolle Grundstücke, dafür ist eine Steuer fällig.
Wer die reine Steigerung sieht (auch ich kenne Steigerung von 50 auf 900 € pro Jahr im Umfeld Heilbronns) muss sich gewahr werden: er wurde dann in den letzten Jahrzehnten falsch berechnet! Wenn in einem kleinen Ort in Hohenlohe schon seit Jahrzehnten für die gleiche Größe 350 € gezahlt wurde muss man sich im Raum Heilbronn schon ehrlich machen, was das eigene Grundstück wert ist.
Die Änderung war notwendig, weil Gerichte festgestellt haben, dass die Berechnung seit Jahrzehnten ungerecht ist. Die Politik musste diesen Vorgaben folgen und ihre Gesetzgebung muss nun auch wieder rechtssicher sein.
Aber diese Thema lässt sich populistisch prima ausschlachten, Politikbashing und -verdrossenheit schüren. Und die Medien machen schlagzeilenversessen mit - statt einzuordnen, wie es ihre Aufgabe wäre.